Hauptmann "EMIL" rollt mit seinem Eurofighter in Startposition. Ab dem 12. Juni wird er am Manöver "Air Defender" teilnehmen.
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Hauptmann "EMIL" rollt mit seinem Eurofighter in Startposition. Ab dem 12. Juni wird er am Manöver "Air Defender" teilnehmen.

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"Air Defender": Luftwaffengroßmanöver beginnt in einem Monat

Am 12. Juni beginnt "Air Defender". Das Manöver gilt als größte Luftwaffenübung in Europa seit 1990. Auch über Bayern steigen dann Kampfflugzeuge auf. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

In einem Besprechungsraum stehen Eurofighter-Piloten der Luftwaffe beisammen. Es ist der Moment für letzte Anweisungen vor dem Start. Unter ihnen ist Hauptmann "EMIL", so lautet der Funk-Rufname des Piloten. Er und seine Kameraden sollen in wenigen Minuten zu einem Übungsflug aufbrechen, um den Luftkampf gegen einen feindlichen Jet zu trainieren.

Dann folgt Routine: "EMIL" schlüpft in die spezielle Pilotenkleidung, greift zum Helm. In den Minuten vor dem Flug sei jeder "in seinem Tunnel", sagt er: "Man geht noch ein oder zwei Sachen durch. Alles in allem ist aber alles gesagt und alles besprochen. Es geht los!"

Die Piloten starten vom Flugplatz Lechfeld aus. Er liegt vor den Toren Augsburgs. Übergangsweise nutzt ihn derzeit das Geschwader von "EMIL". Eigentlich sind die Männer und Frauen in Neuburg an der Donau stationiert, nun aber brechen sie von hier aus zu ihren Missionen auf.

US-Maschinen kommen nach Schwaben

So wie der Hauptmann jetzt die Triebwerke seines Jets startet, werden das in vier Wochen US-amerikanische und griechische Piloten auf dem Lechfeld tun. Dann wird der Flugplatz zu einem der Dreh- und Angelpunkte eines Manövers, das als größte Luftwaffenübung in Europa seit 1990 und als größtes Luft-Verlegemanöver seit Bestehen der Nato gilt. Es trägt den Namen "Air Defender" und findet vom 12. bis 23. Juni statt.

Auch Hauptmann "EMIL" wird daran teilnehmen. Sein Geschwader startet dann allerdings wieder von Neuburg aus. Schon jetzt bereitet die Luftwaffe aber alles für die internationalen Gäste vor. Sie plant und leitet das Manöver und hat damit bereits vor Ausbruch des Ukraine-Krieges begonnen.

Vorbereitungen auf dem Lechfeld laufen

Während "EMIL" und seine Kameraden den Luftkampf üben, verschafft sich ihr stellvertretender Geschwaderkommodore am Boden einen Überblick. Oberstleutnant Swen Jacob ist vor Ort für die Vorbereitungen auf das Großmanöver verantwortlich.

Auf dem Lechfeld werden im Juni zeitweise rund 20 der mehr als 230 an der Übung beteiligten Flugzeuge stationiert sein. Dazu gut 800 der etwa 10.000 deutschen und internationalen Manöverteilnehmer.

Die Amerikaner, sagt Jacob, würden unter anderem Erdkampfflugzeuge vom Typ A10 nach Schwaben verlegen. Für dieses Flugzeugmodell wurden hier in den 1980er-Jahren extra Abstellflächen unter freiem Himmel gebaut. Die Maschinen passen nicht in die Bunker, in denen etwa die Eurofighter der Luftwaffe untergestellt werden.

Amerikaner bringen alles mit

Die Amerikaner wollen das Lechfeld insbesondere nutzen, um eine Verlegung auf einen Flugplatz zu üben, der kaum Infrastruktur bietet: "Das heißt, die kommen mit eigenen Kräften wenige Tage vor den eigentlichen Flugzeugen und bauen dann alles selber auf. Equipment und Ausrüstung bringen sie mit", sagt Oberstleutnant Swen Jacob. Die Bundeswehr sorgt unter anderem für den Treibstoff, die Beleuchtung, die Bewachung und die Flugsicherheit.

Übungen wecken Erinnerungen an den Kalten Krieg

Zu Zeiten des Kalten Krieges fanden große Verlegeübungen regelmäßig statt. Allerdings wurden damals in erster Linie Bodentruppen aus den USA geschickt und lang nicht so viele Kampflugzeuge, wie das in vier Wochen der Fall sein wird. Dennoch knüpft die Übung an alte strategische Überlegungen zur Nato-Bündnisverteidigung an: "Einer der Kernpunkte ist es, Deutschland als Drehscheibe wiederzubeüben", meint Jacob.

Training zur Verteidigung des Nato-Luftraumes

Geübt werden soll während des Manövers zunächst die Verlegung von Flugzeugen aus verschiedenen Ländern nach Deutschland. Vom Lechfeld und weiteren Stützpunkten bundesweit sollen dann Übungsgebiete angesteuert werden, um dort die gemeinsame Verteidigung des Nato-Lufttraums zu trainieren.

Die Luftwaffe nutzt diese Gebiete auch sonst, die meisten davon liegen nicht in Bayern. Tiefflüge sind etwa über dem Meer geplant. Geflogen werden soll während "Air Defender" nur tagsüber und nicht am Wochenende. Außerdem sind Trainingsflüge in Länder an der Nato-Ostgrenze vorgesehen. Nach Angaben der Luftwaffe sollen sie aber in großen Höhen absolviert werden.

Um von Flugplätzen wie dem Fliegerhorst Lechfeld in die Übungslufträume zu gelangen, werden die Maschinen innerhalb bestimmter Korridore fliegen. Das ist auch unabhängig vom Manöverbetrieb üblich.

Grafik: Übungslufträume, die während des Manövers angeflogen werden

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Die Übungslufträume, die während des Manövers angeflogen werden, sind hier orange dargestellt. Quelle: Luftwaffe.

Verspätungen ziviler Maschinen denkbar

Zivile Flüge könnten sich nach Angaben der Deutschen Flugsicherung (DFS) durch den Manöverbetrieb verspäten. Das Militär hat Vorrang. Flugausfälle seien nach letzten Einschätzungen aber nicht zu erwarten, teilte ein Sprecher der DFS auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks mit.

Mehr Fluglärm wird laut Luftwaffe am ehesten im Kreis Augsburg zu hören sein. Etwa in Orten, die wie Klosterlechfeld unmittelbar an den Flugplatz grenzen und über die derzeit noch startende oder landende Eurofighter donnern – also die Maschinen von "EMIL" und seinen Kameraden.

Mehr über dieses Thema erfahren Sie am 12. Mai unter anderem in der Abendschau im BR-Fernsehen oder im Radioprogramm von BR24 und Bayern2.

Kampfjet
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In einem Monat beginnt das Luftwaffenmanöver "Air Defender", die wohl größte Verlege-Übung seit Bestehen der NATO. (Symbolbild)

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