21

Hitler-Attentat Stundenprotokoll: Der 20. Juli 1944

Attentat auf Hitler und Operation Walküre

Stand: 17.07.2014

  • 07:00 Uhr

    07:00 Uhr

    Frühstück in der "Wolfsschanze"

    Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg fliegt mitseinem Adjutanten Werner von Haeften in die "Wolfschanze", das Führerhauptquartier, das bei Rastenburg in
    Ostpreußen liegt. Nach der Ankunft lässt er sich unverzüglich zum sechs Kilometer entfernten Nordeingang des Sperrkreises II fahren. Nach seiner Ankunft frühstückt er mit Rittmeister Leonhard von Möllendorff und weiteren Offizieren.

  • 11:00 Uhr

    11:00 Uhr

    Besprechung in der "Lagerbaracke"

    Stauffenberg erfährt, dass die Lagebesprechung nicht wie üblich um 13 Uhr stattfindet, sondern auf 12.30 Uhr vorverlegt wird. Grund: Mussolini wird erwartet. Außerdem wurde der Besprechungsort geändert. Statt im "Teehaus" soll das Treffen nun in der "Lagerbaracke" stattfinden. Das "Teehaus" ist zwar ebenfalls aus Beton, allerdings sind die Fenster wegen der Sommerhitze geöffnet. Sowohl über der Decke als auch unter dem Fußboden befinden sich Hohlräume. Es gab nur einen Holz- und keinen festen Steinfußboden.

  • 12:15 Uhr

    12:15 Uhr

    Die Bombe ist scharf

    Stauffenberg gibt vor, sich frisch machen zu wollen und beginnt mit den Vorbereitungen. Aus Haeftens Aktentasche entnimmt Stauffenberg die erste Sprengladung: ein Kilo Sprengstoff ohne Ummantelung, versehen mit zwei chemisch-mechanischen Zündstiften.

    Doch als Stauffenberg und Haeften die Bombe scharf machen wollen, werden sie gestört: Oberfeldwebel Werner Vogel kommt ins Zimmer und fordert sie auf, zur Lagebesprechung zu kommen. In der Hektik gelingt es dem Oberst nur, eines der mitgebrachten zwei Sprengstoffpakete scharf zu machen.

  • 12:30 Uhr

    12:30 Uhr

    Stauffenberg platziert den Sprengsatz

    Die Besprechung in der "Lagebaracke" beginnt. Stauffenberg platziert die Mappe mit der Bombe so, dass sie etwa 1,30 Meter rechts von Hitler unter dem Tisch steht. Danach informiert Stauffenberg die Anwesenden über die Ersatzlage der Truppe. Sofort danach verlässt er unter dem Vorwand, ein wichtiges Telefonat führen zu müssen, den Raum. Etwa zehn Minuten sind vergangen, seit Stauffenberg den Zündmechanismus in Gang gesetzt hat. Da chemische Zünder Wetterschwankungen und Temperatureinflüssen unterliegen, weiß er nicht genau, wann die Bombe detoniert.

  • 12:42 Uhr

    12:42 Uhr

    Die Bombe geht hoch

    Hitler beugt sich gerade über den Tisch in der "Lagerbaracke", als eine gewaltige Explosion das Gebäude erschüttert. Die Druckwelle lässt die Decke einstürzen, vier Menschen sterben. Wenige Stunden später soll Stauffenberg in Berlin gesagt haben: "Diese Detonation war so, als ob eine 15-Zentimeter-Granate hineingeschlagen hätte - da kann kaum noch jemand am Leben sein." Er sollte sich täuschen.

    Quelle: http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1964_3.pdf

  • 12:44 Uhr

    12:44 Uhr

    Flucht aus der "Wolfsschanze"

    Kurz nach der Detonation wird Stauffenberg mit seinem Adjutanten Haeften zur Torwache des Sperrkreises I chauffiert. Problemlos passieren sie die erste Wache - der Alarm wird erst eineinhalb Minuten später ausgelöst. An der Außenwache Süd wird der Wagen aufgehalten. Doch Stauffenberg gelingt es, den Wachhabenden überzeugen, ihn fahren zu lassen. Wenig später soll Haeften das zweite Sprengstoffpaket aus dem Wagen geworfen haben.

  • 13:15 Uhr

    13:15 Uhr

    Rückkehr nach Berlin

    Es geht weiter nach Plan: Die zweimotorige Propellermaschine startet pünktlich vom Flugplatz auf Gut Wilhelmsdorf in Richtung Berlin.

  • 16:00 Uhr

    16:00 Uhr

    Operation "Walküre"

    Überzeugt vom Tod Hitlers landet Stauffenberg in Berlin. Dort beginnen die Probleme: Friedrich Olbricht will den Staatsstreich einleiten, wird aber von Fritz Fromm zurückgehalten. Der ruft Keitel im Führerhauptquartier an. Dort heißt es: "Es hat zwar ein Attentat stattgefunden, es ist aber zum Glück fehlgeschlagen. Der Führer ist nur unwesentlich verletzt."

    Stauffenberg jedoch ist sich sicher: "Der Feldmarschall Keitel lügt wie immer, ich habe selbst gesehen wie man Hitler tot hinausgetragen hat." Ein tödlicher Irrtum: Man hatte einen Verletzten nur mit dem Mantel Hitlers bedeckt.

    Quelle: Harry Horstmann: Operation Walküre - Claus Schenk Graf von Stauffenberg: Der 20. Juli 1944. Grin Verlag 2008.

  • 17:00 Uhr

    17:00 Uhr

    Ein Rennen gegen die Zeit

    Stauffenberg und seine Mitverschwörer nehmen Fromm fest. In Wien, Prag, Paris und Kassel laufen die ersten Maßnahmen bereits an. Mit einer Lawine von Fernschreiben und Telefonaten versuchen die Widerständler, die "Operation Walküre" auszulösen. Doch der Nachrichtenapparat funktioniert nur schwerfällig. Einen Absetzvorgang auf einem Geheimschreiber dauert etwa eine Viertelstunde. Da jedes Fernschreiben einzeln abgesetzt werden muss, nimmt der Vorgang mehr drei Stunden in Anspruch.

  • 19:13 Uhr

    19:13 Uhr

    Tödlicher Irrtum

    Rundfunk, Reichskanzlei, Reichspropagandaministerium und Reichssicherheitshauptamt sind noch immer nicht besetzt. Im Rundfunk wird bereits vom fehlgeschlagenen Attentat auf Hitler berichtet. Der General von Prag, Ferdinand Schaal, spricht mit Stauffenberg, der sich nicht beirren lässt: "Der Führer ist tot, ich bin selbst dabei gewesen. Bisheriges und weitere Kommuniqués des Rundfunks sind falsch. Befohlene Maßnahmen gegen den Sicherheitsdienst sind beschleunigt durchzuführen!"

  • 22:40 Uhr

    22:40 Uhr

    Der Staatsstreich ist gescheitert

    Eine bewaffnete Offiziersgruppe stürmt den Sitz des Allgemeinen Heeresamtes, in dem sich das militärische Zentrum der Verschwörung befindet. Alle im Gang stehenden Offiziere werden in Olbrichts Räume gedrängt. Ein Fluchtversuch Stauffenbergs scheitert.

  • 23:15 Uhr

    23:15 Uhr

    Standgericht verhängt Todesurteile

    Fromm wird befreit. Stauffenberg erklärt ihm, dass alle Anwesenden als Soldaten und seine Untergebenen gehandelt hätten und er die alleinige Verantwortung trage - ohne Erfolg.

    Fromm errichtet ein aus drei Generälen bestehendes Standgericht, das die Anführer des Staatsstreiches zum Tode verurteilt: Oberst im Generalstab Mertz, General der Infanterie Olbricht, Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg und Oberstleutnant Werner von Haeften. Generaloberst Ludwig Beck tötet sich selbst.

  • 00:00 Uhr

    00:00 Uhr

    "Es lebe das heilige Deutschland!"

    Das Exekutionskommando, bestehend aus zehn Unteroffizieren und einem Leutnant stehen im Hof der Bendlerstraße bereit. Die vier Verurteilten werden vor einen aufgeschütteten Sandberg gestellt. Das Kommando ertönt. Stauffenbergs letzte Worte: "Es lebe das heilige Deutschland!"

  • 00:10 Uhr

    00:10 Uhr

    Verscharrt auf St. Matthäus

    Fromm lässt per Fernschreiben die Nachricht von der Erschießung verbreiten. Die Leichname der Verschwörer werden auf dem nahe gelegenen alten St.-Matthäus-Friedhof verscharrt.

  • 01:00 Uhr

    01:00 Uhr

    Mehr als 200 "Mitverschwörer"

    Über den Rundfunk spricht Hitler zum Volk: "Eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich unvernünftiger, verbrecherisch dummer Offiziere hat ein Komplott geschmiedet, um mich zu beseitigen und mit mir den Stab praktisch der deutschen Wehrmachtführung auszurotten."

    Etwa 200 Personen aus Hitlers Gefolgschaft werden als vermeintliche Mitverschwörer getötet oder in den Suizid getrieben. Außer den Attentätern fielen auch viele Oppositionelle der NS-Justiz zum Opfer, die nicht in den Anschlag verwickelt waren, aber anderweitig das Missfallen des Regimes erregt hatten.

    Quelle: http://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0083_ahr&object=translation&st=&l=de


21