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Gurken aus dem Glas Welche Zukunft hat Industriegemüse in Bayern?

Gurken, Bohnen oder Rotkraut für die Lebensmittelindustrie werden insbesondere in Niederbayern und Unterfranken angebaut. Um die Zukunft dieser Regionen geht es beim "Industriegemüsetag" an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim.

Stand: 10.12.2015 | Archiv

In Niederbayern wird auf über 1.000 Hektar sogenanntes Industriegemüse angebaut, in Unterfranken auf rund 700 Hektar. An der Tagung zu den Feldfrüchten für Konserven nehmen etwa 100 Experten teil.

Blaukraut aus Franken

Gänsebraten mit Klös' und Blaukraut

Gibt's bei Ihnen auch Blaukraut als Beilage zur Gans zum Weihnachtsfest? Wenn der Rotkohl aus dem Supermarkt-Glas kommt oder aus der Konserve, dann stammt er ziemlich sicher aus Franken. Auch der Gurkenanbau ist hier weit verbreitet. Und gerade den Gurkenanbauern macht der Klimawandel zu schaffen, berichtet zum Beispiel Gemüsebauer Winfried Strauß aus Bergtheim.

"Die extreme Trockenheit hat uns sehr gefordert, auch nachts auf die Felder zu gehen, um zu beregnen. Aufgrund der hohen Temperaturen ist das Wachstum bei den Gurken deutlich schneller als üblich. Wenn wir Nachttemperaturen haben, die deutlich über 16 Grad liegen, wie es heuer mit 22 oder 23 Grad oft der Fall war, ist die Ernte kaum zu bewältigen. Die Gurke ist in der Lage, in einer Nacht ihr Gewicht zu verdoppeln."

Winfried Strauß, Gemüse-Anbauer aus Bergtheim

Hauptkunde des Familienbetriebs ist die Hamburger Kühne GmbH mit Werk in Schweinfurt - und die Großproduzenten von Industriegemüse haben ganz genaue Vorgaben.

Genormte Industriegurken

Ins genormte Gurkenglas zum Beispiel kommen eben nur Gurken, bei denen das Länge-Dicke-Verhältnis von etwa drei zu eins passt. Wächst die Gurke zu schnell, ist sie kaum noch zu verkaufen.

Deswegen sind zum einen neue Sorten gefragt, aber auch angepasste Düngemethoden, berichtet Oskar Kreß von der Veitshöchheimer Landesanstalt für Wein- und Gartenbau. Er erforscht zum Beispiel in aktuellen Feldversuchen neue Dünge-Verfahren - mit kleineren Mengen in kleineren Abständen.

"Mit der Bewässerung wird immer eine kleine Menge Dünger beigegeben. Und damit kann man dann das Wachstum der Gurken besser steuern, als wenn man nur zwei oder dreimal je Saison Dünger ausbringt, wie man das früher gemacht hat."

Oskar Kreß, Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim

Als weiteren Trend sieht der Experte eine stärkere Mechanisierung als Überlebensstrategie.

Investitionen in Maschinen

Das heißt, dass die Landwirte zum Beispiel in Erntemaschinen investieren müssen. So lassen sich für Rote Beete ohne Probleme die Vollernter für Zuckerrüben verwenden.

"Ich geh mal davon aus, dass man Gemüsekulturen, die sich stark mechanisieren lassen, in Bayern und hier in der fränkischen Region weiterhin gut anbauen kann. Aber gerade die Gurkenernte, das ist nach wie vor Handarbeit, da kann es Verschiebungen geben."

Oskar Kreß, Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim

Auf dem Gemüsehof in Bergtheim spürt Winfried Strauß diese "Verschiebungen" bereits deutlich - vor allem seit Einführung des Mindestlohns, sagt der Seniorchef. Mit Vollernter ist bei Gurken nix zu machen und in der Hochsaison arbeiten hier 200 Erntehelfer, bei einem Mindestlohn von über zehn Euro die Stunde.

"Das europäische Ausland, also Tschechien, Serbien oder Rumänien, hat Arbeitslöhne von um die zwei Euro. Das ist ein Wettbewerbsnachteil, der schwer zu kompensieren ist - es sei denn mit drei oder vier Cent mehr pro Gurkenglas."

 Winfried Strauß, Gemüse-Anbauer aus Bergtheim


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