Die Agentur für Arbeit und das Jobcenter.
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Trotz all der großen Probleme: Der bayerische Arbeitsmarkt ist auch im September stabil. Eine Prognose für den Winter wagen die Experten nicht.

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Arbeitsmarkt: Aufwärtstrends und Krisenanzeichen in der Waage

Noch immer keine sichtbare Krise am bayerischen Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote ist im September leicht auf 3,3 Prozent zurückgegangen. Fachkräfte werden weiter dringend gesucht – und einige Regionen zeigen erste Krisensymptome.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Um 3.702 auf 249.243 ist die Zahl der Arbeitslosen im September gesunken. Das entspricht der üblichen Entwicklung nach den Sommerferien, wenn die Betriebe vor allem junge Menschen neu einstellen. Die Arbeitslosenquote sank von 3,4 auf 3,3 Prozent. Im September 2021 lag sie mit 3,2 Prozent allerdings noch etwas geringer. "Der Arbeitsmarkt ist stabil", bilanziert der Vizechef der bayerischen Arbeitsagenturen, Klaus Beier.

Anteil ukrainischer Flüchtlinge nennenswert

Der Anstieg im Vorjahresvergleich lässt sich aber mit der Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine erklären. Mittlerweile sind gut 30.000 von ihnen in Bayern als arbeitslos registriert, das ist mehr als ein Zehntel aller Arbeitslosen im Freistaat. Beier betont, dass ihm "keinerlei Anzeichen" für etwaigen Sozialmissbrauch durch Geflüchtete vorlägen.

Abwärtstrend in Regionen mit klassischen Industrien

Die höchsten Arbeitslosenquoten in Bayern verzeichnen die Städte Schweinfurt (6,8) und Coburg (6,1 Prozent). Die Arbeitsagenturen erklären das mit der Abhängigkeit des dortigen Arbeitsmarkts von großen Industriebetrieben, die unter dem Wandel der Automobilindustrie und unter Lieferengpässen leiden und gleichzeitig von den steigenden Energiekosten besonders betroffen sind. Erkennbar ist dieser Trend auch in der Region um Ingolstadt: Eichstätt, jahrelang der Landkreis mit der bundesweit geringsten Arbeitslosenquote, ist mit einer Quote von 2,0 Prozent zum zweiten Mal in Folge nicht mehr in dieser Position.

Ballungsraum Nürnberg holt auf

Dagegen setzt sich der bereits seit einigen Jahren erkennbare, stetige Aufwärtstrend in den mittelfränkischen Städten Nürnberg und Fürth fort. Sie waren lange Zeit Schlusslicht am bayerischen Arbeitsmarkt, haben sich aber mit Quoten von 5,6 beziehungsweise 5,1 Prozent deutlich nach oben abgesetzt. Arbeitsagenturvorstand Beier sieht dafür zwei Gründe: Zum einen seien viele Betroffene der Massenentlassungen beim Versandhändler Quelle und großen Industriebetrieben wie Grundig oder AEG mittlerweile in Rente. Zum anderen hätten sich zwischen Nürnberg und Erlangen zahlreiche Technologiebetriebe mit vielen Arbeitsplätzen angesiedelt.

Günzburg und Main-Spessart Spitze

Was machen die Landkreise Günzburg und Main-Spessart, Spitzenreiter mit jeweils nur 1,9 Prozent Arbeitslosigkeit, richtig? Dort gibt es "eine gute wirtschaftliche Struktur mit vielen kleinen und mittleren Betrieben, die stabil sind und unabhängig von der großen, wirtschaftlichen Entwicklung Gewinne erzielen", so Klaus Beier. In manchen Landkreisen mit ähnlich geringer Arbeitslosigkeit, etwa in Westmittelfranken oder im Bayerischen Wald, sei aber auch die insgesamt geringe Zahl von Arbeitskräften ein Grund für die geringen Quoten. "Hier herrscht nicht nur Fachkräftemangel, sondern Arbeitskräftemangel." Das sei auch ein Risiko für die künftige Entwicklung.

Arbeitsmarkt im Winter: "Keine seriöse Prognose möglich"

"Die Entwicklung der nächsten Monate ist mit hoher Unsicherheit verbunden", sagt Beier. "Daher lässt sich seriös kaum etwas prognostizieren." Allerdings helfe es dem Arbeitsmarkt in Bayern, "dass wir einen wahnsinnig hohen Bedarf an Fachkräften haben." Zusammen mit den großzügigen Regelungen für Kurzarbeit führe das dazu, "dass auch ein wirtschaftlicher Einbruch weniger auf den Arbeitsmarkt durchschlägt." Darüber hinaus gebe es derzeit noch keine höhere Zahl von Insolvenzen als üblich.

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