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Der Papst aus Bayern Joseph Ratzinger wird Benedikt XVI.

Es ist kurz vor 18.00 Uhr, als auf dem Petersplatz in Rom ein Raunen durch die Menge geht: Ist das weißer Rauch, der da aus der Sixtinischen Kapelle steigt? Es dauert noch eine gute Stunde an diesem 19. April 2005, dann ist die Überraschung perfekt: Der Oberbayer Joseph Ratzinger ist Papst.

Stand: 25.04.2012 | Archiv

"Wir sind Papst" - mit dieser Schlagzeile macht eine große deutsche Boulevardzeitung die Begeisterung deutlich, die viele Menschen in Deutschland erfasst. Auch wenn Kardinal Ratzinger im Ruf steht, ein "Hardliner" zu sein, ändern bereits seine ersten Auftritte als neuer Pontifex das Image.

Viele Benedikts, viele Kritiker

Schnell fliegen Benedikt XVI. die Sympathien zu, mit seiner leisen, freundlichen Art erobert er die Herzen der Gläubigen. Auf dem Weltjugendtag in Köln glaubt man gar, durch Deutschlands Jugend wehe ein neuer spiritueller Geist. Immerhin wird 2005 bundesweit der Name Benedikt doppelt so häufig vergeben wie im Vorjahr.

Doch die Kritik am Kurs des Papstes nimmt im Lauf der Zeit wieder zu: Die meisten seiner Maßnahmen werden als Rückschritt empfunden - etwa die Wiederzulassung des lateinischen Messritus, die Betonung der Überlegenheit des katholischen Glaubens oder die Aufhebung der Exkommunikation der ultrakonservativen Piusbrüderschaft.

Ein Friedenspapst als Namensgeber

Giacomo della Chiesa, Erzbischof von Bologna, wurde im Jahr 1914 zum Papst gewählt und gab sich den Namen Benedikt XV.

"Wie willst du dich nennen?" Dieser Frage stellt sich auch Joseph Ratzinger als neuer Papst. Und seine Wahl verdeutlicht, an welche Traditionen er anknüpfen will.

Der letzte Papst mit dem Namen Benedikt geht als Friedenspapst in die Geschichte ein: Giacomo Giovanni Battista della Chiesa war Erzbischof von Bologna, bevor er 1914 zu Papst Benedikt XV. gewählt wird. Der Italiener macht sich während des Ersten Weltkriegs einen Namen als engagierter Vermittler, scheitert aber schließlich an der Ablehnung der Alliierten.

Innerkirchlich bemüht er sich darum, die Spannungen zwischen Traditionalisten und den Anhängern einer behutsamen Modernisierung zu überwinden. Benedikt XV. stirbt am 22. Januar 1922 - dreizehn Jahrhunderte nachdem der erste Papst namens Benedikt auf dem Heiligen Stuhl sitzt.


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