Schafe kommen auf die Sommerweide
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Rhönschäfer Julian Schulz macht sich mit seinen 800 Tieren wieder auf den Weg zur Sommerweide

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So werden die Schafe in der Rhön auf die Sommerweide gebracht

In den Alpen sind es die Kühe, in der Rhön sind es die Schafe, die im Frühjahr auf ihre Weiden getrieben werden. Rhönschäfer Julian Schulz hat sich mit seinen 800 Tieren wieder auf den Weg zur Sommerweide gemacht – trotz Angst vor dem Wolf.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Morgens um zehn Uhr öffnet Julian Schulz die Stalltür. 800 Schafe rennen ihm blökend und mähend entgegen. In gut zwei Stunden will der Rhönschäfer seine Schäfchen auf die Weide bringen. Doch erst sollen sie sich auf einer eingezäunten Wiese neben dem Stall an das Herdengefühl gewöhnen, nach vier langen Monaten im Winterstall. Das gilt vor allem für die Jungtiere. Etwa 200 Schafe bleiben jedoch im Stall zurück: Die ganz jungen Lämmer mit ihren Mutter-Schafen. Die Lämmchen sind für die derzeitigen kühlen Temperaturen noch nicht fit genug und könnten auf der Weide krank werden, sagt Schäfer Julian Schulz.

Schafe betreiben Landschaftspflege

Der Rhönschäfer aus dem Dorf Ginolfs ist einer von mehr als einem Dutzend Vollerwerbsschäfern, die mit ihren insgesamt 5.000 Schafen in den nächsten Tagen durch die geschützte Landschaft des Biosphärenreservats Rhön ziehen. Allein im Raum Oberelsbach/Fladungen gibt es sechs Schäfer mit jeweils über 300 Schafen, die als Vollerwerbsschäfer mit ihren Herden Landschaftspflege betreiben. Die Schafe tragen auch zur Artenvielfalt bei, erklärt Schulz. So werden beispielsweise durch das Wollfell der Schafe verschiedene Pflanzensamen in der Natur verteilt. Das verbessert die Artenvielfalt, da auch andere Tierarten von den Pflanzen profitieren.

Auftrieb in die Hochrhön dauert mehrere Stunden

Nach zwei Stunden "Gewöhnungsphase" beginnt Julian Schulz seine Schafherde in Richtung Sommerweide zu treiben – auf das Weideflächen-Gebiet "Schornhecke" nahe der Hochrhönstraße. Seine zwei Schäferhunde helfen ihm dabei. Etwa zehn Kilometer führt sie der Weg hauptsächlich über Feldwege. Gut drei bis vier Stunden brauchen Julian Schulz und seine 800 Schafe für die Strecke. Sein Chef unterstützt ihn dabei: Er sperrt unter anderem Straßen kurz ab, damit die Schafe sie gefahrlos überqueren können. Am späten Nachmittag will Schulz seine Schäfchen ans Ziel gebracht haben.

Eine halbe Stunde dauert es etwa bis Julian Schulz dort einen Elektrozaun aufgestellt hat. In dem halben Hektar großen Areal verbringt die Herde immer die Nacht. Am nächsten Morgen dürfen sie wieder frei auf der Weide herumspringen und grasen.

Angst vor dem Wolf: Überwachungskameras auf der Weide

Der Schäfer hofft, dass seine Tiere den Sommer auf der Weide unbeschadet überstehen. Denn erst im vergangenen Jahr hat eine Wölfin zwei seiner Ziegen gerissen und ein Schaf so schwer verletzt, dass es von seinen Qualen erlöst werden musste. Die Wölfin, auch Fähe genannt, habe die Nutztiere auf einer eingezäunten Weide in der Nähe des Wanderweges zur Thüringer Hütte angegriffen, so Schulz. Jetzt will er auf der Weide Überwachungskameras installieren, die ihr Bild live auf sein Handy übertragen.

Schafe bleiben bis im Dezember im Freien

In knapp zwei Monaten zieht die Schafsherde weiter zu den nächsten Weideflächen bei Bad Neustadt. Dort bleiben die Tiere bis zum Dezember. Erst am dritten Advent will der Rhönschäfer seine Herde wieder in ihr Winterquartier, den Stall bei Ginolfs, zurückführen.

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