Ein E-Auto bei einer Rallye
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3-Städte-Rallye gestartet: Motorsport versus Naturschutz

Sie stand fest im Kalender der Motorsportfans in Niederbayern: die 3-Städte-Rallye im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet. Viele freuten sich über spektakulären Sport. Für Naturschützer und Anwohner hatten die PS-starke Boliden dagegen wenig Sinn.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Am Freitagnachmittag war die 57. Ausgabe der ADAC-3-Städte-Rallye gestartet. Über 160 Teams aus ganz Europa absolvierten im Landkreis Freyung-Grafenau und im oberösterreichischen Mühlviertel ihre Wertungsprüfungen. Ein durchaus umstrittenes Spektakel.

ADAC: "Gut für die Region und umweltfreundlich"

Die "3-Städte" tue der Region sehr gut, ist ADAC-Sprecher Stefan Dorner überzeugt. Das Event habe 800 Hotelbetten belegt und zeige, dass auch in Pandemiezeiten eine Großveranstaltung möglich sei. Dorner zum Thema Umweltschutz: "Wir nehmen die Bedenken von Natur- und Klimaschützern ernst und sind auch hier zeitgemäß unterwegs." Weltweit erstmalig seien heuer zwölf vollelektrisch betriebene Rallye-Boliden am Start. Und: Die Veranstaltung gehe wie schon 2019 klimaneutral über die Bühne. Der komplette CO2-Verbrauch, den sowohl die Teams bei An- und Abreise und auf der Strecke, als auch die Zuschauer verursachen, werde von einem unabhängigen Expertenbüro ermittelt und dann mit Klimaschutz-Zertifikaten ausgeglichen.

Naturschützer: "Belastung für Umwelt und Anwohner"

Trotz dieser Maßnahmen kommt Kritik von Naturschützern. Nachhaltig und klimaneutral könne so ein Motorsportereignis nicht sein, sagt Hans Madl-Deinhart vom Bund Naturschutz Freyung-Grafenau dem BR: "Wir brauchen keine Veranstaltung, bei der zuerst CO2 ausgestoßen wird, um sie dann durch Greenwashing legal zu machen. Was wir brauchen ist Einsparung. Es kommt mir so vor, als würden wir zuerst das Haus anzünden und holen dann die Feuerwehr."

Außerdem würden Anwohner stark belastet. Öffentliche Straßen müssten gesperrt werden, Pflege-, Rettungs- oder auch Postfahrzeuge Umwege in Kauf nehmen. Landwirte sorgten sich um ihre Tiere auf den Weiden. Der Bund Naturschutz übergab dem ADAC im Vorfeld eine Liste mit Unterschriften von über 500 Rallye-Gegnern. "Auf der einen Seite tue man im Landkreis Freyung-Grafenau alles, um Energie zu sparen und die Umwelt zu schonen. Auf der anderen Seite wird auf freier Fläche, direkt vor der Haustür eine Rallye genehmigt. Das passt nicht", sagt Madl-Deinhard.

Werben um Verständnis

Der ADAC setzt auf Transparenz. Alle 1.200 direkt betroffenen Anwohner seien informiert, sieben Bürgerversammlungen organisiert worden. Damit solle für Verständnis geworben werden, versichert ADAC-Sprecher Stefan Dorner. Verständnis hat Hans Madl-Deinhart vom Bund Naturschutz eher wenig, einen Vorschlag zum nachhaltigen Motorsport dagegen schon: "Ich kann mir vorstellen, dass man Rennsport macht, bei dem es nicht um Schnelligkeit, sondern um den geringsten Energieverbrauch geht." Auch andere Sportarten wie Fußball müssten beim Thema Nachhaltigkeit radikal umdenken.

Mehrere Meisterschaften werden ausgefahren

Gestartet ist die 3-Städte Rallye am Rallye-Zentrum auf dem Volksfestplatz in Waldkirchen. Zielort ist Freyung. Sportlich geht es unter anderem um die Deutsche Rallye-Meisterschaft, die ADAC Rallye Masters, die Österreichische Staatsmeisterschaft und den ADAC Opel e-Rally Cup als vollelektrischen Markenpokal. Topfavorit auf den Tagessieg ist das Duo Dominik Dinkel aus Rossach und Co-Pilot Pirmin Winklhofer aus Pocking.

Interessierte können das Rallye-Geschehen an acht ausgewiesenen Zuschauerpunkten unter anderem in Jandelsbrunn, Röhrnbach und Kollerschlag in Österreich verfolgen. Laut Organisatoren handelt es sich um gut gesicherte Plätze mit optimaler Sicht auf die Prüfungen.

💡 Die 3-Städte-Rallye

Bei der 5. ADAC Knaus Tabbert 3-Städte-Rallye fahren die Teams 13 Wertungsprüfungen und 170 Kilometer um den Sieg. Es ist ein Event mit Tradition: Die "Drei Städte" wurde erstmals 1963 als "Internationale Städte-Rallye München-Wien-Budapest“ ausgetragen. Eine "Friedensfahrt" in Zeiten des Kalten Krieges.

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