In der Halle 9 des Nürnberger Messezentrums laufen die letzten Vorbereitungen für den Aufbau der Spielwarenmesse. Am 1. Februar geht es los. Am Hallen-Eingang steht Hans Sidon. Der 85-Jährige hat das Nürnberger Messezentrum gebaut. Es war sein erstes großes Projekt und der Beginn seiner Architekten-Karriere. "Es gab in Nürnberg in dieser Größenordnung nichts Gleichwertiges", sagt er.
Vorgabe: Keine einfallslosen Kisten
Zur Spielwarenmesse vor 50 Jahren wurden die Hallen erstmals genutzt. Das alte Messegelände am Nürnberger Stadtpark in der Innenstadt war zu klein geworden. Die Spielwarenmesse drohte abzuwandern. Die Stadt beschloss deshalb, am Stadtrand ein neues Messezentrum zu bauen und schrieb einen Wettbewerb aus. Es setzte sich der Entwurf mit zehn sechseckigen Hallen durch. Das war damals ein einzigartiges Konzept, sagt Architekt Sidon: "Es waren keine viereckigen, einfallslosen Kisten. Es war eine kreative Anlage, denn Nürnberg wollte etwas Besonderes bringen."
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Hans Sidon (85) hat das Nürnberger Messezentrum gebaut. Es war sein erstes großes Projekt und Beginn seiner Architektenkarriere.
Neue Hallen entstanden innerhalb eines Jahres
Im Jahr 1971 wurde der Grundstein für das neue Messezentrum im Stadtteil Langwasser gelegt. Der Nürnberger Architekt Sidon übernahm den Bau, der 88 Millionen Mark kostete. Es musste schnell gehen, innerhalb nur eines Jahres wurden die Hallen mit einer Fläche von rund 60.000 Quadratmetern aus dem Boden gestampft. In direkter Nachbarschaft zur Baustelle wurde auf der Großen Straße am ehemaligen Reichsparteitagsgeländes kurzfristig ein Betonwerk eingerichtet. "Von dort aus konnten die Fertigteile auf schnellstem Weg direkt zur Baustelle transportiert werden", erzählt Sidon.
Messe setzt weiterhin auf spektakuläre Architektur
Der Zeitplan zur Spielwarenmesse 1973 konnte eingehalten werden. Die neue U-Bahn war auch schon da. Die vieleckige Architektur der Hallen sei damals ein Alleinstellungsmerkmal gewesen, sagt Roland Fleck, der Geschäftsführer der NürnbergMesse: "Das war einmalig in Deutschland und in Europa. Das hat uns sehr geholfen." Das war der Anfang. Seitdem hat sich die Ausstellungsfläche verdreifacht: "Wir haben dann in den Folgejahrzehnten weitergebaut mit architektonischen Highlights." So hat zum Beispiel die Stararchitektin Zaha Hadid die neuen Hallen 3A und 3C entworfen, die in den Jahren 2014 und 2018 eröffnet wurden.
Die NürnbergMesse setzt weiterhin auf spektakuläre Architektur. Die Stararchitektin Zaha Hadid hat die Halle 3A entworfen.
In den Anfangsjahren gab es Kritik, weil man sich in den vieleckigen Hallen schnell verlaufen konnte. Inzwischen freuen sich die Besucher über die "spezielle Formensprache", meint zumindest Messe-Chef Fleck. Wenn man in den Hallen mal die Orientierung verliere, meint er, "dann kommen die Besucher öfter einmal bei dem ein oder anderen Stand vorbei. Und darüber freuen sich dann die Aussteller."
50 Millionen Besucher in 50 Jahren
Architekt Hans Sidon blickt sich bei beim Gang über das Messezentrum, das er gebaut hat, zufrieden um. "Das ist heute überwältigend. Das Messezentrum ist ja förmlich explodiert von der damaligen Größe her." Inzwischen zählt die NürnbergMesse zu den 15 größten Messegesellschaften der Welt. Rund 50 Millionen Besucherinnen und Besucher wurden in den vergangenen 50 Jahren in den Nürnberger Messehallen gezählt. Alleine bei der Consumenta 2022 waren es 68.000.
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