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Neonazis in Oberfranken Hof - ein braunes Zentrum

Die Hakenkreuzschmierereien am Haus des Hofer Bürgermeisters sind nur der Höhepunkt einer regelrechten Kampagne von Neonazis in der Region. Seit Monaten gibt es ähnliche Vorfälle. Kein Wunder: Der Landkreis Hof ist seit Langem eine Neonazihochburg.

Von: Thies Marsen

Stand: 24.03.2015 | Archiv

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde spätestens im Juli 2014 bekannt, dass Hof ein Zentrum für Neonaziaktivitäten im Freistaat ist. Damals durchsuchten Polizisten das Anwesen Oberprex 47 in der Gemeinde Regnitzlosau im Landkreis Hof, anschließend wurde die Immobilie sogar vom Innenministerium beschlagnahmt. Denn der ehemalige Gasthof hatte sich seit Jahren zu einer Zentrale des bis dato größten und wichtigsten bayerischen Neonazinetzwerkes "Freies Netz Süd" (FNS) entwickelt. Zugleich vertrieb der Internet-Versand "Final Resistance" von hier aus rechte Devotionalien. Als das bayerische Innenministerium das FNS im Juli vergangenen Jahres verbot, wurde die Immobilie eingezogen.

Statt "Freies Netz Süd" nun eben "Der Dritte Weg"

Zwar hat der damalige Besitzer Tony Gentsch – ein einschlägig vorbestrafter Neonazi mit mehr als zwei Jahren Knasterfahrung – inzwischen Bayern verlassen, er residiert allerdings nur ein paar Kilometer hinter der Grenze im benachbarten Sachsen. Von Seiten der Sicherheitskräfte wurde zeitweise kolportiert, Gentsch habe der rechten Szene den Rücken gekehrt, davon kann jedoch keine Rede sein. Inzwischen ist er sogar "Stützpunktleiter" der FNS-Nachfolgeorganisation "Der Dritte Weg", die im sächsisch-oberfränkischen Grenzgebiet gleich mit zwei sogenannten "Stützpunkten" vertreten ist: Vogtland und Oberfranken.

Alle paar Kilometer ein aktiver Neonazi

Mit der Beschlagnahmung des ehemaligen Gasthofs in Oberprex hat die Szene zwar einen wichtigen Treffpunkt verloren, wo zuletzt nicht nur fränkische Neonazis ein und aus gingen, sondern Aktivisten aus ganz Bayern, aus dem benachbarten Sachsen und sogar aus anderen europäischen Ländern. Doch Oberprex war bei weitem nicht die einzige Neonazi-Immobilie im Landkreis. Nur ein paar Kilometer von Hof entfernt, in Unterhartmannsreuth, residiert seit Jahren einer der wichtigsten Figuren der deutschen Rechtsextremisten: Der Neonazi-Barde Frank Rennicke. Er kandidierte nicht nur auf dem Ticket der NPD für das Amt des Bundespräsidenten, er ist auch sonst tief verstrickt in die braune Szene. So war er eng verbandelt mit der inzwischen verbotenen Heimatttreuen deutschen Jugend, deren Abkürzung HDJ nicht von ungefähr an das Kürzel der Hitlerjugend (HJ) erinnert. In den Jugend- und Kindercamps der HDJ und deren Vorgängerorganisation Wiking Jugend wurden ganze Generationen von Neonaziaktivisten und -kadern ideologisch geschult und indoktriniert. Frank Rennicke stellte dafür in der Vergangenheit auch gerne seine Grundstücke zur Verfügung.

Man trifft sich gern im Landkreis Hof

Laut Beobachtern vor Ort hat sich auch sein Anwesen in Unterhartmannsreuth, wo Rennicke im ehemaligen Schulhaus residiert, längst zum Neonazitreffpunkt entwickelt. Unterhartmannsreuth ist übrigens ein Ortsteil von Feilitzsch. Dort sprühten Neonazis in den letzten Monaten immer wieder Hakenkreuze – an ein leerstehendes Haus und an eine geplante Flüchtlingsunterkunft.


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