Eine Person hält ein 9-Euro-Ticket in der Hand.
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Verkehrsunternehmen haben Ende Mai bereits sieben Millionen 9-Euro-Tickets verkauft.

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9-Euro-Ticket: Bereits sieben Millionen Monatskarten verkauft

Einen Tag bevor das 9-Euro-Ticket gilt, haben die Verkehrsunternehmen bereits sieben Millionen der günstigen Monatskarten verkauft. Sie rechnen mit 30 Millionen Nutzern monatlich. Auch bayerische Verkehrsbetriebe rüsten sich für mehr Fahrgäste.

Bis kurz vor dem Start des 9-Euro-Tickets an diesem Mittwoch sind rund sieben Millionen der Sonderfahrkarten verkauft. "Es gibt also einen richtigen Run auf das 9-Euro-Ticket", sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) angesichts der aktuellen Verkaufszahlen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Die Zahlen beziehen sich auf alle Verbünde und Unternehmen sowie auf Verkäufe online, an Schaltern oder an Automaten. "Das sind zusätzliche Kunden, die bislang kein Abonnement haben", betonte Wissing.

  • Zum Artikel: "9-Euro-Ticket: Die wichtigsten Fragen und Antworten"

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Verkehrsunternehmen rechnen mit monatlich 30 Millionen Nutzern

Der VDV schätzt, dass pro Monat rund 30 Millionen Menschen das 9-Euro-Ticket nutzen werden – entweder über ihre Abos oder mit einem neu gekauften Ticket. Für Studierende ist das 9-Euro-Ticket kostenlos.

Mit den Sonderkarten können Fahrgäste mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch ganz Deutschland fahren. Das Ticket gilt jeweils für Juni, Juli und August.

Überall im Nahverkehr gültig – mit Ausnahmen

Prinzipiell gilt das 9-Euro-Ticket bundesweit in allen Bussen, Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen und Zügen des Nah- und Regionalverkehrs - egal ob von der Deutschen Bahn oder anderen Anbietern. Nicht genutzt werden kann der Fernverkehr der Deutschen Bahn mit ICE, Intercity und Eurocity.

Auch auf einigen Intercity-Abschnitten, auf denen Fahrgäste mit anderen Nahverkehrsfahrkarten sonst zusteigen dürfen, gilt das Ticket nicht, wie die Bahn vergangene Woche verdeutlichte. Diese Fernverkehrszüge werden in der Reiseauskunft neben der IC- mit einer Regionalzug-Kennzeichnung ausgewiesen. Dabei stehe der Hinweis "9-EUR-Ticket nicht gültig", sagte ein Sprecher. Das hatte zuletzt bei einigen Kunden für Verwirrung gesorgt. Nach Angaben der Bahn laufen zu dem Thema regional noch Gespräche.

Pro Bahn kritisiert Ausnahmen bei einigen Buslinien

Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte kürzlich, dass das Ticket bei einigen Busangeboten in Bayern nicht akzeptiert wird. Dabei geht es um Strecken, die von Tochterunternehmen der DB Regio AG betrieben werden. In Schwaben handelt es sich um die Linien 1, 7 und 8 der Regionalverkehr Allgäu GmbH im Raum Oberstdorf. "Der Gedanke eines einfachen Tickets, das überall gilt, wird durch immer mehr Ausnahmen unterminiert", kritisierte Lukas Iffländer, der stellvertretende Bundesvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn. Im oberbayerischen Landkreis Rosenheim kann der von der Regionalverkehr Oberbayern GmbH betriebene Ruf-Bus "Rosi" nicht mit dem 9-Euro-Ticket genutzt werden. Durch den Ausschluss von Anrufsammeltaxen und anderen On-Demand-Verkehren werde der ländliche Raum noch mehr als bisher abgehängt, bemängelte Iffländer.

Erwarteter Ansturm: Verkehrsunternehmen rüsten sich

Wegen der hohen Nachfrage nach den Tickets verstärkt die Deutsche Bahn auf Regional- und S-Bahn-Strecken in Bayern ab Juni ihre Züge. An Wochenenden und Feiertagen sollen auf stark frequentierten Stationen "Reisendenlenker:innen" für ein reibungsloses Ein- und Aussteigen der Fahrgäste sorgen, wie die DB Regio am Montag mitteilte. Die Instandhaltungstrupps in den Werkstätten und die Reinigungsteams in den Bahnhöfen würden verstärkt.

"Auch bei der S-Bahn München werden alle verfügbaren Fahrzeuge eingesetzt: Kurzfristig bei Bedarf können Langzüge mit größerer Kapazität und zusätzliche Züge eingesetzt werden." Auf der S-Bahn-Stammstrecke in München und auf den Strecken von Starnberg und Ammersee nach München sollen ebenfalls Fahrgastlenker eingesetzt werden.

Auch die Stadtwerke Augsburg bereiten sich darauf vor, sämtliche verfügbaren Fahrzeuge bei Bedarf auf Gleis und Straße bringen. Nach Angaben von Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg haben die Verkehrsbetriebe dazu Wartung und TÜV-Abnahmen von Bussen und Straßenbahnen vorgezogen oder nach hinten verschoben. Auch die wenigen älteren Modelle der Straßenbahnen mit Einstiegsstufen würden bei Bedarf eingesetzt, so der Sprecher.

Der Verband der Verkehrsunternehmen (VDV) mahnte Gelassenheit wegen des erwarteten Ansturms etwa in Ferienregionen an. "Es ist ein regelrechtes Woodstock im öffentlichen Nahverkehr", sagte Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff mit Blick auf das legendäre Hippie-Festival 1969.

Erwartungen der Politik an die Ticket-Aktion

Politik und Unternehmen haben große Erwartungen an den Verkehrs- und Klimaeffekt der Ticketaktion. "Im Herzen der Menschen in Deutschland hat das Ticket bereits jetzt einen festen Platz", sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Das werde den Nahverkehr langfristig attraktiver machen und dem nötigen Klimaschutz helfen. Nach dem Einbruch in der Corona-Pandemie gebe es noch Reserven in Zügen und Bussen. "Wir versuchen aus einem sozialpolitischen Konzept ein verkehrspolitisches zu machen", sagte Wolff vom VDV. Ziel müsse es sein, dass neue Fahrgäste auch langfristig mit Bussen und Bahnen fahren.

Der VDV aber auch die Bundesländer, die für den Nahverkehr verantwortlich sind, mahnten einen Ausbau an. Auch Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) hatte ein dauerhafte Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs gefordert und das 9-Euro-Ticket im Vorfeld heftig kritisiert.

Teil des Entlastungspakets

Der Koalitionsausschuss der Ampel hatte das 9-Euro-Ticket als Ausgleich für die gestiegene Belastung durch die Energiepreise beschlossen. Es gilt als Projekt vor allem der Grünen nachdem die FDP befristete Steuersenkungen für Energie wie einen Tankrabatt durchgesetzt hatte, die stark Autofahrern zugutekommen. Die Ausfälle der Verkehrsunternehmen im Nahverkehr gleicht der Bund mit 2,5 Milliarden Euro aus.

Mit Material der Agenturen dpa / Reuters / AFP

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