3

Der Komet der 50er-Jahre

Von: Ernst Eisenbichler in Zusammenarbeit mit der Redaktion "Land und Leute"

Stand: 14.04.2009 | Archiv

Wolfgang Koeppen | Bild: picture-alliance/dpa

Wolfgang Koeppen - Mann eines schmalen, dennoch gewichtigen Werkes. Zu Beginn der 1950er-Jahre war er kometengleich aufgestiegen, veröffentlichte drei furiose Romane, um dann für sehr lange Zeit wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Als Koeppen 1996 in München starb, war das ein sehr leiser Abschied. Der Komet war längst ausgeglüht - zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung.

"Ich schweige nicht, ich schreibe"

Drei Romane innerhalb von drei Jahren: Wolfgang Koeppen während seiner produktivsten Phase (Aufnahme von 1952)

Immer hatten Leser - und Verleger - gehofft, er würde noch einmal eine Leuchtspur über das literarische Firmament ziehen - nach seiner Romantrilogie "Tauben im Gras" von 1951, "Das Treibhaus" (1953) und "Der Tod in Rom" (1954), jenem dissonanten Dreiklang gegen die dumpfe Restaurationsharmonie der 1950er-Jahre.

Doch es reichte nur noch zu einem kurzen Aufflackern, 1976, als Koeppen den schmalen Prosaband "Jugend" veröffentlichte. Der Autor ging fortan als der große Schweiger in die deutsche Gegenwartsliteratur ein - und der Mythos um den Verstummten wuchs um so mehr, je länger er nichts produzierte. Die "Frankfurter Rundschau" lobte ihn sogar als "einen unserer größten Schriftsteller ..., weil er so lange geschwiegen hat." Doch produzierte Koeppen wirklich nichts? Keineswegs: "Ich schweige nicht, ich schreibe", so seine Auskunft gegen Ende seines Lebens. In der Tat fand sich eine Unmenge von Manuskripten, unter anderem mehrere Romanprojekte, in seinem Nachlass, der heute in Koeppens Geburtsstadt Greifswald verwaltet wird.


3