Ein Firmengelände in Zwiesel
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In Zwiesel sprach Minister Hubert Aiwanger mit Betroffenen der ostbayerischen Glasbranche

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Aiwanger fordert: Gas in Glashütten nicht ausschalten

In der Glas- und Porzellanindustrie arbeiten rund 3.500 Menschen. Ihre Arbeitsplätze hängen davon ab, ob weiterhin Gas in die Fabriken fließt. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger fordert vom Bund, die Branche in der Energiekrise zu unterstützen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hatte heute auf Einladung des "Netzwerkes Glas" im Landkreis Regen ein Krisengespräch mit dem Unternehmen "Zwiesel Kristallglas" - mit rund 700 Arbeitsplätzen einer der größten Betriebe der Region.

Zwiesel Kristallglas: Ohne Gas stehen die Glasöfen still

Firmenchef Andreas Buske schilderte eindringlich, dass ohne Gas die Glasöfen mit den großen Produktionswannen still stehen. Sie werden ausschließlich mit Erdgas betrieben. Das Unternehmen verbraucht rund dafür 110 Gigawatt Gas pro Jahr. Bei rund 1.500 Grad wird aus den Rohstoffen die Glasmasse hergestellt. Bei mehr als 1.000 Grad werden dann pro Jahr rund 65 Millionen Gläser und andere Artikel für Kunden in 130 Ländern produziert. Ein abruptes Abschalten der Glasöfen würde die Glasöfen irreparabel kaputt gehen lassen. Die Steine zerspringen, die Gewölbe im Ofen stürzen ein. Das könne man nur verhindern, wenn die Temperatur über zwei bis drei Wochen langsam abgesenkt wird. Dann rette man aber nur die teuren Öfen, aber nicht die Produktion und die Arbeitsplätze.

  • Zum Artikel: Bei Gasstopp: Bayerische Glasindustrie unter Druck

Glasbranche hat keine Alternative zum Gas

Ein dauerhaftes Umstellen des Ofenbetriebs auf Öl oder andere Energieformen ist momentan technisch nicht möglich, sagte Firmenchef Andreas Buske. Möglich wäre höchstens eine teilweise Umstellung auf Strom. Aber das sei zu teuer und das Stromnetz ebenfalls instabil. Zu alternativen Energieformen sagte er, alleine das Unternehmen "Zwiesel Kristallglas" bräuchte 18 bis 24 Windräder, um damit die nötige Energie für die Produktion herzustellen, dazu leistungsfähige Speicher für die Zeit, wenn der Wind nicht weht.

Aiwanger: Glasbranche darf nicht abgehängt werden

Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger forderte in Zwiesel, die Glasbranche müsse "vorne mit dabei" sein, wenn es zu einer Priorisierungsdebatte beim Gas kommt. Das müsse man dem Bund klar machen, der im Ernstfall entscheidet, wer noch Gas bekommt und wer nicht mehr. Der Politiker erneuerte seine Kritik an der aktuellen Krisenpolitik in Berlin. Schon jetzt und nicht erst im Winter müsse der Bund dafür sorgen, dass viel mehr Gas eingespart wird. Branchen, in denen man auf andere Energieformen umstellen könne, müssten mit staatlicher Hilfe so bald wie möglich umstellen, zum Beispiel auf Öl, Pellets, Solar oder Holz. Das gelte auch für Privathaushalte. Dann könne man das Gas für die Bereiche reservieren, die eben nicht umstellen können - wie zum Beispiel die Glasindustrie.

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Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (l.) mit Firmenchef Andreas Buske.

Forderung nach Weiterbetrieb der Atomkraftwerke

Der Politiker erneuerte heute auch seine Forderung nach einem Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke. "Wir können heute in großem Ausmaß Gasstrom durch Atomstrom ersetzen und auf diese Weise die Gasspeicher füllen." Es gehe nicht an, dass momentan weiterhin mit Gas Strom produziert wird, "weil man damit Geld verdienen kann", etwa indem man ihn ins Ausland verkauft. "Wir verballern momentan 15 Prozent Gas für Strom, der dann nach Frankreich verkauft wird", wo viele Atomkraftwerke momentan ausgefallen seien.

Glas: Es geht nicht nur um Trinkgläser

Vom einem Sprecher des "Netzwerkes Glas" hieß es bei dem Gespräch in Zwiesel, es gehe in der ostbayerischen Glasindustrie nicht nur um Trinkgläser. Es gehe auch um die Produktion von Medizinprodukten, zum Beispiel Fläschchen für Impfstoffe, die das Unternehmen Schott in Mitterteich herstellt. Auch die Optikindustrie sei auf den Rohstoff Glas angewiesen. Das Unternehmen Qioptic zum Beispiel beschäftigt in Regen 300 und in München 600 Menschen. Der Firmenchef von "Zwiesel Kristallglas" fordert die Politik auf, die Arbeitsplätze der Branche zu retten. Wenn die Produktion in Deutschland steht, würden Mitbewerber aus anderen Ländern das Geschäft übernehmen. Man könne dann nach der Energiekrise nicht mehr einfach von vorn anfangen, "weil die Kunden weg sind".

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