Eine Schneekanone am Skigebiet Sudelfeld mit der Aufschrift "Hubsi", benannt nach Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Im Hintergrund verschneites Bergpanorama.
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Die Sudelfelder Schneekanone "Hubsi", benannt nach Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.

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Schneekanone "Hubsi": Eiskaltes Sudelfeld-"Zuckerl" für Aiwanger

Das Nockherberg-Singspiel vom Freitag hat Folgen - besonders für den bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Eine Schneekanone am Sudelfeld trägt jetzt seinen Namen. Wie es dazu kam und warum sich Aiwanger dieses "Zuckerl" verdient hat.

Im Nockherberg-Singspiel am vergangenen Freitag sind die wichtigsten bayerischen Polit-Stars sauber derbleckt worden. Gestrandet auf einer einsamen Insel hatten die Darsteller von Söder, Scholz, Aiwanger, Habeck, Lindner, Schulze und anderen schließlich eine Fata Morgana: Sie sahen Angela Merkel in Gestalt von Antonia von Romatowski in einem Gummiboot auf den Wellen an sich vorbeischaukeln. Getragen vom Meer des Publikums trällerte die Darstellerin der ehemaligen Kanzlerin Edith Piafs Chanson "Non, je ne regrette rien", um auszudrücken, dass sie eben nichts bedauert.

Und dann beschrieb sie, wie das politische Leben in Deutschland ohne die auf der Insel gestrandeten Polit-Promis weiterging: Man habe die Gestrandeten einfach abgeschrieben, rief sie. Aber "Team Bayern" werde doch vermisst?, empörte sich daraufhin Söder-Darsteller Thomas Unger. "Geht so", raunzte die falsche Merkel - und weiter: "Am Sudelfeld haben sie jetzt eine Schneekanone nach Hubert Aiwanger benannt!"

Video: Ein "kleines Zuckerl" für Aiwanger

Gestrandet auf einer einsamen Insel haben Söder, Scholz, Aiwanger, Habeck, Lindner, Schulze und andere schließlich eine Fata Morgana: Sie sehen Angela Merkel.
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Angela Merkel im Gummiboot auf dem Nockherberg

1,9 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten Starkbierprobe und Nockherberg-Singspiel am Freitagabend live an den Bildschirmen, viele weitere riefen die Höhepunkte in der Mediathek ab oder schauten die Wiederholung am Samstag.

Kurz danach, am Sonntag, stand der Entschluss der Geschäftsführung des Skigebiets Sudelfeld fest, tatsächlich eine Schneekanone nach Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger zu benennen. Der habe sich "wahnsinnig eingesetzt für uns", sagt die Sprecherin Katarina Wallner zur Begründung, und man hört ihr den Spaß an, wenn sie am Telefon erklärt, diese Benennung habe sich der Wirtschaftsminister "als kleines Zuckerl" verdient.

Aiwanger: "Kein radioaktiver Abfall" aus der Schneekanone

Tatsächlich hatte sich Aiwanger dafür stark gemacht, die staatliche Förderung für Schneekanonen beizubehalten und hatte Kritik von Umweltschützern an dieser Entscheidung hart zurückgewiesen: "Jetzt schießt man sich im wahrsten Sinne des Wortes auf die Schneekanone ein", so Aiwanger im Dezember, die sei jetzt die Ursache allen Übels, aber "das ist ja kein radioaktiver Abfall, der da rausgeschossen wird aus dieser Kanone".

"Hubsi" sei eine der größten der 140 Schneekanonen im Skigebiet - und "sie steht ziemlich zentral, wo jeder vorbeikommt", berichtet der Geschäftsführer der Bergbahnen Sudelfeld, Egid Stadler, der Nachrichtenagentur dpa. Ohne die Schneekanonen, so sagt Stadler, ginge in dieser Saison nichts mehr. "Wir haben alle Pisten, die beschneit sind, in Betrieb - und alle, die nur Naturschnee haben, sind nicht mehr befahrbar."

Kritik von Umweltschützern: Hoher Wasser- und Energieverbrauch

Umweltschützer kritisieren vor allem den hohen Wasser- und Energieverbrauch der künstlichen Beschneiung. Das private Forschungszentrum Eurac in Bozen wartet mit Zahlen auf: Alpenweit sind zeitweise mehr als 80.000 Schneekanonen in Betrieb und beschneien knapp 100.000 Hektar Skipisten.

Der Wasserverbrauch dafür liegt bei rund 280 Millionen Kubikmetern. Das entspricht in etwa der dreifachen Menge dessen, was München in einem Jahr verbraucht. Der Stromverbrauch erreicht rund 2.100 Gigawattstunden (eine Million Kilowattstunden). Das entspricht 500.000 Haushalten, in etwa dem Verbrauch von Nürnberg. Während in Südtirol über 90 Prozent der Pisten künstlich beschneit werden, ist die Lage in Bayern deutlich zurückhaltender: Hier sind es rund 26 Prozent der Skipisten.

Schneekanone Hubsi zwischen Walleralm und Speckalm

Derweil kommt es am Sudelfeld offenbar schon zu Begegnungen zwischen Skisportlern und der Schneekanone "Hubsi". "Bei besten Pistenbedingungen wurde 'Hubsi' im Bereich Walleralm und Speckalm von Skifahrern gesichtet. Ob es noch zu einer offiziellen Patenschaft von Hubert Aiwanger kommen wird, wurde von der Pressestelle Sudelfeld nicht bestätigt", heißt es in einer Pressemeldung des Skigebiets.

Grüne, Deutsche Umwelthilfe und Bund Naturschutz wird Schneekanone "Hubsi" vom Sinn künstlicher Beschneiung freilich so wenig überzeugen wie Aiwanger selbst das konnte. Und so wird bis zu einem Ende des Streits wohl noch viel Wasser die Pisten hinabfließen, wenn nicht Schneekanone "Hubsi" Kunstschnee daraus herstellt. Aber spätestens wenn die Alpenblumen blühen, ist das dann Schnee von gestern.

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