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Der Tag nach der Wahl Trump übt Präsident, Demokraten lecken Wunden

Die Wahl ist vorbei. Die Trump-Anhänger sind im Siegesrausch, während die Demokraten einen politischen Kater haben, der nicht so schnell vergehen wird.

Von: Andreas Horchler

Stand: 09.11.2016

Donald Trump am Rednerpult neben Vizepräsident Mike Pence  | Bild: picture-alliance/dpa

Das ist nicht das Ergebnis, das wir wollten, sagte Hillary Clinton zwölf Stunden nach Donald Trumps Sieg in einer emotionalen Rede, nicht das, wofür wir so hart gearbeitet haben.

"Ich entschuldige mich dafür, dass wir diese Wahl nicht gewonnen haben."

Hillary Clinton

Die Ära der Clintons im politischen Amerika geht vorläufig mit einem Paukenschlag zu Ende. Das Pendel schwingt einmal mehr auf die andere Seite des politischen Spektrums. Das ist üblich, wenn US-Präsidenten zwei Legislaturperioden lang regiert haben. Aber in welche Richtung die USA sich unter einem Präsidenten Trump entwickeln werden, ist nicht leicht zu sagen. Denn der "Bürgerkrieg“ in der republikanischen Partei ist ja mit der Wahl Trumps, der mit einer satten Kongressmehrheit regieren können und damit auch die Macht haben wird, konservative Juristen im höchsten Gericht zu installieren, nicht zu Ende.

Siegesrausch der Republikaner

Im Siegesrausch versammeln sich die Konservativen hinter dem Gewinner, aber die Trennlinien zwischen Tea Party und Marktliberalen, zwischen militärischen Falken und Isolationisten, zwischen allen anderen und ihrem neuen Präsidenten, der mit Demagogie an die Spitze gekommen ist, werden wieder aufbrechen. Früher oder später. Für den Moment nehmen Amerika und die Welt einen anderen Donald Trump wahr. 

"Wir werden Gemeinsamkeiten suchen, keine Feindseligkeiten, Partnerschaft, nicht Konflikt..."

Donald Trump am Wahlabend

Ein neuer, nicht mehr hetzender Donald Trump, der nicht mehr Minderheiten beleidigt, der nicht mehr um sich schlägt, sobald er angegriffen wird? Mehrere Trump-Biografen, die den künftigen Präsidenten lange begleitet haben, urteilten in der Washington Post. Die Differenz zwischen Kandidat und Präsident Trump? Nicht vorhanden. Es gibt nur einen Donald Trump!

Obama lädt ins Weiße Haus

Barack Obama empfängt Trump am Donnerstag im Weißen Haus, den Mann, der ihn jahrelang verdächtigt hatte, gar kein US-Bürger zu sein, kein Christ. Den Mann, der auf ihn folgen wird und droht, Obamas Erbe in Windeseile zu zerstören: Die Krankenversicherung Obamacare, die Klimagesetzgebung, die vorsichtige Außenpolitik der kleinen, komplizierten Schritte, die Anstrengungen beim globalen Handel.

Es ist gute Sitte, dass der amtierende Präsident seinem Nachfolger beim Einstieg hilft, sagte der Präsident. Das werde er auch so halten. Das Land hat immer wieder einen Zickzack-Kurs genommen, so Obama, der Trump noch vor Tagen als völlig unqualifiziert für das Amt beschrieben hatte.

"Manchmal bewegen wir uns in den Augen einiger Menschen vorwärts, andere denken, es geht zurück. Das ist in Ordnung so."

Präsident Obama

Eine Ironie: Die Stimmen sind noch nicht fertig ausgezählt, aber wahrscheinlich hat Donald Trump weniger Stimmen als Hillary Clinton erhalten, dafür aber mehr der entscheidenden Wahlmänner.

Demokraten in aller Welt besorgt

Während Wladimir Putin und die Rechte in aller Welt dem unkalkulierbaren Wahlsieger gratulieren, sorgen sich Demokraten in aller Welt über die Zukunft des mächtigsten Landes und der Welt.

Bei der demokratischen Partei in den USA droht kein interner Bürgerkrieg, aber ein tiefer Wandel. Die Trump-Dampfwalze, angetrieben von der Wut von Millionen rollte die altmodischen Demokraten platt, die glaubten, das Wahlverhalten der Frauen, der Benachteiligten,  der Unzufriedenen sei kalkulierbar. Ist es nicht. Die Demokraten werden neue Leute brauchen, die den Ton derjenigen treffen, die sie jahrzehntelang gewählt haben, der Arbeiter, der Gewerkschaftsmitglieder, der unteren Mittelklasse. Trump ist das gelungen. Deshalb wurde er gewählt.  


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