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Kreativer Geigenbauer aus Regensburg Instrument aus Müll und Kohlefaser

Der Regensburger Geigenbauer Joachim Funck ist experimentierfreudig. Seine Instrumente sind längst nicht nur aus Holz. Er baut Geigen aus Kohlefasern - und auf Wunsch sogar aus Müll.

Von: Katharina Häringer

Stand: 06.09.2016 | Archiv

Eine Geige aus Müll. Mit diesem Wunsch kam Straßenkünstlerin Daniela Franzen auf Geigenbauer Joachim Funck zu. Und diesen Wunsch konnte Funck erfüllen.

"Der Korpus ist aus einer alten Ölkanne und der Hals aus Holzresten. Eine Sandkastenschaufel dient als Kinnhalter, die Wirbel sind ein Rougepinsel, eine Zahnbürste und ein Kochlöffel", erzählt Funck.

Seit November in Regensburg

Der 37-jährige gelernte Geigen- und Gitarrenbauer zog im November nach Regensburg. Und mit ihm sein Ruf, ein experimentierfreudiger Geigenbauer zu sein. Die Müll-Geige hat optisch nur noch im weitesten Sinne was mit einer Violine zu tun. Aber im Klang ist sie definitiv als Geige zu erkennen.

Wenn Joachim Funck nicht gerade an Sonderaufträgen arbeitet, repariert und baut er Streich- und Zupfinstrumente - die meistens ganz traditionell aus Holz sind. Doch immer, wenn Zeit ist, bastelt er in seiner Werkstatt an Geigen aus Kohlefaser. Hier schnitzt er von Hand Positiv-Modelle für Geigenteile, woraus dann von der Firma Zonewicz Fasertechnik bei Stuttgart Negativ-Formen aus Carbon gemacht werden.

Schon früh mit Experimenten begonnen

Auf die Suche nach alternativen Materialen zu Holz machte sich Joachim Funck früh. Schon während seiner Ausbildung in England versuchte er, aus Umweltschutzgründen auf Hölzer aus dem Regenwald zu verzichten. Er ging erst zu heimischen Bäumen über, später versuchte er sich beispielsweise an Plastik-Griffbrettern. Auf Kohlefaser brachte ihn ein Kunde, als er gerade bei der Musikinstrumentenfirma mezzo-forte in Bielefeld arbeitete. Er entwickelte daraufhin für die Firma die ersten Kohlefasergeigen. 2015 der erste Erfolg: Die Kohlefasergeige bekam den deutschen Musikinstrumentenpreis auf der Frankfurter Musikmesse. Mit diesem Instrument will er drei bestechende Eigenschaften umsetzen. "Schön wäre ein ganz leichtes Instrument, das gut resoniert, aber stabil ist", sagt Funck.

Kohlefaser kann Holz ersetzen

Die Kohlefaserinstrumente, die bislang auf dem Markt sind, sind ihm noch nicht gut genug. Und Funck glaubt fest daran, dass sich aus Kohlefaser noch mehr rausholen lässt - vor allem mehr Klang. Aber schon jetzt könnte seiner Meinung nach eine Kohlefaser-Geige ein guter Ersatz für eine aus Holz sein. 

"Ich glaube, dass man im Blindtest nicht auseinanderhalten könnte, ob es ein Holzinstrument ist oder aus Kohlefaser. Man spürt es am Hals, es ist ein anderes Instrument, hat ein bisschen eine andere Haptik. Aber wie es klingt und wie man es spielt, da gibt es keinen großen Unterschied. Und das, wo sich die Kohlefaser-Geige von der Geige aus Holz hauptsächlich unterscheidet, ist, dass sie Klima-unempfindlich ist und dass man sie auch im Regen spielen kann."

Geigenbauer Joachim Funck

Eines ist sicher: Joachim Funck wird weiter experimentieren. Und auch neue Instrumente aus Müll kann er sich vorstellen.


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websaurier, Donnerstag, 15.September 2016, 16:21 Uhr

2. Genial !


Nicht nur kreativ, sondern auch genial!

Hans Holtz, Mittwoch, 14.September 2016, 17:02 Uhr

1. Interessanter Beitrag.

Wenn sie gut klingen, dann große Hochachtung!