Archivbild: Sebastian Kurz am Handy
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Chat-Protokolle: "Bitte. Kann ich ein Bundesland aufhetzen?"

"Bitte. Kann ich ein Bundesland aufhetzen?", fragte Österreichs Ex-Kanzler Kurz in einem Chat. Darsteller des Wiener Burgtheaters trugen nun in Kooperation mit der Zeitung "Der Standard" ausgewählte Chats rund um den Korruptionsskandal vor.

Korruption und Betrug – gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz und weitere Beschuldigte ermittelt die Staatsanwaltschaft. Sie gründet ihre Vorwürfe auf rund 300.000 Chat-Nachrichten. Sechs Schauspieler und Schauspielerinnen des Burgtheaters trugen nun in Kooperation mit der Tageszeitung "Der Standard" ausgewählte Chats rund um den Korruptionsskandal auf der Bühne vor. Der Titel des Stücks: "Causa Kurz: Die #Chatprotokolle".

Schauspieler lesen in verteilten Rollen die Chats

Die Ensemblemitglieder des Burgtheaters Regina Fritsch, Daniel Jesch, Christoph Luser, Dörte Lyssewski, Robert Reinagl und Nils Strunk schlüpften in die Rollen von Sebastian Kurz, Thomas Schmid und anderen. Sie saßen an einem langen Tisch und lasen in verteilten Rollen die Chat-Protokolle vor. Die Aufführung war unter anderem auf Youtube zu sehen. Die künstlerische Umsetzung der Lesung oblag dem Burgtheater; dessen Direktor Martin Kušej führte Regie. Die Lesung fand auf der Probebühne im Wiener Arsenal statt.

"Bitte. kann ich ein Bundesland aufhetzen?"

In einem Chat mit dem früheren Spitzenbeamten Thomas Schmid fragte Kurz demnach unter anderem: "Bitte. Kann ich ein Bundesland aufhetzen?" Schmid antwortete: "Das sollten wir - wir schicken deinen Leuten heute auch noch die Infos." Hintergrund war - so der "Standard", dass im Mai 2016 Kurz und seine Vertrauten Projekte der Großen Koalition unter Christian Kern (SPÖ) wie den Plan, die ganztägige Kinderbetreuung auszubauen, torpedieren wollten.

"Zur eigenen Meinungsfindung"

Man dokumentiere die relevantesten Chatnachrichten "zu Ihrer eigenen Meinungsfindung, aber auch zum Teilen mit Freunden, die sich noch nicht in der Tiefe mit den Vorwürfen befasst haben", schreibt die Zeitung "Der Standard". Der Text der Lesung ist hier verfügbar.

Geschönte Umfragen

Das Team des früheren Kanzlers soll dessen Aufstieg an die Spitze von ÖVP und Regierung seit 2016 durch geschönte Umfragen und gekaufte positive Medienberichte abgesichert haben. Im Gegenzug sollen hohe Summen, darunter auch Steuergelder, für Anzeigen geflossen sein. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft führte vorige Woche Razzien im Kanzleramt und in der Zentrale der konservativen Kanzlerpartei ÖVP durch. Der 35 Jahre alte Kurz bestreitet die Vorwürfe.

Kurz trat jedoch auf Druck der mitregierenden Grünen zurück und übergab sein Amt dem bisherigen Außenminister Alexander Schallenberg. Seit Donnerstag sitzt Kurz wieder als Abgeordneter und Fraktionsvorsitzender der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP) im Nationalrat.

Lob für Burgtheater-Aufführung

Zahlreiche User lobten die Aufführung des Burgtheaters: "Tolle Initiative des #Burgtheaterensemble", schrieb eine Twitter-Userin. "Erschreckende Politik oder geniale Kunst? Beides!", meinte ein anderer.

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