Ihr Browser unterstützt diese Inhalte nicht.
In Lederhose und Dirndl stehen die Besucher und Besucherinnen auf den Bänken des Kiliani-Volksfests in Würzburg, eine Maß Bier in der Hand. Sie feiern ausgelassen und singen mit bei den typischen Volksfest-Liedern. Doch ein Lied hat jetzt eine kontroverse Diskussion ausgelöst: der Ballermann-Hit "Layla" von DJ Robin & Schürze. Kritiker empfinden den Text als sexistisch. Deshalb hat die Stadt Würzburg das Lied nun verboten – und ihr Vorgehen gegenüber BR24 begründet.
Die "Main-Post" hatte zuerst über das Verbot auf dem Kiliani-Volksfest berichtet.
"Wir sind keine Sittenpolizei, sondern Veranstalter", sagte Uwe Zimmermann, bei der Stadt zuständig für das Kiliani. Er argumentierte: Bei städtischen Veranstaltungen seien sexistische oder rassistische Liedtexte unpassend. "Deswegen ist die Entscheidung nur konsequent", so Zimmermann zu BR24. Er verwies auf einen Beschluss der Stadt aus dem vergangenen Jahr. Damals diskutierten verschiedene Kommunen über das "Donaulied", dessen Text eine Vergewaltigung behandelt.
Die Stadt Würzburg traf die Vereinbarung, dass auf städtischen Veranstaltungen "jede Art von rassistischem, sexistischem oder extremem Liedgut" unerwünscht sei. Daran wolle man sich jetzt auch halten, sagte Zimmermann.
Seit fast drei Wochen ist "Layla" von DJ Robin & Schürze auf Platz 1 der deutschen Single-Charts und gilt vor allem bei jungen Leuten als Stimmungshit auf Volksfesten. Bundesweit ist allerdings eine Debatte um den Liedtext entbrannt, in dem es um die Prostituierte "Layla" geht. Sie hat "eine geile Figur, blondes Haar" und wird als "schöner, jünger, geiler" besungen. Zimmermann von der Stadt Würzburg verwies auf Musikwissenschaftler, die das Lied als "eindeutig sexistisch" beurteilt hätten.
In sozialen Netzwerken wird die Entscheidung der Stadt Würzburg kontrovers diskutiert. Auf Videos aus dem Festzelt ist zu sehen, wie Feiernde lautstark "Layla" rufen und den Song "einfordern".
Kritik an der Entscheidung des Rathauses kommt zum Beispiel von Stadträtin Rena Schimmer (CSU), Vorsitzende der Jungen Union Würzburg-Stadt. Aus ihrer Sicht ist der Text durch die Kunstfreiheit gedeckt. "Für mich ist das subjektiv kein Sexismus, dementspechend habe ich kein Problem damit", sagte sie zu BR24. Schimmer kritisiert, dass das Thema vorab nicht im Stadtrat behandelt wurde. Sie will nun eine Anfrage stellen, wie es im konkreten Fall zu der Entscheidung kam.
Auch Denise Hertlein, Inhaberin der Würzburger Kult-Kneipe "Käuzle", wundert sich über das Verbot: "Ich finde, das ist absoluter Quatsch." In ihrer Kneipe läuft der Song derzeit mehrfach am Abend. Diskussionen über den Text gebe es nicht. "Wenn ich das Lied höre, höre ich von einer beruflich erfolgreichen Frau", sagt Hertlein, "eigentlich ist es pro-feministisch".
Der Grünen-Stadtrat Konstantin Mack wiederum hält das Verbot für die richtige Entscheidung. Gleichzeitig spricht er von einer "niveaulosen Debatte". Es sei richtig, dass auch andere Partysongs sexistische Inhalte transportieren, "aber dann müssen wir eine Diskussion führen, wie normalisiert Sexismus generell ist". In diesem Fall mit Kunstfreiheit zu argumentieren, hält er für ein schwaches Argument. Kunstfreiheit dürfe nicht dazu führen, dass es als salonfähig gilt, "Frauen auf ihr Äußeres zu reduzieren", sagt Mack.
"Man kann das Lied singen, wo man will und wann man will. Die Stadt Würzburg gibt nicht vor, ob das richtig oder falsch ist", sagt wiederum Uwe Zimmermann von der Stadt Würzburg. Er plädiert für einen sensiblen Umgang mit Sprache. Zu den Kritikern des Verbots sagt er: "Singen Sie das Lied, wo Sie wollen. Bei uns im Festzelt bieten wir es nicht aktiv an." Weitere Lied-Verbote auf dem Kiliani sind nach Angaben der Stadt derzeit nicht geplant. Bei offensichtlich sexistischen oder extremistischen Texten wolle man in Zukunft allerdings ähnlich verfahren.
Ihr Browser unterstützt diese Inhalte nicht.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Sendung
Regionalnachrichten aus Mainfranken vom 12.07.2022 - 07:30 Uhr
Das könnte sie auch interessieren
Bei städtischen Veranstaltungen in Würzburg sollen künftig keine Lieder mit rassistischem oder sexistischem Inhalt mehr aufgeführt werden. Auslöser war das Donaulied, das nach Ansicht von Kritikern Vergewaltigung verherrlicht.
Kiliani, das größte Volksfest Unterfrankens ist zurück. Nach zwei Jahren Corona-Pause hat sich die Talavera in eine eigene kleine Stadt gewandelt: Rund 80 Fahr-, Belustigungs- und Imbissgeschäfte stehen dort. Die Maß Festbier kostet heuer 11,30 Euro…
Mit einer kleinen Metzgerei in Bad Windsheim hat die Familie Hahn vor 85 Jahren angefangen. Inzwischen ist daraus ein Groß-Caterer geworden. Seit zwölf Jahren kümmert sich die Familie Hahn auf dem Kiliani-Volksfest um das leibliche Wohl der Gäste.
Im bekannten "Donaulied" vergewaltigt ein Mann ein schlafendes Mädchen. Als im Bierzelt alle um sie herum den Text lauthals mitsingen, ist die Passauer Studentin Corinna Schütz entsetzt. Mit Freund*innen hat sie eine Petition gegen #Bierzeltsexismus…
Es wird Sommer und die Volksfestsaison startet. Darauf freuen sich besonders die Schausteller und Festwirte - nach zwei Jahren Corona-Pause. Doch Inflation und eine neue Corona-Welle könnten dem Spaß einen Strich durch die Rechnung machen.
Pestizide wirken zwar nicht tödlich auf Bienen, dennoch tragen sie indirekt zum Artensterben bei. Zum Beispiel verändert laut einer Studie ein mittlerweile verbotenes Fungizid den Geruch der Männchen, sodass die Weibchen keine Lust auf Sex haben.
Weil der Zug überfüllt war, verwiesen Beamte der Bundespolizei in Freilassing Fahrgäste aus der Regionalbahn. Es ist nicht das erste Mal, dass ein überfüllter Zug teilweise geräumt werden muss. Die Bahn rät Fahrgästen: Kernzeiten meiden.
Um Energie zu sparen, schließt die Stadt Nürnberg drei von vier Hallenbädern. Damit trifft es einen Bereich, der schon wegen der Corona-Pandemie lange Zeit brachlag. Der Deutsche Schwimmlehrerverband äußert sich besorgt.
Egal ob Personalmangel, Pandemie oder hohe Energiekosten - die Wiesn-Wirte verbreiten Zuversicht pur: "Ja, die Wiesn 2022 findet statt!", war sich Wirtesprecher Inselkammer bei der Vorstellung des Maßkrugs sicher. Heizpilze soll es aber nicht geben.
Immer und überall die Filme, Serien, Dokus, Reportagen und Magazine des BR anschauen.