499 Jahre später Gemeinsames Reformationsgedenken
Die Kathedrale der alten Bischofsstadt Lund hat schon viel erlebt. Aber so etwas noch nicht. Der Papst und die Spitzen der lutherischen Kirchen gemeinsam, im Gedenken an die Reformation – genau 499 Jahre nachdem Martin Luther in Wittenberg seine 95 Thesen veröffentlicht hat.

Hört man sich um, dann sagen Vertreter beider Konfessionen, dass man durchaus etwas zu feiern hat, solange es um die letzten knapp 50 Jahre geht, seitdem Lutheraner und Katholiken offiziell den Dialog aufgenommen haben. Seitdem versucht man die Gemeinsamkeiten zu betonen, so sagte es auch Martin Junge, der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes.
"Wir erkennen an, dass es viel mehr gibt, was uns trennt, als was uns eint. Wir sind Zweige eines Weinstocks. In der Taufe sind wir eins. Deshalb gibt es hier dieses gemeinsame Gedenken, damit wir wiederentdecken, wer wir in Christus sind."
Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes
Doch auch die schlimmen Zeiten der Vergangenheit kommen zu Sprache. Die Zeiten, in denen die Trennung zu Kriegen geführt hat, zu Gewalt, Ausschluss und Diskriminierung. Deshalb haben auch die Recht, die sagen, dass es in Lund nicht viel zu feiern gibt.
Luther und die katholische Kirche
Doch Papst Franziskus will ein starkes Zeichen setzen, schon mehrfach hatte er in den letzten Monaten die Rolle Martin Luthers gelobt, betont, dass auch die katholische Kirche vom Reformator gelernt habe.
"Dankbar erkennen wir an, dass die Reformation dazu beigetragen hat, die Heilige Schrift mehr ins Zentrum des Lebens der Kirche zu stellen. Die geistliche Erfahrung Martin Luthers hinterfragt uns und erinnert uns daran, dass wir ohne Gott nichts vollbringen können."
Papst Franziskus
Und wenn hier alle ganz selbstverständlich für die katholische Kirche bitten, dann meinen sie nicht die katholische Konfession, sondern die eine, gemeinsame Kirche. Papst Franziskus will mit seinem Besuch in Schweden, mit dem gemeinsamen Reformationsgedenken neuen Schwung in die Beziehungen bringen.
"Wir Katholiken und Lutheraner haben begonnen, auf dem Weg der Versöhnung voranzugehen. Jetzt haben wir im Rahmen des gemeinsamen Gedenkens der Reformation von 1517 eine neue Chance, einen gemeinsamen Weg aufzunehmen. Wir dürfen uns nicht mit der Spaltung und der Entfremdung abfinden, die durch die Teilung unter uns hervorgerufen wurden."
Papst Franziskus
Aber wie weit kann die Gemeinsamkeit gehen? Die gemeinsame Erklärung die bei der Zeremonie unterschrieben wurde, macht dazu nur vage angaben. Darin werden die Gemeinden aufgerufen, so wörtlich „unerschrocken und schöpferisch, freudig und hoffnungsvoll […] die große Reise, die vor uns liegt, fortzusetzen.“
Martin Junge, der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes wurde da schon konkreter:
"Besser, Gott findet uns beim Brücken bauen, damit wir einander näher kommen können. Beim Bau von Häusern, wo wir uns treffen können. Und Tischen, ja Tischen, an denen wir Brot und Wein teilen können, die Anwesenheit Christi, der uns nie verlassen hat und der uns aufruft ihm zu folgen, damit die Welt glaube."
Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes
Keinen vermag hier zu sagen, wann es soweit ist, wann Katholiken und Lutheraner zusammen Abendmahl feiern können. Es gibt die, die sagen: das stehe erst ganz am Ende. Andere wiederum sagen: man brauche das gemeinsame Abendmahl, um auf dem Weg der Annäherung nicht die Kraft zu verlieren. Immerhin: das gemeinsame Reformationsgedenken zeigt, was möglich ist. Auch wenn das in Lund eine ganz besondere, man könnte sagen historische Veranstaltung war.