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Adam-und-Eva-Schale: historischer römischer Fund in Augsburg

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Ältester Beweis für Christentum in Bayern in Augsburg entdeckt

Ältester Beweis für Christentum in Bayern in Augsburg entdeckt

Wenn Christen in Bayern in dieser Zeit Advent und Weihnachten feiern, können sie dabei auf eine fast 2.000-jährige Tradition zurückblicken. Das beweist jetzt eine Schale, die in Augsburg gefunden wurde.

Über 1.600 Jahre ist sie alt, der Augsburger Stadtarchäologe Sebastian Gairhos fasst das filigrane Stück deshalb nur mit Baumwollhandschuhen an. In einem gerade erschienenen Artikel in der Bayerischen Staatszeitung beschreibt Gairhos die "Adam- und-Eva-Schale" ausführlich, denn das Stück ist einmalig. Die römische Glasschale ist das bislang älteste Zeugnis christlichen Glaubens in Bayern. 

"Die gehört in die Zeit etwa 350 nach Christus. Das ist eine Zeit, in der das Christentum gerade erst legalisiert worden ist und in Augsburg als Provinzhauptstadt hat sich wahrscheinlich schon eine kirchliche Organisation herausgebildet. Diese Schale ist ein wichtiger Hinweise darauf, dass hier schon christliche Glaubenswelten vorhanden waren." Augsburgs Stadtarchäologe Sebastian Gairhos

Trinkschale mit Aha-Effekt

In das Glas geritzt haben die römischen Handwerker eine Darstellung von Adam und Eva mit dem Baum der Erkenntnis, der Schlange und den verbotenen Äpfeln. Auch wenn die Ausführung den Anschein erweckt, handelt es sich laut Archäologe Gairhos nicht um eine Schmuckschale sondern ein Trinkgefäß. Der betuchte Hausherr, dem die Schale gehört haben dürfte, wollte seine Gäste wohl mit einem besonderen Effekt beeindrucken.

"Das interessante ist, dass man, wenn die gefüllt ist, die Darstellung nicht erkennt. Da ist der dunkelrote Wein drüber, dann sieht man nicht, was in den Boden eingeritzt ist. Erst während des Trinkens kommt dann langsam dieses Bild zum Vorschein. Das ist sicher ein bewusster Kniff, der da gewählt wurde, um den Aha-Effekt noch ein bisschen zu steigern." Augsburgs Stadtarchäologe Sebastian Gairhos

Entdeckung in einer Müllgrube

Entdeckt haben Archäologen die Glasscherben der Schale in einer antiken Abfallgrube in der Nähe des Augsburger Doms. Offenbar ist sie schon den antiken Besitzern vor 1.600 Jahren kaputtgegangen und dann in der Grube gelandet. Ein Stück der Schale fehlt deshalb bis heute.

Beleg für Entwicklung des Christentums in Bayern

Allerdings gibt der Fundort den Archäologen auch Hinweise auf das Alter der Schale. Denn in der Grube befanden sich auch Münzen, die auf die Zeit kurz nach 350 nach Christus datiert werden. Archäologen gehen davon aus, dass die Grube in dieser Zeit verfüllt wurde und dass die Schale deshalb ebenfalls aus dieser Zeit stammen muss. Gerade diese Möglichkeit, die Schale zu datieren, macht sie so wertvoll. Denn damit kann sie als Beleg für die Entwicklung des Christentums in Schwaben und Bayern dienen.

"Die Augsburger können wirklich auf eine sehr lange christliche Tradition zurückblicken. Wir müssen davon ausgehen, dass auch ein Bischof in Augsburg vorhanden war, der seit mindestens 1.600 Jahren auch für ganz Rätien zuständig war und damit eben für ganz Südbayern und Teile Tirols." Augsburgs Stadtarchäologe Sebastian Gairhos