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Nazi-Auktion in München Hiltlers Socken unter dem Hammer

In München kommen am Samstag Devotionalien von Hitler und Göring unter den Hammer. Opfergruppen finden die Auktion geschmacklos und skandalös.

Von: Ulrich Trebbin

Stand: 18.06.2016

Auktionshammer | Bild: picture-alliance/dpa

Es handelt sich um Adolf Hitlers Socken, Reichsmarschall Hermann Görings Seidenunterhose und um die Messingkapsel, in der Göring die Zyankali-Dosis für seinen Selbstmord aufbewahrt hat. Überlebende des Holocaust finden es geschmacklos, dass mit Habseligkeiten von Kriegsverbrechern Geld verdient wird. Historiker und Museumsfachleute halten es für wichtig, solche Exponate in den historischen Kontext einzubetten und nicht für Gänsehauteffekte zu missbrauchen.

Hoher Marktwert von Görings Zyankali-Kapsel

"In den historischen Kontext einbetten - das können eigentlich nur Museen und Dokumentationszentren. Und es ist eine Grundsatzproblematik, dass diese Häuser sozusagen gezwungen sind, solche Exponate im Zweifelsfall zu kaufen, nur weil so etwas auf den Markt geschwemmt wird und sehr teuer ist. Wenn wir nicht kaufen, dann geht das vielleicht an private Sammler, die damit einen Kult betreiben. Das wollen wir unter gar keinen Umständen!"

Axel Drecoll, Institut für Zeitgeschichte, Leiter der Dokumentation Obersalzberg

Hermann Göring

Das Auktionshaus Hermann Historica in München sieht sich durchaus der Wissenschaft verpflichtet. Allerdings dürfte es nur von geringem wissenschaftlichem Wert sein, dass Hermann Görings Unterhose eine Bundweite von 114 Zentimetern hat oder was auf Hitlers Röntgenaufnahme zu sehen ist.

Interessant sind die meisten Artikel wohl nur für Devotionalien-Jäger. Es scheint großes Interesse an solchen Objekten zu geben, denn ihr Marktwert ist beträchtlich: Bei Görings Messingkapsel liegt das Mindestgebot bei 25.000 Euro.

"Offensichtlich ist die Faszination an diesen Persönlichkeiten so groß, dass die Leute eben doch, um ein Stück dieses Hitlers oder dieses Görings selbst zu Hause haben zu können, bereit sind, entsprechende Summen für diese Gegenstände zu bezahlen."

Axel Drecoll, Institut für Zeitgeschichte, Leiter der Dokumentation Obersalzberg

Keine verfassungsfeindlichen Symbole

Auktionshaus Hermann Historica

Juristisch kann man gegen die Auktion nicht vorgehen, denn es handelt sich nicht um verfassungsfeindliche Symbole, die in der Öffentlichkeit gezeigt würden - da sind sich Stadt und Freistaat einig. Die persönlichen Gegenstände der NS-Größen stammen angeblich aus der Sammlung eines US-Arztes, der beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess für die Gesundheit der Angeklagten zuständig war. Das Auktionshaus beantwortet keinerlei Anfragen von Journalisten: Man habe schlechte Erfahrungen mit der Presse gemacht.


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