Das Jugendzentrum in Pfarrkirchen mit Schriftzug
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Der Schriftzug war von Unbekannten in "JUDEN ZENTRUM" geändert worden, indem sie das "G" entfernten und stattdessen das "D" einfügten

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Schriftzug von Jugendzentrum geändert: Kripo ermittelt

Unbekannte haben den Schriftzug des Jugendzentrums Pfarrkirchen in "Judenzentrum" geändert. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen des Anfangsverdachts der Volksverhetzung. Die Jüdische Gemeinde ist tief betroffen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

In Pfarrkirchen im Landkreis Rottal-Inn ist der Schriftzug des Jugendzentrums durch Unbekannte so verändert worden, dass anschließend "Judenzentrum" zu lesen war. Ein Buchstabe wurde entwendet, die anderen neu angeordnet. Weil der Anfangsverdacht der Volksverhetzung im Raum steht, ermittelt die Kriminalpolizei. Der Tatzeitraum dürfte zwischen vergangenem Samstag und Montag liegen.

  • Zum Artikel: So will Bayern den Kampf gegen Antisemitismus verstärken

Pfarrkirchens Bürgermeister "erschüttert"

Die Tat suche an Pietät- und Geschmacklosigkeit ihresgleichen, Bürgermeister Wolfgang Beißmann (CSU) sei zutiefst erschüttert, so die Stadt Pfarrkirchen auf Nachfrage. "Pfarrkirchen ist offen für alle", so Beißmann. Die Stadt habe Mitarbeitende verschiedenster Herkunft. Am European Campus seien etwa Studierende aus der ganzen Welt. Gerade das JUZ, in dem viele Jugendliche mit Migrationshintergrund zusammenkommen würden, sei ein hervorragendes Beispiel für Integration. Es sei ein Ort der Integration und des Miteinanders.

Wolfgang Beißmann hofft, dass der oder die Täter gefasst und konsequent bestraft werden. "Die Person kann sich gerne bei mir melden. Ich bin für einen sachlichen - was ich bei dieser Person aber nicht glaube - Dialog bereit", so Beißmann zum BR.

Der Schriftzug wurde mittlerweile von der Stadt abgedeckt, das Stadtbauamt wird den fehlenden Buchstaben schnellstmöglich ersetzen.

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Das Jugendzentrum Pfarrkirchen mit der geänderten Beschriftung

Jüdische Gemeinde: "Hoffentlich nur dummer Jugendstreich"

Die jüdische Gemeinde in Niederbayern zeigt sich von dem Fall tief betroffen. So etwas tue weh, sagte die Vorsitzende Anna Zisler aus Straubing dem BR. Antisemitismus müsse weiter bekämpft werden. Zisler hofft, dass es sich bei dem Fall um einen "dummen Jugendstreich" gehandelt hat. Sie würde gerne mit den Tätern ins Gespräch kommen, um die Beweggründe zu erfahren.

Kreative Fensteraktion

Jugendliche aus Pfarrkirchen reagierten unterdessen am Mittwoch mit einer kreativen Aktion, die inzwischen auch auf Instagram zu sehen ist. Sie gestalteten Plakate für die JUZ-Fenster im Erdgeschoss. Auf diesen steht unter anderem: "JA, wir sind ein Judenzentrum! Denn wir sind auch ein: Christenzentrum, Buddhistenzentrum, Rapzentrum, Sportzentrum, Ballzentrum, Muslimzentrum, Kulturenzentrum, Spaßzentrum, Hippiezentrum, Punkzentrum." Außerdem werden genannt: Menschenzentrum, Friedenszentrum, Anti-Nazi-Zentrum. Im Video verbunden mit der klaren Botschaft: "Bei uns hat Antisemitismus und Rassismus keinen Platz!" Petra Fuchs, die Leiterin des Jugendzentrums, betont: "So wollen sie zeigen, dass das JUZ für alle da ist und sie die Aktion mit dem Schild nicht so stehen lassen wollen".

Jugendliche spielen Gitarre im Jugendzentrum Pfarrkirchen
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Jugendliche spielen Gitarre im Jugendzentrum Pfarrkirchen

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