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Es waren einmal neun mögliche Standorte für ein ICE-Werk, jetzt sind nur noch drei im Rennen. Zwei davon liegen in einem Wald westlich von Feucht (Lkr. Nürnberger Land ). Das eine ist das Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik, kurz Muna, das andere befindet sich südlich davon am Naherholungsgebiet Jägersee. Mit allen drei Standorten will die Deutsche Bahn voraussichtlich im Dezember ins Raumordnungsverfahren gehen. Doch die Bürgerinnen und Bürger in Feucht wollen ihren Wald, ihre "grüne Lunge", wie sie sagen, nicht hergeben. Das machten sie bei einem Bürgerdialog mit der Bahn deutlich.
Doch weil die Bürger nicht nur als Verhinderer abgestempelt werden wollen, machten sie auf der Bürgerversammlung der Bahn einen Alternativvorschlag. Dabei brachten sie ein Grundstück im Nürnberger Stadtteil Gleishammer ins Spiel, auf dem die Bahn bereits ihre Züge reinigt, große Teile davon aber brachliegen. Projektleiter Carsten Burmeister versprach, diesen Standort auf seine mögliche Eignung überprüfen lassen zu wollen.
Die beiden Standorte bei Feucht sind aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger nicht geeignet. Das Waldstück schütze vor dem Lärm der nahen Autobahnen und sorge für saubere Luft, sagt eine Bürgerinitiative. Vor allem das Muna-Gelände habe sich zu einem Biotop für seltene Pflanzen und Tierarten entwickelt, meint der Bund Naturschutz. Schließlich habe aus Sicherheitsgründen seit 70 Jahren kein Mensch das Gelände betreten dürfen. Zudem sei es als Bannwald geschützt und diene zum Teil auch als gesetzlich vorgeschriebene Ausgleichsfläche für die ausgebaute ICE-Schnellstrecke nach München, die hier entlangläuft. Sowohl für das Muna-Gelände als auch das am Jägersee müsste die Bahn zwischen 35 und 45 Hektar Wald roden.
Das Muna-Gelände ist gut 200 Hektar groß. Nach dem Zweiten Krieg lagerte hier die US-Armee alte Bomben, Blindgänger und Granaten. 1946 explodierte hier ein Zug und setze die gesamte Anlage in Brand. Dadurch wurde die Munition großflächig verteilt. Seitdem umgibt ein zwei Meter hoher Zaun die Muna, kein Mensch darf sie betreten.
Nach dem Abzug der Amerikaner nahm der Bund als Eigentümer der Muna in den 1990-er Jahren oberflächliche Räumungen vor. Dabei fand der Kampfmittel-Räumdienst überall verrostete Munition. Was hier genau lagert und ob es vollständig geräumt werden kann, weiß selbst die Marktgemeinde Feucht nicht. Bürgermeister Jörg Kotzur (parteilos) beklagt, dass die dafür zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben des Bundes sehr zurückhaltend mit Informationen sei.
Voraussichtlich will die Bahn nicht das komplette Muna-Gelände räumen, denn sie würde für ihr neues ICE-Werk nicht die gesamte Fläche benötigen, sondern höchstens ein Viertel. Doch dies will die Marktgemeinde Feucht so nicht akzeptieren. Sie ist für die Sicherheit auf dem Gelände verantwortlich. Sollte es beispielsweise zu einem Brand auf dem Gelände kommen, könnte die Feuerwehr nicht anfahren, weil die Gefahr durch Blindgänger zu groß sei, befürchtet Bürgermeister Kotzur.
Aus Sicht der Bahn haben die beiden Standorte bei Feucht einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem dritten möglichen Standort bei Allersberg. Sie liegen deutlich näher am Hauptbahnhof Nürnberg, wo die Bahn ihre ICE-Züge nachts aus dem Fahrplan aus- und wieder einfädeln will.
Die Deutsche Bahn will ihre Untersuchungsergebnisse zu den drei möglichen Standtorten bei Feucht und Allersberg voraussichtlich im Dezember bei der zuständigen Regierung von Mittelfranken in Ansbach einreichen. Dann könnte das zwingend vorgeschriebene Raumordnungsverfahren starten. Dabei können die betroffenen Gemeinden Einwände einbringen. Geht alles nach Plan, sollen die Ergebnisse dieser Prüfung im Sommer 2022 vorliegen.
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Frankenschau aktuell vom 11.11.2021 - 17:30 Uhr
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