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Mutmaßlicher IS-Unterstützer Wollte er siebenjährigen Buben zum Kindersoldaten ausbilden?

Er soll einen Anschlag auf eine Synagoge in Berlin geplant haben. Zudem wollte er offenbar aus einem siebenjährigen Bub einen Kindersoldaten machen. Vor dem Oberlandesgericht München schweigt der mutmaßliche IS-Unterstützer aus Würzburg.

Von: Josef Röhmel

Stand: 20.02.2018 | Archiv

München: Ein wegen Anschlagsplanungen und der Misshandlung von Schutzbefohlenen Angeklagter (M) aus Syrien wird im Oberlandesgericht in den Verhandlungssaal geführt.  | Bild: dpa-Bildfunk/Sven Hoppe

Der angeklagte 30-jährige Syrer macht einen entspannten Eindruck, als er den Gerichtsaal betritt. Der Medizinstudent aus Würzburg trägt seine Haare kurz geschnitten, ist glatt rasiert. Er wirkt eher wie der nette Nachbar von nebenan, nicht wie ein IS-Terrorist. Aber das, was ihm vorgeworfen wird, wiegt schwer. Sein Opfer war zwischen Juni 2014 und November 2015 der damals erst sieben Jahre alte Sohn seiner Lebensgefährtin. Der Angeklagte habe dem Bub IS-Propagandavideos gezeigt, sagt Joachim Ettenhofer, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft München.  

"Auf diesen zehn Videos ist zu sehen wie Kinder Kampfhandlungen für den IS vornehmen, auf andere Menschen schießen und selbst erschossen werden."

Joachim Ettenhofer, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft München  

Ein Siebenjähriger als Kindersoldat

Immer wieder zeigen Terrorgruppen wie der IS Kinder mit Waffe in der Hand. Immer wieder werden Kinder in solchen Videos  auch verprügelt. Die Dschihadisten vermitteln damit den Eindruck, Kinder würden hart gemacht für einen Einsatz im Namen des Terrors. Auch der angeklagte Syrer, so die Generalstaatsanwaltschaft München, wollte aus dem Siebenjährigen offenbar einen Kindersoldaten machen.  

"Der Angeklagte soll dem Buben in mindestens fünf Fällen mit einem Holzstock auf den Bauch geschlagen haben, um ihn für den Einsatz beim IS zu trainieren. Der Bub hat dabei Blutergüsse und erhebliche Schmerzen erlitten."

Joachim Ettenhofer, Sprecher Generalstaatsanwaltschaft München   

Medizinstudent in Würzburg

Der 30-Jährige erzählte dem Gericht aus seinem Leben. Zum Beispiel, dass er in Syrien studiert habe. Und dass er gegen Machthaber Assad protestiert habe. Aufgrund der Teilnahme an den regimekritischen Protesten sei er dann verhaftet und gefoltert worden. Unter anderem deshalb sei er 2012 mit einem Visum nach Deutschland gereist, berichtet der Syrer, der an der Würzburger Uni als Medizinstudent eingeschrieben war und seit Ende 2016 in Untersuchungshaft sitzt.  Einer seiner beiden Verteidiger, Achim Groepper ,tritt zwar vor die Kameras und Mikrophone, will sich aber nicht zu den Vorwürfen äußern. Ebensowenig der Angeklagte selbst.

"Er hat sich dargestellt, dass er in einem toleranten religiösen Rahmen groß geworden ist. Das ist so allgemein auch in diesem Stadium des Verfahrens noch nachvollziehbar und keine Aussage zur Sache. Aber zur fanatischen oder möglicherweise weniger fanatischen Einstellung religiöser Art, ist heute nichts gesagt worden."

Achim Groepper, Verteidiger des Angeklagten

Anleitung zum Bombenbau aus dem Internet

Sein Mandant, so der Verteidiger, werde sich im Laufe des Prozesses mit hoher Wahrscheinlichkeit zu den Vorwürfen äußern. Der Syrer soll Bekannte dazu gedrängt haben, Anschläge im Namen des IS zu begehen. Zudem soll sich der Mann eine Anleitung zum Bombenbau im Internet besorgt haben. Er plante offenbar einen Anschlag auf eine Synagoge in Berlin. Als Beweis dient den Ermittlern unter anderem eine ausführliche Auswertung seiner Mail- und Whatsapp-Kontakte.

"Aufgrund dieser Basis gehe ich davon aus, dass wir damit konfrontiert werden, was als Beweismittel eingeführt werden wird. Und er entsprechend Stellung dazu nehmen wird."

Achim Groepper, Verteidiger des Angeklagten

Auch Freundin sollte Anschläge verüben

Auch die Lebensgefährtin des Syrers, die sich inzwischen von ihm getrennt hat, soll als Zeugin aussagen. Laut Anklage wollte der 30-Jährige, dass sie nach Syrien zum IS geht und dort einen Selbstmordanschlag verübt.

Der Syrer war 2016 in Würzburg zu fünf Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt worden, weil er seine Lebensgefährtin nach der Trennung bedroht und geschlagen hatte. Damals hätte er mit einem Strafbefehl wegkommen können, er bestand aber auf einem Prozess. Dieses Mal dürfte es für ihn schwieriger sein, glimpflich davon zu kommen.


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