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Mikrofon vor SPD-Schild

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125 Jahre Bayern-SPD

Die Zeichen standen auf Hoffnung beim Festakt der Bayern-SPD zu ihrem 125-jährigen Bestehen. Der Festakt fand im Regina-Kino in Regensburg-Reinhausen statt. Von Thomas Muggenthaler und Uli Scherr

Die große Tradition ist für die SPD auch Verpflichtung, betonte heute Johanna Ückermann. Die frühere Juso Bundesvorsitzende ist seit Mai im Landesvorstand der SPD in Bayern und gehört zum neuen Führungsteam von Natascha Kohnen, die heute krankheitsbedingt fehlte. Die anstehende Bundestagwahl im September kommt vielleicht zu schnell um als erste Bewährungsprobe für das neue Führungsteam der Bayern SPD zu gelten. Auf Umfragewerte blickt sie derzeit nicht, sagt Johanna Ückermann

"Ich lass' mich von Umfragen nicht kirre machen. Wir haben noch ein Stück Zeit zur Bundestagswahl und zur Landtagswahl - und da kann viel passieren." Johanna Ückermann, Landesvorstand Bayern-SPD

Die Basis der bayerischen SPD setzt große Hoffnungen auf das neue Führungsteam um Natascha Kohnen und zeigt sich motiviert für die anstehenden Wahlkämpfe. "Junges Team, neuer Schwung" - so war es an der Parteibasis zum Festakt in Regensburg immer wieder zu hören.

Renate Schmidt: SPD bleibt bislang unter ihren Möglichkeiten

Die ehemalige Bundesfamilienministerin aus Nürnberg und große alte Dame der Bayern-SPD, Renate Schmidt, hofft natürlich, dass sich der Aufbruch in der Partei auch in Wahlergebnissen niederschlägt: "Das, was wir bisher erreicht haben, ist unter unseren Möglichkeiten - und ich setze sehr auf Natascha Kohnen und ihr Team, dass (der jetzige Weg) zum Erfolg führen wird."

Bei der Feier im Regina-Kino sprachen unter anderem Renate Schmidt und Generalsekretär Uli Grötsch. Danach gab's einen gemeinsamen Auszug zum Schrödel-Saal. Die Landesvorsitzende Natascha Kohnen fehlte krankheitsbedingt.

Blick zurück in die Gründungszeit

In einer Oberpfälzer Dorfgastwirtschaft - nicht weit vom Ort des Festakts - wehten im Juni vor 125 Jahren 70 rote Fahnen. Mit viel Pathos wurde im Saal des Gasthauses Schrödel in Reinhausen die Bayerische SPD gegründet.

Das Anwesen mit der Hausnummer 12 im heutigen Stadtteil von Regensburg beherbergt heute das "Magic Casino", ein Spielautomaten-Cafe. Nur eine kleine Gedenktafel erinnert an die Ereignisse von 1892. Die Ortschaft Reinhausen wurde 1924 nach Regensburg eingemeindet.

Bestimmende Figur der jungen Partei in Bayern war damals der Reichstagsabgeordnete Georg von Vollmar. Der Realpolitiker setzte auf Kooperation mit dem bürgerlichen Lager. Nach der Parteigründung wurde Vollmar auch der erste SPD-Landesvorsitzende.

Erst zwei Jahre zuvor war das Sozialistenverbot aufgehoben worden. Jetzt mussten die Sozialdemokraten in aller Eile eine Organisationsstruktur aufbauen und ein Programm für die im Jahr 1893 anberaumte Landtagswahl verabschieden.

Lokalverbot in Regensburg - Flucht aufs Dorf

Dass sich die Sozialdemokraten ausgerechnet im kleinen Reinhausen zu ihrem Gründungsparteitag trafen, hatten sie dem damaligen Regensburger Bürgermeister Oskar von Stobäus zu verdanken. Der zum liberalen Lager gehörende Stobäus war ein "Sozi-Fresser" und hatte erfolgreich dafür gesorgt, dass die Sozialdemokraten im Stadtgebiet kein Versammlungslokal fanden. Also wich man in den Arbeitervorort Reinhausen aus.

Schon 1873 war hier ein Ortsverein gegründet worden – einer der ältesten Bayerns. Und im Wahljahr 1893 reiste August Bebel persönlich zur Kundgebung in Reinhausen an.

Die weitere Entwicklung der SPD konnte aber auch die Blockadehaltung des Regensburger Bürgermeisters nicht mehr stoppen. Bei der Landtagswahl 1893, ein Jahr nach dem Gründungsparteitag von Reinhausen, holte die Partei die ersten vier Mandate im Bayerischen Landtag.