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Jens Spahn, geschäftsführender Gesundheitsminister, vergleicht den Biontech-Impfstoff bei einer Pressekonferenz am Montag mit einem Mercedes, das Vakzin des US-Herstellers Moderna gar mit einem Rolls-Royce. Mit seiner Aussage will der CDU-Politiker vor allem für die Auffrischimpfung werben - an sich egal, mit welchem Impfstoff.
Aber in Zeiten, in denen die Vorräte von Biontech knapp zu werden scheinen, will Spahn eben vor allem für den Impfstoff von Moderna werben. Und da vor allem für die sogenannte Booster-Impfung mit dem Moderna-Vakzin. Doch ist der dritte Piks mit dem US-amerikanischen Impfstoff wirklich zu empfehlen? Und was bedeutet der vermehrte Einsatz des Vakzins für die Arztpraxen? Der BR hat bei Bernd Salzberger, Chef-Infektiologe des Regensburger Universitätsklinikums, und bei Maximilian Lernbecher, Apotheker aus Dachau und stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes, nachgefragt.
Prof. Salzberger: "Man kann nicht sagen, welcher Impfstoff von beiden der bessere ist. Sie schützen beide gut. Bisherige Studien haben gezeigt: Nach einer Impfung mit Moderna ist der Antikörperwert höher als nach einer Impfung mit Biontech. Das könnte darauf hindeuten, dass der Impfstoff von Moderna sogar besser wirkt als der von Biontech. Weil es aber einen direkten Vergleich der Impfstoffe bisher nicht gibt, kann man das auch nicht so sagen."
Prof. Salzberger: "Die Dosis an mRNA ist bei Moderna höher und die Handhabung des Impfstoffs ist einfacher. Im Gegensatz zum Impfstoff von Biontech muss der von Moderna beispielsweise nicht verdünnt werden."
Das bestätigt auch Apotheker Maximilian Lernbecher: "Für die Booster-Impfung reicht die Hälfte der Dosis, die für jeweils eine Spritze zur Grundimmunisierung notwendig ist. Dass diese Halbierung der Dosis für die Auffrischungsimpfung ausreicht, belegen Daten aus den USA. Eine volle Dosis, wie sie anfangs bei den Booster-Impfungen gespritzt wurde, schadet allerdings nicht."
Prof. Salzberger: "Das Robert Koch-Institut empfiehlt wegen des höheren Risikos von Herzentzündungen bei jüngeren Männern, den Impfstoff von Moderna nicht mehr an Menschen unter 30 Jahren zu verimpfen."
Prof. Salzberger: "Das Boostern mit Moderna ist für alle Erwachsenen über 30 Jahre sinnvoll. Ich verstehe die Aufregung um die Aussage von Herrn Spahn nicht. Man hätte vielleicht alles ein bisschen besser kommunizieren sollen, aber beide Impfstoffe sind gleich gut, eignen sich also für die Booster-Impfung."
Maximilian Lernbecher sieht das genauso: "Der Impfstoff von Moderna wirkt, was wir derzeit wissen, genauso zuverlässig wie der von Biontech." Er fügt noch hinzu: "Die Stiko bewertet beide mRNA-Impfstoffe als gleichwertig. Es ist also auch kein Problem für denjenigen, der mit Biontech die Grundimmunisierung erhalten hat, die Booster-Impfung mit Moderna zu erhalten."
Maximilian Lernbecher: "Die Arztpraxen müssen die Patienten, weil die meisten nicht mit dem Impfstoff von Moderna grundimmunisiert wurden, neu aufklären, wieder eine Einwilligungserklärung unterschreiben lassen und nach Alter differenzieren, weil der Impfstoff von Moderna nur für Menschen über 30 empfohlen wird." Mittlerweile werde der Impfstoff aus den USA aber zumindest in für Praxen passenden Packungsgrößen an die Ärzte und Ärztinnen geliefert.
Der Apotheker bittet deshalb die Bevölkerung, zu vertrauen und sich mit dem Impfstoff von Moderna "boostern" zu lassen. Es sei wichtig für den Weg aus der Pandemie, sagt Lernbecher.
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BR24 vom 22.11.2021 - 18:30 Uhr
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