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Müllsünder im Allgäu Alpenidyll mit Plastikflaschen

Für viele ist es ein romantischer Gedanke, eine laue Sommernacht unter freiem Himmel auf dem Berg zu verbringen - Naturerlebnis pur. In den Allgäuer Hochalpen wird genau das aber immer mehr zum Problem.

Stand: 05.09.2016

Müllsünder am Schrecksee bei Bad Hindelang | Bild: Max Kotz

Vor allem Wildcamping im Naturschutzgebiet ist an sich verboten, doch Max Kotz, Hirte von 85 Rindern am Schrecksee bei Bad Hindelang, hat in den letzten Wochen und Monaten anderes erlebt. Für ihn hat es nichts mehr mit idyllischem Alpleben zu tun, wenn dort an jedem schönen Tag Zelte stehen.

Blechdosen, Getränkeflaschen und Fertigsuppen

Weidepfähle von Hirten werden einfach verfeuert.

Von Mitte Juni bis Mitte September geht die Saison. Dann stehen  am Schrecksee manchmal fünf, manchmal dreißig Zelte, je nach Wetter. Selbst auf die kleine Insel im See schwimmen die Camper zum Übernachten. Was Max Kotz aber besonders stört, sind die Hinterlassenschaften der Übernachtungsgäste.

"Es gibt auch welche, die lassen ihr Zeug einfach liegen. Die haben Blechdosen, die haben Plastik, die versuchen es dann auch noch zu verstecken. Das kommt natürlich zum Vorschein, wenn man mit dem Vieh alles beweidet hat. Gefährliche Gegenstände sammeln wir dann schon auf, die fürs Vieh gefährlich werden können. Aber ansonsten ist es ja nicht meine Arbeit, von den Touristen den Dreck wegzuräumen!"

Max Kotz, Hirte am Schrecksee

Camper scheuchen Rinder

Nach Dosen, Fertigsuppen im Plastikbecher oder leeren Getränkeflaschen muss man am Schrecksee nicht lange suchen. Das rücksichtslose Verhalten der vermeintlichen Naturliebhaber ist auch für Henning Werth, Gebietsbetreuer des Landesbunds für Vogelschutz unverständlich.

"Der gesunde Menschenverstand ist hier am Schrecksee ein bisschen auf der Strecke geblieben, wenn man die Weidepfähle von Hirten verfeuert, die Rinder durch die Gegend scheucht, überall Müll entsorgt, überall seine Notdurft verrichtet. Also das ist einfach problematisch, das muss nicht sein."

Henning Werth, Gebietsbetreuer des Landesbunds für Vogelschutz

Wilde Tiere werden gestört

Große Sorgen macht sich Henning Werth dabei vor allem um die Tierwelt. Kaum noch Wildtiere wie Gemsen konnte er in letzter Zeit beobachten, auch Vögel werden durch den Betrieb beeinträchtigt.

"Die brauchen bestimmte Tageszeiten, wo sie die Nahrungsaufnahme durchführen können, wo sie nicht gestört werden und das sind eben die Morgen- und Abendzeiten. Wenn dann um diese Zeiten auch noch Leute im Gebiet unterwegs sind, wird es immer schwieriger für die Tiere."

Henning Werth, Gebietsbetreuer des Landesbunds für Vogelschutz

500 Euro Bußgeld für Camper im Naturschutzgebiet

Nach Plastikmüll muss man am Schrecksee nicht lange suchen.

Nicht nur am Schrecksee, auch am Gaisalpsee oder Engeratsgundsee werden die Wildcamper zum Problem – verstärkt durch das Internet. Laut Henning Werth wurden die Naturerlebnisse im Netz verbreitet, ohne darauf hinzuweisen, dass es sich teilweise um Naturschutzgebiete handelt. Neue Hinweistafeln sollen Wildcamper nun auf das sensible Gebiet und die damit verbundenen Einschränkungen aufmerksam machen. Außerdem soll verstärkt kontrolliert werden, denn wer erwischt wird, muss mit einem Bußgeld von bis zu 500 Euro rechnen.


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