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Aussteigerberatung Hilfe - mein Kind ist ein Neonazi

Viele Eltern rechtsextremer Jugendlicher erkennen die Warnzeichen nicht oder fühlen sich hilflos und schuldig. Ihre Kinder aus den Fängen der Ewiggestrigen zu befreien, ist ein schwieriges Unterfangen - Patentrezepte gibt es nicht.

Von: Ulrike Herm

Stand: 30.11.2015 | Archiv

NPD-Demo in Jena: Mann mit braunem Hemd mit Aufschrift "Ich habe Angst vor braun" | Bild: picture-alliance/dpa

Was tun, wenn der Nachwuchs rechtsextrem ist? Viele Eltern solcher Jugendlicher erkennen die Warnzeichen nicht oder fühlen sich hilflos und schuldig. Das Kind aus den Fängen der Ewiggestrigen zu befreien, ist ein schwieriges Unterfangen. Eltern, Lehrer oder Altersgenossen stehen vor den Fragen: Diskutieren, verbieten, rausschmeißen, ignorieren, konfrontieren?

Wichtig sind die Erfahrungen anderer Eltern, denen es gelungen ist, ihre Kinder zum Ausstieg aus der rechtsextremen Szene zu bewegen. Dabei hilft unter anderem "EXIT-Deutschland" - ein Aussteigerprogramm, das im Jahr 2000 unabhängig von staatlichen Institutionen gegründet wurde.

Hilfe für Familien

Das Projekt arbeitet bundesweit nach dem Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe" und bietet Aussteigewilligen aus der rechtsextremen Szene die Möglichkeit, neue Perspektiven außerhalb ihres bisherigen Milieus zu entwickeln. Dabei vermittelt "EXIT" Kontakte, berät und gewährt psychologische und praktische Hilfen. Seit 2007 gibt es auch die "EXIT"-Elternhilfe. Positiven Erfahrungen sollen verbreitet, individuell angepasst sowie übertragen und erweitert werden.

Am Anfang steht der Zweifel

Viele Aussteiger berichten laut "EXIT" immer wieder, wie wichtig es für sie war, in ihrem Umfeld Personen gefunden zu haben, die durch Fragen, Angebote oder Kontrapositionen Zweifel an der Richtigkeit und Wertigkeit der rechtsextremen Szene hervorgerufen hätten.

Zweifel seien die erste Bedingung für einen Ausstieg, so "EXIT". Familien böten zwar keine Garantie für eine Ausstiegsorientierung ihrer Kinder, sie könnten jedoch ein Ort sein, in dem durch kritische Auseinandersetzungen und Angebote des Zusammenhalts die Saat für einen konkreten Ausstieg gesät werden.

Fragen, Tipps & Links

Wenn Sie sich folgende Fragen stellen, sollten Sie sich an Beratungsstellen wenden:

  • Wieso trägt mein Kind Kleidung mit seltsamen Symbolen und Sprüchen?
  • Ist die Musik, die mein Kind hört, von rechten Bands?
  • Gehören die neuen Freunde meines Kindes zum rechtsextremen Milieu?
  • Soll ich das Thema in der Familie ansprechen oder lieber schweigen?

Einige erste Tipps von "Eltern gegen Rechts"

  • Bleiben Sie in Kontakt mit Ihrem Kind und stellen Sie Ihren Standpunkt klar.
  • Versuchen Sie nicht, jemandem die Schuld für diese Situation zuzuweisen.
  • Ein offener und ehrlicher Umgang miteinander ist jetzt besonders wichtig.
  • Erwarten Sie nach den ersten Gesprächen oder ersten Konfrontationen mit Ihrem Kind keine Wunder. Es werden kleine und vorerst kaum sichtbare Schritte sein.
  • Viel Geduld haben, Grenzen setzen und miteinander reden.

Links


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