NSU-Prozess


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42. Verhandlungstag, 2.10. Emotionaler Appell an Beate Zschäpe

Im NSU-Prozess hat die Mutter des Kasseler Mordopfers Halit Yozgat sehr persönliche Worte an Beate Zschäpe gerichtet. Sie sagte: "Denken Sie bitte immer daran, dass ich nicht schlafen kann." Zschäpe solle zur Aufklärung beitragen.

Stand: 07.10.2013 | Archiv

Ayse Yozgat wandte sich direkt an Zschäpe: "Sie sind auch eine Dame. Ich spreche als Mutter von Halit Yozgat. Ich bitte Sie, dass Sie all diese Vorfälle aufklären. Weil Sie eine Frau sind, denke ich, dass die Frauen sich gegenseitig verstehen." Dann sagte die Mutter des ermordeten Halit Yozgat weiter, dass sie seit dem Mord an ihrem Sohn immer nur zwei Stunden lang schlafen könne. "Jeder kann Straftaten begehen, aber ich bitte Sie um Aufklärung." Der 21-jährige Halit Yozgat wurde der Anklage zufolge am 6. April 2006 von den Neonazi-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in seinem Internetcafé in Kassel erschossen.

Zschäpe hört aufmerksam zu

Überraschungsbesuch: Generalbundesanwalt Harald Range (links) und OLG Präsident Karl Huber

Im Gerichtssaal übersetzte ein Dolmetscher die Worte der verzweifelten Mutter: "Befreien Sie mich bitte von diesen Gefühlen, denn ich fühle mich sehr stark beeinträchtigt. Denken Sie bitte immer an mich, wenn Sie sich ins Bett legen. Denken Sie daran, dass ich nicht schlafen kann." Es war der erste derartige Appell an die Angeklagte. Zschäpe hat in den bisherigen 41 Verhandlungstagen stets geschwiegen. Nach Auskunft ihrer Anwälte soll es auch künftig so bleiben. Sie schien Asye Yozgat aufmerksam zuzuhören. Kerzengerade saß sie auf ihrem Stuhl und verharrte dort.

"Guten Morgen sehr geehrter Richter, sehr geehrte Bundesanwälte, sehr geehrte Nebenkläger, sehr geehrte Zuschauer. Mein Name ist Ayse Yozgat, Mutter von Halit Yozgat.

Mein Appell richtet sich an Frau Zschäpe: Sie sind auch eine Dame. Ich spreche als Mutter, als Mutter von Halit Yozgat. Ich bitte Sie, dass Sie all diese Vorfälle aufklären. Weil Sie eine Frau sind denke ich, dass die Frauen sich gegenseitig verstehen. Seit sieben Jahren schlafe ich nur zwei Stunden. Ich konnte nie richtig schlafen. Ich denke immer warum konnte das geschehen. Jeder kann Straftaten begehen, aber ich bitte Sie um Aufklärung. Befreien Sie mich bitte von diesen Gefühlen, denn ich fühle mich sehr stark beeinträchtigt. Nicht, dass Sie die Sünden von anderen übernehmen. Ich bedanke mich.

Frau Zschäpe: Denken Sie bitte immer an mich, wenn Sie sich ins Bett legen. Denken Sie bitte immer daran, dass ich nicht schlafen kann. Ich danke Ihnen allen."

Aussage von Ayse Yozgat, der Mutter des in Kassel ermordeten Halit Yozgat (Mitschriften der Gerichtsreporter und Terrorismusexperten Heike Borufka, Tim Aßmann und Holger Schmidt)

"Er hat keine Antwort gegeben"

Außerdem sind weitere Zeugen gehört worden, darunter der Ehemann der Dortmunder Zeugin, die Zschäpe unmittelbar vor dem Mord dort gesehen haben will. Wie schon seine Frau berichtete er von Grabungen auf dem Nachbargrundstück im Jahr 2005, die ihn beunruhigt hätten. Seine Aussagen brachten aber nichts Neues und waren teilweise nicht schlüssig. Es bleibt also unklar, ob tatsächlich Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe auf dem von der Belastungszeugin beobachteten Nachbargrundstück waren.

Der Mord im Internetcafé

Halit Yozgat wurde der Anklage zufolge am 6. April 2006 von den Neonazi-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt erschossen. Er war das neunte Opfer der Mordserie an türkisch- und griechischstämmigen Geschäftsleuten.

Beate Zschäpe ist als Mittäterin an sämtlichen Anschlägen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) angeklagt. Sie soll für die legale Fassade des Trios gesorgt haben.


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