Maigrün für die Damen, lavendelblau für die Herren - der Trainingsanzug von München '72
Bildrechte: BR/André Dulleck

Unternehmenshistorikerin Sandra Trapp zeigt den Olympia '72 Präsentationsanzug.

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Adiletten, Sneaker und Co.: Wie Olympia '72 die Mode prägt

Im Adidas-Archiv in Herzogenaurach schlummern die Schätze der München '72-Athleten: Die olympischen Sommerspiele sollten ein neues Deutschland präsentieren – dazu gehört auch der modische Auftritt der deutschen Mannschaft, der bis heute nachwirkt.

Der adidas Campus in Herzogenaurach ähnelt einem Freizeitpark: kleine blaue Fahrräder stehen bereit, um von Büro zu Büro zu radeln. Vorbei an einem Trampolin und Tennisplatz geht es zum Gedächtnis des Unternehmens: Sandra Trapp. Im Untergeschoss wacht sie bei wohltemperierten 18 Grad über 40.000 adidas-Produkte. Die Unternehmenshistorikerin weiß, wer hinter Shorts, Schuhen und Shirts steckt – für Sandra Trapp erwacht im Archiv die Geschichte zum Leben: "Man sieht’s an etlichen Schuhen, da ist wirklich der Rasen noch dran oder Teile der Tartanbahn und da merkt man wirklich, da ist Historie an dem Schuh."

Sportgeschichte in mai-grün und lavendelblau

Ein Highlight: der Präsentationsanzug der BRD-Sportlerinnen und Sportler 1972. Sandra Trapp nimmt einen grünen Anzug von einer Kleiderstange – mai-grün beschreibt sie die Damen-Anzüge, die Herren seien in lavendel-blau angetreten. "Das ist ein ganz besonderes Stück, das ist der Olympiade Trainingsanzug, der erste Präsentationsanzug, den Adidas für die olympischen Spiele 1972 in München hergestellt hat." Diese Anzüge streiften sich 1972 die Sportler bei der Siegerehrung über, feierten darin ihre Medaillen.

Heide Ecker-Rosendahl: Auf Saugnäpfen zum Sieg

Beim Anblick der Anzüge hat Sandra Trapp besonders eine Figur vor Augen: das Gesicht der olympischen Sommerspiele 1972 Heide Ecker-Rosendahl. Auch das Schuh-Modell, das die Leichtathletin zu Gold trug, ruht in Sandra Trapps Obhut. Das Besondere: die Gummi-Sohle besteht aus vielen kleinen Saugnäpfen und Spikes. Eine kleine Innovation, erklärt Sandra Trapp: "Es gab einen Wechsel in den 60er Jahren von Asche-Bahnen auf Tartan-Bahnen und viele Athleten hatten Schwierigkeiten, dass wenn die Tartan-Bahn nass wurde."

Und der Schuh lieferte den nötigen Grip: Als Schlussläuferin der 4-mal-100-Meter-Staffel gelang es Heide Ecker-Rosendahl 1972 den minimalen Vorsprung gegen die DDR-Staffel zu verteidigen. Gold für die BRD. Insgesamt gewinnt Heide Ecker-Rosendahl 1972 zwei Mal Gold und eine Silbermedaille.

Ein Stück Olympia am Fuß: die Adilette

Die Sportler von München '72 sollten modisch ein unbeschwertes, buntes Deutschland präsentieren. Und noch heute sehen viele Sneaker mit den drei Streifen fast genauso aus wie früher. Designs, die auch noch 50 Jahre später ankommen – manche sind sogar Kult geworden, wie zum Beispiel die Adiletten. 1972 noch ganz neu in der Umkleidekabine schaffen es die Badelatschen 50 Jahre später in den Alltag, sind längst straßentauglich geworden.

Das tragische Ende: das Olympia-Attentat

Die "heiteren Spiele" sind vor 50 Jahren ein großer Erfolg für Deutschland als Gastgeber. Mit dem Terroranschlag auf die israelischen Sportler enden sie am 5. September jedoch in einer Tragödie. Palästinensische Terroristen drangen ins Olympische Dorf ein und nahmen elf israelische Olympiateilnehmer in Geiselhaft . Bei der missglückten Befreiungsaktion sterben alle elf Geiseln und ein deutscher Polizist.

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