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CSU-Umweltpolitiker protestieren Widerstand gegen Skischaukel im Allgäu

Die geplante Skischaukel am Riedberger Horn sorgt nicht nur für heftigen Streit zwischen Staatsregierung und Umweltschützern. Auch innerhalb der CSU rumort es.

Stand: 23.10.2016

Skilift im Skigebiet Riedberger Horn | Bild: picture-alliance/dpa

Die Entscheidung der CSU-Staatsregierung zum Bau einer Skischaukel am Riedberger Horn im Allgäu stößt bei den Umweltpolitikern der eigenen Partei auf massiven Protest. Der CSU-Umweltarbeitskreis verabschiedete auf seiner Landesversammlung am Wochenende in Augsburg eine Resolution, in der die Regierung von Ministerpräsident Horst Seehofer vor einem Rechtsbruch gewarnt wird. So heißt es in einem Papier, das nach Angaben des Vorsitzenden, des CSU- Bundestagsabgeordneten Josef Göppel, einstimmig beschlossen wurde

"Mit einem einseitigen Eingriff in die Kernzone des Alpenplans bricht Bayern internationales Recht."

Auszug aus CSU-Papier

Zudem heißt es weiter: Es sei "entscheidend, dass die Staatsregierung die Glaubwürdigkeit ihrer Politik nicht durch populistische Einzelentscheidungen aufs Spiel setzt".

Verweis auf internationales Recht

Auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks zweifelt an der geplanten Skischaukel.

Zuletzt hatte auch die Bundesregierung Zweifel an der Rechtmäßigkeit der geplanten Skischaukel angemeldet. In einem Schreiben an ihre bayerische Kollegin Ulrike Scharf (CSU) verwies Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) auf internationales Recht. Insbesondere der Alpenplan der acht Anrainerstaaten mit seinen strengen Schutzauflagen sei in dem Fall zu berücksichtigen.

Allgäuer Gemeinden für Zusammenschluss der Skigebiete

Die Bewohner der betroffenen Allgäuer Gemeinden Obermaiselstein und Balderschwang haben sich vor kurzem in Bürgerentscheiden für einen Zusammenschluss der beiden dortigen Skigebiete ausgesprochen. Die Skischaukel ist allerdings höchst umstritten, weil die geplante Lifttrasse durch einen streng geschützten Bereich der Alpen verläuft und damit eigentlich unzulässig ist.

Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) setzt sich aber trotz Widerständen der Landtags-Opposition und von Naturschützern für die rasche Umsetzung des Bürgerwillens ein. Er hält die Ausnahmegenehmigung für rechtlich machbar. Alpenverein, Bund Naturschutz und andere haben deshalb bereits Klagen angekündigt. Auch der Landesbund für Vogelschutz (LBV) hat am Wochenende angekündigt, eine solche Klage zu untersützen. "Wir sind fest entschlossen, auch vor Gericht für die Natur in den Alpen zu kämpfen", betonte LBV-Vorsitzender Norbert Schäffer nach einem entsprechenden Beschluss der Delegierten.


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Michael, Montag, 24.Oktober 2016, 21:30 Uhr

18. Heimatschutz ist nicht unbedingt Umweltschutz

Wenn ich mir so manchen Pro-Liftverbund-Kommentar näher betrachte, dann kommt da gern mehr oder weniger unterschwellig die Argumentation durch, dass Alle die gegen den Liftverbund sind nicht aus Balderschwang, Obermaiselstein bzw. der Hörnerregion sind.

Zu den Fakten:

- In Obermaiselstein beteiligten sich 72,9 Prozent der BürgerInnen an dieser Abstimmung - für die Skiverbindung votierten 68,3 Prozent.

- In Balderschwang gingen 65,8 Prozent der BürgerInnen zu den Wahlurnen - 85 Prozent stimmten für die Liftverbindung durch das Schutzgebiet.

Offensichtlich gibt es in den Gemeinden, die - angeblich - ohne diese Skigebietserweiterung keine Überlebensperspektiven haben, auch Menschen, die nicht der Meinung der regionalen CSU/FW-Landtagsabgeordneten sind. Offensichtlich gibt es in der Region Menschen, die für ihre Heimat auch andere Perspektiven sehen als diesen Lift durch ein Schutzgebiet.

Weniger pseudo-heimatliebe wäre durchaus angebracht ...

  • Antwort von @Michael, Dienstag, 25.Oktober, 10:27 Uhr

    Ich gehe mal davon aus, dass Sie der ÖDP-Michael sind, in dem Fall also Michael Finger. Haben Sie nicht nach der Abstimmung versucht, die Zahlen herunterzurechnen? Also nur auf die tatsächlich Abstimmenden? Mit dieser Methode haben Sie sich in meinen Augen vollständig für eine Diskussion disqualifiziert. Ihre Argumentation als Politiker fällt also auch in den Bereich: "Ich male mir die Welt, wie sie mir gefällt". Mein Fazit: Das, was Sie anderen Parteien vorwerfen, machen Sie im Umkehrschluss auch nicht anders. Schade, gerade Sie als Allgäuer müssten doch differenzierter Beurteilen können, was die Menschen vor Ort brauchen.

    Haben Sie belegbare Zahlen, dass Orte in unmittelbarer Nähe zu Wintersportdestinationen und ohne die Möglichkeit Industrie/größere Unternehmen ansiedeln zu können mit sanftem Tourismus in einer Tourismusregion überleben können? Oder sterben diese dann aus, weil alle Jüngeren aus Perspektivlosigkeit wegziehen (müssen)?

Hirmschnalz, Montag, 24.Oktober 2016, 13:13 Uhr

17. CSU und Umwelt

Die Staatsregierung (bzw. eigentlich nur Söder) will mit Hilfe einer Bürgerbefragung internationale Schutzverträge aushebeln. Das ist dilettantisch. Gut, dass die eigenen Parteikollegen von der Umwelttruppe sich endlich aufraffen können, sich in den breiten Widerstand gegen diese Lachnummer einzureihen.

Dass die Bürger vor Ort auf der Linie ihres Bürgermeisters sind, der ihnen das Blaue vom Himmel verspricht, mag noch nachvollziehbar sein (auch wenn dann erstaunlich ist, dass teilweise "nur" 67% dafür sind und nicht 99%). Dass ihr Bürgerbegehren aber rechtlich nicht bindend und evtl. sogar unzulässig war, interessiert dann später keinen mehr, wenn die Staatsregierung vor Gericht unterliegt und die Schaukel nicht gebaut wird.

  • Antwort von Michael, Montag, 24.Oktober, 20:55 Uhr

    Na klar, wenn der CSU-Bürgermeister zusammen mit dem CSU-Landrat, den CSU-Landtagsabgeordneten aus der Region (leider auch denen der FREIEN WÄHLER !!!) und dem CSU-Heimat-Minister diese Skigebietserweiterung als "alternativlos" präsentieren, wird der CSU-Wähler aus Ofterschwang und Balderschwang keinen Grund erkennen über die notwendigkeit/sinnlosigkeit dieses Winter-Sport-Tourismus-Projekts nachzudenken. Traurig, aber wahr!!!

Da schau her, Montag, 24.Oktober 2016, 12:31 Uhr

16. Naturschutzverbände unterstützen

Bitte unterstützt die Naturschutzverbände in ihrer Klage gegen dieses Wahnsinnsvorhaben der bayerischen Staatsregierung. Jede Spende hilft. Keine Aushebelung internationaler Schutzabkommen durch eine pseudodemokratische Bürgerbefragung!

Walter Wolf, Montag, 24.Oktober 2016, 08:53 Uhr

15. Pro Verbindungslift

Mit Verwunderung nehme ich die einseitige und von häufig von nicht ortskundigen geführten Beiträge wahr.
Das Skigebiet Grasgehren / Balderschwang gilt neben der Zugspitze als eines der auch in Zukunft schneesichersten deutschen Skigebiete. Ich selber fahre seit mehr als 30 Jahren in dieses Gebiet. Das Riedberger Horn habe ich unzählige Male sowohl im Winter als Skitourengeher als auch als Bergwander zu schneelosen Zeiten von allen Seiten bestiegen und lieben gelernt. Die Planungen erfordern keine Rodungungen und führen über Wiesen. Das Familienskigebiet hat es über alle Jahre verstanden, den Bedürfnissen der Gäste gerecht zu werden. Die Obermaiselsteiner zeichnen sich als ausgesprochen ehrliche und faire Gastgeber aus, pflegen die Umwelt und vor allem ihre Berge. Die Planungen zum Liftverbund sind zeitgemäß und dienen dem Erhalt des Familienskigebietes. Dass im Winter an jedem Wochenende unzählige Busse de Pass heraufstinken, bleibt unerwähnt. Mehr Sachlichkeit wäre fairer und besser. Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
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  • Antwort von Lotti, Montag, 24.Oktober, 11:53 Uhr

    "Dass im Winter an jedem Wochenende unzählige Busse de Pass heraufstinken, bleibt unerwähnt."
    Das ist ein weiteres Argument gegen diesen Skiwahnsinn. Der Verkehr in dieser Gebirgsgegend würde noch mehr zunehmen, wenn die Lifterweiterung gebaut würde. Da haben Sie sich wohl ein Eigentor geschossen.

  • Antwort von Bayer, Montag, 24.Oktober, 11:57 Uhr

    Sie haben vergessen, dass:
    1) Die Schneesicherheit keine Konstante ist und in Zukunft nicht mehr gegeben ist.
    2) Infolgedessen zunehmend künstlich beschneit werden muss.
    3) Hierfür, wie üblich, ein künstlicher Teich angelegt werden wird
    4) Das alles auf einem brüchigen Untergrund, wo der Hang abzurutschen droht.

  • Antwort von Schlaudrauf, Montag, 24.Oktober, 12:28 Uhr

    Wer Begriffe wie "heraufstinken" verwendet und sein eigenes Freizeitvergnügen und das Profitstreben einiger weniger Begünstigter in den Vordergrund stellt, sollte nicht von anderen Sachlichkeit einfordern.

  • Antwort von Bayer, Montag, 24.Oktober, 12:36 Uhr

    Zitat "...pflegen die Umwelt und vor allem ihre Berge"
    Wusste gar nicht, dass Umwelt und Berge den Menschen brauchen, um gepflegt zu werden. Na Gottseidank sind da seit ein paar Jahrzehnten Menschen ansässig, um "ihre" (?) Berge zu pflegen; in den Jahrmillionen davor hat das die Natur nicht selbst geschaftt o_o

  • Antwort von Michael, Montag, 24.Oktober, 21:43 Uhr

    So einfach ist also die Welt in Balderschwang bzw. Obermaiselstein - wer für den Liftverbund ist, der ist heimatverbunden und wer gegen den Liftverbund ist, der ist ortsunkundig.

    An die heimatverbundenen Liftverbundsbefürworter: Die Allgäuer Alpen sind weder Eigentum der BürgerInnen aus Balderschwang oder Obermaiselstein, noch Eigentum des fränkischen Heimatministers Markus Söder.

    Meiner Meinung nach gibt es am Riedberger Horn nicht nur ausreichend sondern zuviel Lifte.

    Mit heimatnahen Grüßen aus Kempten, Michael

Da schau her, Montag, 24.Oktober 2016, 08:40 Uhr

14. CSU Umweltpolitiker

Wow, da schau her. Auch schon aufgewacht? Warum erst jetzt? Ihr kommt reichlich spät. Was ist eigentlich mit Umweltministerin Scharf, die bereits dagegen war und dann umgefallen ist?