In Deutschland ist ein erster Fall von Affenpocken festgestellt worden. Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München habe gestern erstmals in Deutschland bei einem Patienten mit charakteristischen Hautveränderungen das Affenpockenvirus zweifelsfrei nachgewiesen, teilte der Sanitätsdienst der Bundeswehr mit. Der Patient befindet sich bereits isoliert in der München Klinik Schwabing.
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Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD)
Wie gefährlich ist das Virus?
Kontaktpersonen werden ermittelt
In Europa waren zuletzt mehrere Ausbrüche von Affenpocken bekannt geworden, darunter in Großbritannien, Portugal, Spanien, Italien, Frankreich und Belgien. Zu den Symptomen bei Affenpocken gehören Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschläge, die meist im Gesicht beginnen und sich auf den Rest des Körpers ausbreiten.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) betonte: "Das bayerische Gesundheitsministerium steht in engem Kontakt mit der Klinik und dem RKI. Derzeit werden durch das Gesundheitsreferat der Stadt München weitere enge Kontaktpersonen ermittelt." Diese sollen ausführlich aufgeklärt werden und über mögliche Symptome, Hygienemaßnahmen und Übertragungswege informiert werden, so Holetschek. Außerdem sollen heute noch alle Gesundheitsämter Bayerns detailliert informiert werden.
Auch Münchens Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek erklärte: "Nach Kenntnis des Verdachtsfalls durch die Meldung der Praxis haben wir umgehend Kontakt zu dem Betroffenen und Ermittlungen zu engen Kontaktpersonen aufgenommen. Die weiterführenden Ermittlungen und Maßnahmen des Gesundheitsreferats der Landeshauptstadt München finden in enger Abstimmung mit der München Klinik, dem Tropeninstitut der LMU sowie mit Experten auf Landes- und Bundesebene statt."
Spezieller PCR-Test bestätigte Infektion
Nachdem der 26-jährige Mann erste Symptome bemerkt hatte, begab er sich umgehend selbstständig in medizinische Untersuchung. Das Gesundheitsreferat wurde aufgrund des Verdachts bei inzwischen typischer Symptomatik umgehend informiert. Ein spezieller PCR-Test bestätigte die Infektion mit dem Virus bei dem Patienten. Ob es sich um den west- oder zentralafrikanischen Virusstamm handelt, wird eine laufende Sequenzierung bis voraussichtlich Mitte nächster Woche ergeben.
Patient nur geringfügige Symptome
Der Patient ist von Portugal über Spanien nach Deutschland eingereist und hält sich seit circa einer Woche in München auf. Vor seiner Ankunft in München war er in Düsseldorf und Frankfurt. Clemens Wendtner, Chefarzt der Schwabinger Infektiologie, erläuterte: "Dem jungen Mann geht es gut. Er hat mit leichten Schluckstörungen und erhöhter Temperatur geringfügige Symptome. Die für die Erkrankung typischen Pusteln lösen einen entsprechenden Juckreiz aus". Der junge Mann habe sich sehr verantwortungsbewusst direkt nach Symptombeginn in medizinische Betreuung begeben, so Wendtner.
Lauterbach: Ausbruch könne eingegrenzt werden
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigte sich zuversichtlich. Er gehe davon aus, dass der Ausbruch eingegrenzt werden könne. "Es war nur eine Frage der Zeit, bis Affenpocken auch in Deutschland nachgewiesen werden", erklärte Lauterbach.
Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch sei grundsätzlich möglich, aber nur bei intensivem Kontakt wahrscheinlich, erklärte Prof. Christian Weidner, Präsident des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL): "Insbesondere medizinisches Personal sollte beim Kontakt mit Verdachtsfällen oder Infizierten dennoch die gängigen Schutzmaßnahmen gegen Tröpfchen- und Schmierinfektionen einhalten." Bei einer Ansteckung mit dem Affenpockenvirus könne es sieben bis 21 Tage dauern, bis erste Symptome auftreten.
Affenpocken gut kontrollierbar
Laut Medizinern sind die Affenpocken gut kontrollierbar. Das Virus verbreitet sich vor allem durch Übertragungen von Tieren, aber auch - wenngleich seltener - zwischen Menschen. Es wurde 1958 erstmals bei Affen gefunden, Nagetiere gelten inzwischen vermutlich als Hauptwirt. Die Krankheit verläuft in der Regel mild. Kinder bekommen das Virus häufiger, vermutlich, weil sie intensiver mit Tieren spielen.
Viele Deutsche nicht gegen Pocken geimpft
Von wissenschaftlicher Seite gelte es nun zu prüfen, wie ansteckend das Virus sei und ob es sich um eine mutierte, ansteckendere Variante handle. Experten zufolge seien viele Deutsche nicht gegen Pocken geimpft. Das Potenzial an Infektionen durch den Erreger sei damit deutlich größer als etwa noch vor 20 Jahren. Je nach weiterer Entwicklung müsse man Pockenimpfungen in Erwägung ziehen.
Institut der Bundeswehr weist Affenpocken in München nach (Symbolbild)
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