Solidarität und Stärke zeigen, nach innen und nach außen – die Idee von einem geeinten Europa gab es bereits vor 100 Jahren. Nach dem ersten Weltkrieg waren Zerstörung und Hungersnot groß. Deshalb setzten die Gründer der Paneuropa-Union vor allem auf einen wirtschaftlichen Neubeginn. Heute ist die Organisation die älteste noch bestehende Einigungsbewegung in Europa. Das wird an diesem Wochenende in Nürnberg gefeiert – unter anderem mit einem Festakt im historischen Rathaussaal. Es sei der "Tag der Paneuropäer", sagte Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) in seiner Festrede. Die Ziele der Paneuropa-Union seien im Hinblick auf den Ukraine-Krieg wichtiger denn je: "Das Wichtigste, was uns eint, ist die Friedensidee. (…) Frieden heißt Stärke."
Ministerpräsident Söder: Russlands Angriffskrieg als Bedrohung in Europa
Dass der Angriffskrieg Russlands nicht nur die Ukraine bedroht, sondern die Freiheit in ganz Europa, machte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) deutlich. Alles, was die Paneuropa-Union hervorgebracht habe, sei aktueller denn je: "Die Idee, Grenzen zu überwinden, Nationalismus abzustreifen, Völker verbindend zu agieren, Freiheit, Menschenrechte, Demokratie auf einem christlichen Menschenbild zu zeigen, das ist die Philosophie, die uns jetzt verbindet – auch mit der Ukraine, gerade in Zeiten dieses russischen Angriffskrieges", sagte Söder im BR-Interview. Das, was in der Ukraine derzeit stattfinde, sei auch für die Menschen in Deutschland hoch relevant. Nicht nur, weil es um den Schutz von Menschen gehe. Vielmehr müsse man sich fragen, was wohlmöglich das nächste Ziel dieser Aggression sei, die von Russland ausgehe. "Vor dem Hintergrund ist es falsch und schade, dass die Europäische Union und die Staatschefs sich nicht darauf einigen konnten, dem Westbalkan zum Beispiel eine Perspektive zu geben. Denn alles, was Europa verbreitert und stärker macht, macht auch Europa sicherer", so Söder weiter.
Tschechiens Europaminister Mikuláš Bek ist zu Gast
In seiner Rede vor den Gästen der Paneuropa-Union betonte er, wie wichtig es sei, die Staaten des Westbalkans in die EU aufzunehmen. Gleichzeitig unterstrich er die Bedeutsamkeit eines EU-Beitritts der Ukraine. Diesen Standpunkt hob auch Tschechiens Europaminister Mikuláš Bek hervor, der ebenfalls zu den Feierlichkeiten der Paneuropa-Union nach Nürnberg gekommen war: "Wir sind entschieden pro-ukrainisch!", sagte er in seiner Rede. Anfang Juli übernimmt Tschechien den Vorsitz im Europäischen Rat der Staats- und Regierungschefs. Auch der internationale Präsident der Paneuropa-Union Alain Terrenoire war extra von Paris aus Nürnberg angereist, um an dem 100-jährigen Geburtstag teilzunehmen.
Paneuropa-Präsident Terrenoire, OB König, Tschechiens Europaminister Bek, Ministerpräsident Söder, Paneuropa-Präsident Posselt
100 Jahre Paneuropa-Union: Besuche in Nürnberg, Tschechien und Frankreich
Die Paneuropa-Union begeht ihr 100-jähriges Bestehen an diesem Wochenende mit einem Veranstaltungsreigen an drei Orten, nämlich in Nürnberg, in Ronsperg/Poběžovice sowie in Straßburg. Im Anschluss an den Festakt in Nürnberg besuchten die Gäste zunächst den Heimatort des Paneuropa-Gründers Richard Coudenhove-Kalergi, das tschechische Ronsperg/Poběžovice. Die Paneuropa-Union wurde 1922 vom böhmischen Grafen Coudenhove-Kalergi und seiner Frau, der Schauspielerin Ida Roland, gegründet. Zu ihren Mitgliedern zählten in den 1920er Jahren Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Thomas Mann und Stefan Zweig. Für Sonntag und Montag ist anlässlich der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag der Paneuropa-Union ein Besuch einer kleinen Delegation in Straßburg geplant.
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