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75. Geburtstag Peter Hartz: Namensgeber der ungeliebten Reform

Mehr als zehn Jahre nach der Einführung von Hartz IV ist der Ideengeber der Reform Peter Hartz noch immer unbeliebt. Seine Verurteilung wegen der Zahlung von Schmiergeldern und Lustreisen als VW-Manager hat seinen tiefen Fall besiegelt. Heute wird er 75.

Von: Vera Weidenbach

Stand: 09.08.2016

Peter Hartz bei einem Vortrag in Saarbrücken | Bild: picture-alliance/dpa|Becker&Bredel

"Ich erinnere mich, meine Mutter hat, als sie schon älter war, ihre Enkel und Söhne immer gefragt: Bub hast du Arbeit? Gerade in der arbeitenden Bevölkerung, war dieses Gut, das Würde und Stolz gibt, dass man Arbeit hat, die bezahlt wird und die anerkannt wird, Grundlage der Erziehung."

Peter Hartz

Der Saarländer Peter Hartz hat dieses Credo seiner Mutter ernst genommen und sich - wie für einen Sozialdemokraten üblich - aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet.

Verdienste als Arbeitsdirektor

Als Arbeitsdirektor der krisengeschüttelten Saarhütten schaffte er es in den achtziger Jahren die Stellen im Unternehmen von 39.000 auf 11.000 zu reduzieren, ohne eine einzige Person in die Arbeitslosigkeit zu entlassen. Die Arbeiter wurden stattdessen frühpensioniert oder umgeschult. Der frühere IG-Metall-Chef Franz Steinkühler, Hartz‘ Gegenüber in der Gewerkschaft, erzählt:

"Hartz war einer, der gesagt hat, jeder Arbeitsplatz hat ein Gesicht und ich glaube das drückt aus, was ein Arbeitsdirektor sein soll, er soll deutlich machen, dass Arbeit mit Menschen zu tun hat."

Franz Steinkühler, früherer Chef der IG-Metall

Vier-Tage-Woche eingeführt

Der Erfolg sollte sich bei der nächsten großen Herausforderung für Peter Hartz, als Manager bei der Volkswagen AG, fortschreiben. Hier verhinderte er 1994 die Entlassung von 30.000 Arbeitern durch die Einführung der Vier-Tage-Woche.

"Entweder es gelingt, die Arbeitslosigkeit zurückzuführen, oder diese Regierung hat es nicht verdient, auch nur ein einziges Mal wiedergewählt zu werden."

Peter Hartz

Der Ruf aus Berlin

Bundeskanzler Gerhard Schröder ist 2002 in einer schwierigen Situation: Viereinhalb Millionen Arbeitslose und ein Skandal in der Agentur für Arbeit. Aus seiner Zeit als Ministerpräsident in Niedersachsen und Mitglied im Aufsichtsrat bei VW, kennt er den Aufsteiger Hartz. An ihn lagert er einen Großteil seiner Probleme aus und macht ihn zum Chef der Kommission mit dem umständlichen Namen "Kommission für neue Dienstleistungen am Arbeitsmarkt". Hartz packt an - warum sollte dieses Mal etwas anders laufen, als in den Stahlhütten und bei VW? Der Einfachheit halber heißen die Reformen, die die Kommission auf den Weg bringt, bald Hartz I - IV. Es ist die größte Arbeitsmarktreform der Bundesrepublik. Aber sie spaltet die SPD und das ganze Land.

"Verantwortung, die dem Sozialstaat zugrunde liegt, ist immer Verantwortung für die Mitmenschen, Verantwortung für die anderen. Das ist eine ganz andere geistige Orientierung, als die der gegenwärtigen Politik."

Peter Hartz

Ruf ruiniert

Der Ruf von Peter Hartz geht vollends zugrunde, als 2007 herauskommt, dass seine Reformen bei VW nur gelingen konnten, weil er den Betriebsrat mit Vergünstigungen und Vergnügungen ruhig stellte. Ganz nebenbei genoss auch Hartz das Manager-Dasein mit Urlauben und dem Besuch von Prostituierten auf Kosten des Unternehmens. Er wird zu zweieinhalb Jahren Haft auf Bewährung und zu Strafzahlungen verurteilt. Sein Bundesverdienstkreuz gibt er freiwillig zurück.

Heute scheint sich Peter Hartz auf die Werte zurückzubesinnen, mit denen er einst angetreten ist. Mit bescheideneren Initiativen für Arbeitslose, will er wieder als rechtschaffener Bürger wahrgenommen werden. Das scheint ihm aber bisher nicht zu gelingen. Vielleicht liegt es tatsächlich an seinem Namen, den Hartz wegen seines großen Egos und mit viel politischer Blauäugigkeit mit den Arbeitsmarktreformen verbunden hat. Mittlerweile gibt sogar das Verb: "hartzen": Es beschreibt alle negativen Klischees über Langzeitarbeitslose.


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FreeSpeech, Mittwoch, 10.August 2016, 11:21 Uhr

4. Der Unglücksrabe

Man sollte eigentlich auch mal klarstellen, dass Peter Hartz so gar nichts mit Hartz zu tun hat.
Peter Hartz hatte nämlich bereits 2004 mit seiner Expertenkommission einen Regelsatz von 511 € errechnet. Die Verarmung kommt von wo ganz anders…
Der Regelsatz wurde nämlich von Gerhard Schröder (Boss der Bosse) seinen Sozen und den Grünen (unter Mitwirkung von Bertelsmann) in einer Nacht- und Nebelaktion brutal auf 345 € gekürzt. Und erreicht mit heute 404 € (+17,1 %) nicht mal den Satz von 2004.
Während man die Armen also noch ärmer machte, haben sich im selben Zeitraum unsere BT-Abgeordneten (natürlich vorwiegend christliche und soziale) ihre Diäten und Kostenpauschalen mal eben um 3.196,27 € (30,4 %) erhöht. Monatlich - versteht sich.
Es war ebenfalls Rot/Grün, die den Spitzensteuersatz von 53 % auf 42 % gesenkt haben und dieser “Reichensteuersatz??" bereits ab 52.152 € (monatlich 4346 €) greift. Ergebnis: Deutschland 3. Platz Weltrangliste der Milliardäre. 120 Um genau zu sein...

Udo Pablitschko, Dienstag, 09.August 2016, 13:23 Uhr

3. Ein Prost auf diesen "Selbstbediener"

Na dann:

Viel Spass beim "TANGO_KORRUPTI", "Herr" Hartz ! Haben Sie auch Ihren "Blutsbruder" von Gazprom eingeladen ? Der könnte zum "finanziellen Gelingen"
Ihrer "erotischen Jubelsause" doch sicher ein "kleines Scherflein" beitragen

Leute, die die Erde nicht braucht, Dienstag, 09.August 2016, 11:44 Uhr

2.

Einer der Personen, die in den Annalen verschwinden und nie wieder auftauchen sollten, sprich auch kein Bericht über diese mehr.

Das Leihschwein, Dienstag, 09.August 2016, 09:05 Uhr

1. Peter Hartz und VW sind Beispiele wie es in Konzernen so läuft

zwischen Vorstand, Gewerkschaften, Betriebsräte und der Landesregierung von Niedersachsen. Gekaufte Betriebsräte und von VW bezahlte Landtagsabgeordnete die doppelt kassierten, nämlich auch die Abgeordnetendiäten. Und als der Skandal aufflog wurden sie von VW finanziell aufgefangen und teilweise noch befördert.