9

„Schmetterlingsjunge“ besucht Polizeihundestaffel Saman trifft Kommissar Cox

Der Flüchtling Saman hat die „Schmetterlingskrankheit“ - Spielen und Herumtollen sind für den Neunjährigen darum tabu. Umso so aufregender ist für ihn der Besuch bei der Polizeihundestaffel in München-Allach.

Von: Hilde Stadler

Stand: 21.09.2016

Saman mit Oberkommissar Lipp und Kommissar Cox  | Bild: BR/Hilde Stadler

Intensiv sucht Kommissar Cox auf der großen Wiese. Irgendwo im hohen Gras verborgen liegt er, der vermisste Schlüsselbund mit Fingerabdrücken, die den Täter identifizieren. Cox, ein sechs-jähriger belgischer Schäferhundrüde und sein Herrchen Oberkommissar Lipp fahnden nach dem Schlüsselbund. Christoph Lipp erklärt, dass Hunde wie Cox mit rund 220 Millionen Riechzellen ausgestattet sind und zehn Prozent ihres Gehirns zum Riechen nutzen. Menschen dagegen verfügen nur über fün Millionen Riechzellen und nur ein Prozent des Menschengehirns wird zum Riechen genutzt. Klarer Vorteil für Schnüffler Cox.

Iranische Flüchtlingsfamilie erfüllt Sohn einen Traum

Gespannt schaut der neunjährige Saman bei der Suche zu: Er ist beeindruckt, so wie auch seine 12-jährige Schwester Solmaz und seine Eltern Neda und Hossein. Die Flüchtlingsfamilie aus dem Iran, die seit knapp einem Jahr in München lebt, ist zu Besuch bei der Polizeihundestaffel in München-Allach. Für Saman, der Hunde über alles liebt und schon im Iran bei Kommissar Rex gebannt vor dem Fernseher „klebte“, erfüllt sich damit ein Traum.

Wunden am ganzen Körper

Der Neunjährige leidet an der „Schmetterlingskrankeit“ Epidermolysis Bullosa, eine seltene schwere Erbkrankheit der Haut, die unheilbar, aber nicht ansteckend ist. Saman hat Wunden am ganzen Körper, die jeden zweiten Tag verbunden werden müssen. Durch die Krankheit ist er an den Händen behindert und so geschwächt, dass er meist im Rollstuhl sitzen muss.

Spielplatz oder Rumtollen: für Saman tabu

Herumtollen, klettern, schwimmen, all das, was gesunde Kinder seines Alters unternehmen, ist für Saman aufgrund seiner Krankheit tabu. Die meiste Zeit ist er nur Zuschauer, der still und ernst mit großen Augen beobachtet. Doch heute lächelt Saman oft und in seinem Gesicht ist die Freude abzulesen, Kommissar Cox und seine Kollegen „in echt“ aus nächster Nähe erleben zu können.

Die Polizeihundestaffel PI ED 5

Bei der Staffel in München-Allach arbeiten 51 Polizeibeamte und 44 Polizeihunde, überwiegend belgische Schäferhunde, einige deutsche Schäferhunde sowie ein Beagle und ein Hannoverscher Schweißhund. Alle (außer Beagle und Hannoverscher Schweißhund) haben eine Schutzhund-Ausbildung UND eine Spezialausbildung als Suchhund (z.B. für Rauschgift, Sprengstoff, Banknoten, Leichen). Im Jahr 2015 absolvierten die zwei- und vierbeinigen Polizisten etwa 5700 Einsätze, Tendenz steigend.

Wie fast alle Vierbeiner der Polizeihundestaffel hat Cox eine fast zweijährige duale Ausbildung durchlaufen und die erforderlichen Prüfungen erfolgreich absolviert. Cox ist Schutzhund und geht zusammen mit seinem Herrchen auf Streife u.a. bei Fußballspielen, um gegnerische Fangruppen auf Abstand zu halten. Zusätzlich ist er als Rauschgiftsuchhund qualifiziert.

Auch privat ein Team

Seit Beginn seiner Ausbildung vor viereinhalb Jahren sind Cox und Oberkommissar Lipp ein Team, beruflich und privat. Nach Dienstschluss wohnt Cox bei seinem Herrchen, „chillt“ nach einem stressigen Arbeitstag gern auf der Couch. Die Chemie zwischen Christoph Lipp und Cox stimmt, und das von Beginn an, denn nur dann funktioniert die Zusammenarbeit zwischen zwei- und vierbeinigen Ermittlern.

Belohnung entscheidend

Cox meldet aufgeregt bellend, dass er den vermissten Schlüsselbund gefunden hat. Begeistert schnappt sich Cox von Christoph Lipp die Beißwurst, um genüsslich darauf zu kauen. Positivverstärkung nennt man das bei Hunden, erklärt der Oberkommissar dem kleinen Saman und seiner Schwester Solmaz: „Das ist wie bei euch, wenn ihr ein Eis bekommt, nachdem ihr eure Hausaufgaben gemacht habt.“ Und das können Saman und Solmaz sehr gut nachvollziehen.


9