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Messerattacke auf Oktoberfest Inhaftierter Zeuge gibt Falschaussage zu

Vor dem Münchner Schwurgericht hat ein Mann heute gestanden, dass er von einem Hamburger Millionär zur Falschaussage angestiftet worden war. Der Millionär wurde gestern verhaftet, als er seine Freundin in der JVA Stadelheim besuchen wollte.

Von: Oliver Bendixen

Stand: 20.07.2016

Das Oktoberfest in der Abenddämmerung | Bild: pa/dpa/Andreas Gebert

Ganz plastisch hat der 32-Jährige heute Vormittag vor Gericht beschrieben, wie er zu seiner Falschaussage gekommen ist. Der Mann, der eine IT-Firma hat und in der Schweiz lebt, ist in Mallorca von einem Unbekannten angesprochen worden, ob er denn nicht in diesem Messerstecherei-Prozess aussagen möchte. Mit dieser Aussage sollte er die Angeklagte Millionärsfreundin Melanie M. entlasten. 100.000 Euro seien ihm da geboten worden. Falls die Angeklagte aus der Haft freikomme, hätte es noch mal 100.000 Euro drauf gegeben.

Zeuge war real noch nie auf der Wiesn

Der 32-Jährige sollte nach Österreich fahren, um für das Treffen GPS-Daten zu bekommen, die ihn dann zu einem Gasthof führten. Dort hat er dann auch tatsächlich Unterlagen bekommen, quasi ein kleines Drehbuch für seine Aussage, wo er bei der Messerstecherei gestanden haben und was er gehört haben soll. Dazu gab es noch ein Foto vom Tatort beim Käferzelt und dann – damit die Aussage noch besser klappt – hat er sich im Internet einen Lageplan vom Oktoberfest rausgesucht und für seine Aussage genau angeschaut.

Das hat er auch dringend machen müssen, denn auf die Frage des Richters "Waren Sie denn überhaupt schon mal auf der Wiesn?" war die knappe Antwort: "Nein!". Vor seiner Falschaussage hatte er sich noch einmal mit den Anwälten der Angeklagten getroffen und ist schließlich vor Gericht aufgetreten. Der Mann sitzt jetzt in U-Haft; ihn erwartet ein Prozess wegen uneidlicher Falschaussage.

Der Mann hatte ausgesagt, er habe an dem betreffenden Abend auf dem Oktoberfest 2015 gesehen, wie ein Mann die Angeklagte vor dem Käferzelt angegriffen habe; nach seiner Aussage habe der später mit dem Messer verletzte Kraftfahrer die Frau sogar gegen den Kopf geschlagen.

Die Millionärsfreundin Melanie M. ist wegen versuchten Mordes auf dem Oktoberfest 2015 angeklagt. Die Frau hat bereits gestanden, einen Wiesngast mit einem Klappmesser lebensgefährlich verletzt zu haben, der sich rassistisch über den Ex-Fußball-Nationalspieler Patrick Owomoyela geäußert habe. Der Kraftfahrer aus Poing soll sie so fest am Arm gepackt haben, dass sie sich bedroht gefühlt und ein Klappmesser gezückt habe. Laut Verteidigung war dies Notwehr.


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