Einem Menschen Kirchenasyl zu gewähren, bedeute ihn vor lebensbedrohlichen Gefahren zu schützen. Das hat der Diözesanrat des Erzbistum Bamberg kürzlich in einer Stellungnahme betont. Die Vertretung der katholischen Laien im Erzbistum stärkte damit der Äbtissin des Klosters Kirchschletten den Rücken. Für ihre Flüchtlingsarbeit erhält Äbtissin Mechthild Thürmer den Göttinger Friedenspreis 2021.
Strafbefehl wegen Beihilfe zum illegalen Aufenthalt
Sie sei sehr überrascht und freue sich über die Auszeichnung, sagte die Leiterin des Benediktinerinnen-Klosters im Gespräch mit dem BR. Das Kloster Kirchschletten bei Zapfendorf im Landkreis Bamberg hatte in den vergangenen Jahren wiederholt Personen Kirchenasyl gewährt. Wegen Beihilfe zum illegalen Aufenthalt erhielt Äbtissin Mechthild Thürmer vom Amtsgericht Bamberg deshalb einen Strafbefehl, zahlte die Geldstrafe aber nicht. Daraufhin setzte das Amtsgericht einen Verhandlungstermin an, der zwei Mal verschoben und mittlerweile ausgesetzt worden sei, so die Äbtissin.
Göttinger Friedenspreis für Äbtissin, Seebrücke und Politiker
Der Göttinger Friedenspreis ist mit 5.000 Euro dotiert. Die Auszeichnung teilt sich die Ordensfrau mit der internationalen Hilfsorganisation Seebrücke und mit dem Oberbürgermeister von Marburg, Thomas Spies (SPD), die sich ebenfalls für Flüchtlinge und Asylbewerber engagieren. Die Preisverleihung ist für den 06. März 2021 geplant.
Deutschunterricht für Flüchtlinge im Kirchenasyl Kirchschletten
Für was die Äbtissin das Preisgeld verwenden will, steht noch nicht fest. Das von ihrem Kloster gewährte Kirchenasyl habe vor allem Zeit, aber auch Geld gekostet. So mussten die im Kloster untergebrachten Personen verpflegt werden, auch erhielten sie Deutschunterricht.
Frau aus Eritrea hat Kirchenasyl verlassen
Um sie vor dem Zugriff der Behörden zu bewahren, hatte die Äbtissin einer Frau aus Eritrea mehr als ein Jahr lang Kirchenasyl gewährt. Die Frau war über Italien nach Deutschland gekommen. Sie sollte wieder nach Italien ausreisen, ihrem Erstankunftsland in der EU. Im November 2019 verließ die Frau aus Eritrea das Kirchenasyl im Kloster Kirchschletten. Sie hält sich nach Angaben des Klosters in einer Unterkunft in Bayern auf, in der Nähe ihres Mannes, dessen Asylantrag genehmigt worden sei.
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