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Silvia Seidel gestorben Der Fluch des frühen Ruhms

"Ich habe mein Leben damit verbracht, unberühmt zu werden", sagte Silvia Seidel über sich selbst. Die Schauspielerin, die im August 2012 mit 42 Jahren in München starb, konnte nie wieder an ihren frühen Ruhm mit "Anna" anknüpfen.

Stand: 29.08.2013 | Archiv

Mit 17 Jahren wurde Silvia Seidel über Nacht berühmt. Als Anna in der gleichnamigen ZDF-Weihnachtsserie von 1987 wollte sie unbedingt Prima-Ballerina werden - unzählige Mädchen ließen sich von dieser Ballettbegeisterung anstecken. Viele Jungs verliebten sich in den blonden Teenager. Eigentlich sei sie eher zufällig beim Film gelandet, sagte Seidel vor neun Jahren der Süddeutschen Zeitung. Gesucht habe sie "das Berühmtsein" nicht.

Beisetzung in aller Stille

Silvia Seidel soll in aller Stille in einem Münchner Vorort beigesetzt werden. Nähere Informationen sind nicht bekannt. Das zuständige Bestattungsinstitut teilte mit, dass die Angehörigen um Diskretion gebeten hätten.

"Die Rolle hat mir mein Leben versaut"

Später hat die Münchnerin ihren frühen Erfolg sogar verflucht. "Die Rolle hat mir mein Leben versaut", klagte sie in einem Interview. Tatsächlich konnte Seidel nie wieder an den "Anna"-Erfolg anknüpfen. Bereits mit 19 Jahren hatten ihr TV-Serie und der daraus entstandene Kinofilm eine Goldene Kamera und einen Bambi gebracht. Das sollte bis zu ihrem Tod der Höhepunkt ihrer Karriere bleiben.

"Silvia gab mehr Liebe, als sie annehmen konnte."

'Anna'-Autor Justus Pfaue in der Zeitung B.Z.

"Zu Zeiten von 'Anna' grenzte das Interesse an mir beinahe an Hysterie. Ich selbst konnte mich nicht ausstehen, nicht mal Komplimente ertragen. Ich war damals sehr selbstzerstörerisch, mochte meinen Körper nicht."

Silvia Seidel in einem Interview mit der Zeitschrift Das Neue im Juni 2007

In der Serie "Anna"

Doch die sensible Schauspielerin hatte nicht nur einen kometenhaften Aufstieg zu verkraften und wie andere Jugendstars den Weg ins weitere Leben zu finden. Ihre Mutter nahm sich 1992 das Leben. "Sie litt unter einer Krankheit, die schlimmer als Aids und Krebs zusammen ist: unter Depressionen", sagte Seidel der Nachrichtenagentur dpa im Februar 1993 zum Freitod ihrer Mutter.

"Wenn Liebe einen Weg zum Himmel fände und Erinnerungen Stufen wären, würden wir hinaufsteigen und Dich zurückholen. In liebevoller Erinnerung. Deine Fans"

Userin Luisa in einem Kommentar auf BR.de

Wurde nur 42 Jahre alt: Silvia Seidel

Nach dem Tod ihrer Mutter übernahm Seidel nur noch kleinere Fernsehrollen. Unter anderem war sie in den Serien "Soko Leipzig", "Siska" und "Die Rosenheim-Cops" zu sehen. Zuletzt spielte sie Theater und war oft arbeitslos; der Kinofilm "Ballerina" oder auch die Sat.1-Serie "Quer durch die Galaxie und dann links" floppten. "Ich bin oft arbeitslos und weiß dann nicht, wovon ich die Miete bezahlen soll", gestand sie.

Filme und Serien mit Silvia Seidel

1984

Die unendliche Geschichte

1986-2011

SOKO 5113 (drei Folgen)

1987

Anna

1988

Anna - Der Film

1989

Ballerina (Faith)

1992

Der Notarzt 2 - Rettungseinsatz in Rom

1993

Cluedo - Das Mörderspiel

1994

Quer durch die Galaxie und dann links

1995

Luise knackt den Jackpot

1997

Parkhotel Stern - Talk am Kamin

2001

Der Pfundskerl - SOS Maria

2002

Um Himmels Willen - Sand im Getriebe

2003

Das bisschen Haushalt

2005

SOKO Leipzig - Die Moorleiche

2006

Siska - Dunkler Wahn

2007

Sturm der Liebe

2008-2011

Die Rosenheim-Cops (zwei Folgen)

2011

Forthaus Falkenau - Verloren gegangen

Im Herbst wäre Seidel nach Angaben ihrer Agentin mit einem Theaterstück auf Tournee gegangen. "Zumindest beruflich wäre es weitergegangen", sagte Cornelia Hartmann von der ZAV Künstlervermittlung.

Tot in der Küche gefunden

Silvia Seidel wurde bereits vergangene Woche tot in ihrer Wohnung im Münchner Glockenbachviertel entdeckt. Die ZAV Künstlervermittlung bestätigte den Bericht. Nachdem die Schauspielerin mehrere Tage lang nicht in ihrer Stammkneipe im Münchner Glockenbachviertel aufgetaucht war, verständigte die Wirtin die Polizei. Polizeibeamte fanden sie tot in ihrer Küche. Neben der Verstorbenen wurde laut Polizei ein Abschiedsbrief gefunden, die genaue Todesursache blieb zunächst aber unklar. Man habe keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mit.

Für Menschen, die Hilfe brauchen ...

... und Auswege suchen


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Kommentieren

Dario C., Samstag, 18.August 2012, 22:18 Uhr

145. Silvia Seidel

Es ist verdammt schwierig, hierüber etwas zu schreiben.
Irgendwie hofft man, dass man mit den richtigen Worten noch irgendwas bewirken könnte. Diesen absoluten Schlussstrich zu akzeptieren fällt schwer.

Ich habe die Serie als 12jähriger gesehen und mich natürlich irgendwie in Silvia verliebt.

Und so ist mit ihr auch irgendwie ein Teil von mir gestorben.

DAS KANN DOCH ALLES NICHT WAHR SEIN... denkt man sich und weiß es besser. Grauenvoll!

Christian B., Samstag, 18.August 2012, 11:48 Uhr

144. Silvia Seidel

Ich teile die Gedanken und Gefühle meines Vorredners Martin und aller Anderen die schon geschrieben haben. Keine andere Todesnachricht einer öffentlichen Person hat mich derart getroffen und mitgenommen. Die Werte, die Silvia durch ihre Rollen und auch im realen Leben vertreten hat, sind die, die eine ganze Generation geprägt haben. Ihre Zuversicht, ihre positive Ausstrahlung, ihr sympathisches Lächeln sind das, was man mit ihr in Verbindung bringt und auch immer bringen wird. Die Natürlichkeit ließ sie eine von uns sein.

Du warst nie allein, so wie es dir diese heimtückische Krankheit wahr machen wollte.
Die Kommentare zeigen, dass du viel an uns gegeben hast, unser Leben bereichert hast. Zu gern hätten wir dir ein Stück zurückgegeben, um dich zu stärken und weiter mit uns gehen zu lassen. Wir hoffen, es wird dir dort, wo du nun bist, die Bestätigung geben, dass das, was du vermitteln wolltest und hast, das Richtige war.

Martin, Freitag, 17.August 2012, 21:39 Uhr

143. Silvia Seidel

Keine andere Todesnachricht eines Prominenten hat mich jemals so sehr betroffen gemacht wie die von Silvias Tod.
Wenn man die in den letzten Jahren von ihr gegebenen Interviews sieht und alles mit den jetzt bekanntgewordenen Fakten zusammenknüpft und auch versucht, zwischen den Zeilen zu lesen und zu hören, dann wird mir jetzt immer mehr klar, dass sie nicht sehr glücklich über ihr Leben war und sein konnte, so wie alles für sie gekommen ist.
Als Kind sah ich zwar die Weihnachtsserie, aber den Film und die nachfolgenden Produktionen habe ich nicht weiter verfolgt.
Ich ging davon aus, dass Silvia es durch die Filme zu Wohlstand und Zufriedenheit gebracht hat und glücklich irgendwo lebt.
Wenn man Silvia so sieht, auch in kleinen Nebenrollen, stellt sich mir die Frage, warum keiner das meiner Meinung nach absolut vorhandene schauspielerisches Talent und Potenzial in ihr entdeckte und sie öfters oder für Hauptrollen engagierte.
Wahrscheinlich wurde sie immer wieder auf das kleine Ballettmädchen reduziert.
Nun kam die Nachricht wie ein Hammerschlag für mich.
Leider hatte ich nie die Gelegenheit, Silvia in Echt zu sehen. Gerne hätte ich Sie mal z.B. in einer Theaterrolle erlebt, ihr anschließend eine Blume überreicht und um ein Autogramm gebeten - jetzt ist es zu spät.
Zum Schluss hatte Sie niemanden mehr, war ganz alleine in einer großen Stadt, tausende Menschen um sie herum.
Immerhin machte sich schließlich doch eine Person Gedanken um Silvia, als sie einige Tage nicht mehr in der Gaststätte auftauchte.
Warum setzte sie diese Maske der heilen Welt auf? Vielleicht hätte dann alles nicht so enden müssen.
Liebe Silvia, ich kann nur für Dich beten und hoffen, dass Du nun Deinen Frieden gefunden hast und in einer besseren Welt lebst. Ich werde Dich nie vergessen.
Ruhe in Frieden, liebe Silvia

Achim, Donnerstag, 16.August 2012, 17:19 Uhr

142. Silvia Seidel

Der Tod von Silvia Seidel hat mich sehr berührt. Wenn ich ehrlich bin habe ich damals die Serie "Anna" und den Kinofilm nicht gesehen, ein Ballerina-Film hat mich zu dieser Zeit nicht interessiert. Ihren weiteren Werdegang habe ich deshalb auch nicht verfolgt. Trotzdem ist es mir jetzt sehr nahe gegangen. Anfänglich waren es die Umstände ihres Todes, je mehr ich im Internet recherchiert habe, hat mich dann doch ihr oft tragisches Leben interessiert. Als Jugendliche vom Starrummel überrollt, die geliebte Mutter sehr früh verloren, auch noch von manchen Medien bezichtigt Schuld daran zu tragen, danach ihr ganzes Leben versucht die von ihr mittlerweile fast schon gehasste Rolle der "Anna" irgendwie wieder los zu werden, aber trotz aller Versuche für die Medien immer nur der Kinderstar "Anna" geblieben, der an diesen Erfolg nicht mehr anknüpfen konnte. Vor wenigen Jahren dann auch noch den Vater verloren, das letzte "Stückchen" Familie. Trotz großem Talent und schauspielerischen Potenzial hat sie, aus welchen Gründen auch immer, nie mehr die Chance auf größere Rollen und entsprechende Anerkennung bekommen und konnte sich gerade so mit kleinen Theater und Filmrollen über Wasser halten. Daß ihre Beziehung in die Brüche ging war das wohl nur „an other brick in the wall“. Andere könnten dies Alles vielleicht wegstecken, für einen sensiblen, nachdenklichen, vielleicht zu lieben und depressiv veranlagten Menschen wie Silvia war es zu viel. Möchte hierbei auch an Robert Enke erinnern, der trotz Familie und kleinem Kind, Erfolg und Anerkennung im Beruf, als Fussballprofi frei von finanziellen Nöten wegen seiner Depressionen ebenfalls den Freitod gewählt hat - vielleicht wird einem dann verständlicher wie es Silva gegangen sein könnte. Ruhe in Frieden liebe Silvia.

Alexandra, Freitag, 10.August 2012, 15:42 Uhr

141. Silvia Seidel

Die Nachricht von Silvias Tod hat mich tief getroffen. Vor kurzem habe ich noch die Anna Dvd's angeschaut und mich daran erinnert wie gerne ich die Serie Anna sah.
Es tut mir sehr leid dass ein so lieber Mensch wie Silvia so einsam und traurig war.
Ich hoffe es geht ihr jetzt besser wo sie ist und dass sie endlich glücklich ist.
Wir lieben dich Silvia und werden dich nie vergessen !

Auf wiedersehen !