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Neonazi-Netzwerk in Bayern "Blood and Honour" aktiv trotz Verbot

"Blood and Honour" gilt als die weltweit bekannteste Neonazi-Organisation. In Deutschland ist das Netzwerk seit dem Jahr 2000 verboten. Doch zusammen mit der Terrorgruppe "Combat 18" sind die Rechtsextremen in Bayern wieder aktiv.

Von: Alf Meier

Stand: 23.03.2017 | Archiv

4 Magazine der Skinheadorganisation Blood and Honour. Der heutige Zeuge war Sektionschef von "Blood&Honour Thüringen" bis zum Verbot der Organisation im Jahr 2000 | Bild: Imago

Sie wollen den totalen Rassenkrieg. "Combat 18" - unter diesem Namen schlossen sich europaweit jahrelang gewaltbereite Neonazis zusammen. Die Rechtsextremen waren Teil des Netzwerks "Blood and Honour", auf deutsch: "Blut und Ehre". Der bayerische Verfassungsschutz bestätigt auf Nachfrage des Bayerischen Rundfunks, dass die Neonazi-Organisationen im Freistaat wieder Fuss gefasst haben.

"Es liegen Erkenntnisse vor, das Strukturen von Combat 18 in Deutschland bestehen und das auch Personen, die in Bayern ihren Wohnsitz haben, Teil dieser Strukturen sind."

Markus Schäfert, bayerisches Landesamt für Verfassungsschutz

Das bayerische Innenministerium erklärt:

"Wir haben die Szene insgesamt fest im Blick. Zu Einzelaktivitäten können wir uns aus taktischen Gründen nicht äußern."

Bayerisches Innenministerium

"Combat 18"

Der Name bedeutet so viel wie "Kampfgruppe Adolf Hitler". Die 18 in dem Namen steht für den ersten und achten Buchstaben im Alphabet - A und H - und damit als Chiffre für den Namen Adolf Hitler.

NSU soll sich auf "Combat 18" berufen haben

Die NSU-Terroristen, auf deren Konto zehn Morde gehen, hätten sich "Combat 18" verbunden gefühlt, sagt der Münchner Rechtsanwalt Yavuz Narin. Er recherchiert seit Jahren in der rechtsradikale Szene. Rassenkrieg ohne Bekennerschreiben, begangen durch kleine Zellen, das sei eine von "Combat 18" und "Blood and Honour" propagierte Strategie. Narin ist sich sicher: Die rechtsextremen Gruppierungen haben nie aufgehört zu existieren, einige ihrer Mitglieder würden sich heute nur anders bezeichnen.

"Zum Teil befinden sich diese Personen heute in freien Kameradschaften oder sind aktiv bei der konspirativen Gruppierung der Hammerskins. Zu den Hammerskins kann man sagen, dass es sich im wesentlichem um ein Auffangbecken für ehemalige Kader und Aktivisten der Blood and Honour Bewegung Deutschland handelt."

 Yazuv Narin, Rechtsanwalt

Nachfolgeorganisation Hammerskins

Narin hält die "Hammerskins“ für eine der gefährlichsten Neonazi-Organisationen überhaupt. Ihr Symbol: Zwei gekreuzte Hämmer. In Bayern sollen sie vor allem im fränkischen Raum aktiv sein. Die genaue Mitgliederzahl kennen allerdings nicht einmal die Sicherheitsbehörden. Gegründet wurden die "Hammerskins" 1986 in den USA. Ihr Motto sind die "14 words" des Rechtsextremisten David Lane: "Wir müssen die Existenz unserer Rasse und die Zukunft für die weißen Kinder sichern."

Terror als Strategie

Auch die Grundstrategie von "Blood and Honour" und "Combat 18" sei auf Militanz und Terrorismus ausgerichtet, sagt Rechtsanwalt Narin. Das belege ein Strategiepapier aus dem Jahre 2000. Und an dieser Intention hätte sich über die Jahre nichts geändert.


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