NSU-Prozess


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Mammutverfahren Vor einem Jahr begann der NSU-Prozess

Seit 6. Mai 2013 müssen sich Beate Zschäpe und vier weitere Männer vor dem Oberlandesgericht München verantworten. Der 6. Mai 2014 war der 110. Verhandlungstag in diesem Mammutverfahren - und brachte zugleich eine Premiere.

Stand: 06.05.2014 | Archiv

Es war 9.56 Uhr am 6. Mai 2013, also genau vor einem Jahr, als Beate Zschäpe mit eiligen Schritten den Verhandlungssaal A 101 des Strafjustizzentrums in München betrat. Die Frau, die als Hauptangeklagte in diesem Verfahren und als einzige Überlebende des "Nationalsozialistischen Untergrunds" zur Verantwortung gezogen wird. Und auch die Frau, die bis heute vor Gericht schweigt. Im Prozess sollen die Hintergründe zu den Taten des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) und die mögliche Schuld von Beate Zschäpe und den anderen vier Angeklagten ergründet werden.

Nach einer halben Stunde ist Schluss

An diesem 110. Verhandlungstag gab es zugleich nicht viel zu verhandeln. Wegen Unwohlsein der Hauptangeklagten fiel der Tag nahezu komplett aus. Nach mehreren Pausen, stundenlangen Verzögerungen, einem längeren juristischen Disput und einem Befangenheitsantrag gegen einen Gerichtsarzt entschied der Vorsitzende Richter Manfred Götzl am Nachmittag, den Prozess zu unterbrechen. Bereits am Vormittag - nach nur einer guten halben Stunde - hatte Zschäpe über Unwohlsein geklagt. Als Grund für die Übelkeit habe Zschäpe eine Nachricht angegeben, die sie unmittelbar vor Sitzungsbeginn erhalten habe, zitierte Götzl einen Gerichtsarzt, der in der Mittagspause Kontakt mit Zschäpe hatte. Die Folge war eine juristische Auseinandersetzung zwischen Gericht, Verteidigung und Bundesanwaltschaft, ob Zschäpes Vorführung angeordnet werden soll. Zschäpes Verteidiger stellten im Namen Zschäpes einen Befangenheitsantrag gegen den Arzt, weil dieser teilweise die Unwahrheit gesagt habe. Daraufhin entschied sich Götzl schließlich für die Unterbrechung des Prozesses.

Prozessende nicht vor 2015

Die Anklage wirft Zschäpe Mittäterschaft an zehn Morden vor, neun davon an Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einen an einer Polizistin. Am Verfahren beteiligt sind mehr als 90 Nebenkläger und am Ende wohl weit über 600 Zeugen - Ausmaße, die ihresgleichen in der deutschen Nachkriegsgeschichte suchen. Es gilt als wahrscheinlich, dass er bis ins Jahr 2015 dauert.


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