NSU-Prozess


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70. Verhandlungstag 19.12.2013 "Kinderlieb und fürsorglich"

Im NSU-Prozess hat Siegfried Mundlos, Vater des toten Uwe Mundlos, die NSU-Hauptangeklagte Beate Zschäpe als kinderlieb und fürsorglich beschrieben. Von Ausländerfeindlichkeit habe er nichts gemerkt.

Stand: 19.12.2013 | Archiv

Nach der kontroversen Aussage des Vaters von Uwe Mundlos ist es am Donnerstag im NSU-Prozess zu Diskussionen über die Deutungshoheit gekommen: Während Opferanwälte den Auftritt des Vaters kritisierten, sahen die Verteidiger von Beate Zschäpe positive Aspekte für ihre Mandantin. Der Vaters des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos gab am Donnerstag erneut dem Verfassungsschutz eine Mitschuld daran, dass sein Sohn in die rechte Szene abgeglitten ist. Rechte Konzerte und Demonstrationen wären "so nicht möglich gewesen, wenn nicht eine finanzielle Unterstützung vom Verfassungsschutz gegeben worden wäre".

"Zschäpe nicht der rechten Szene zugeordnet"

Von Beate Zschäpe zeichnete Mundlos ein durchweg positives Bild. Sie habe sich "rührend" um das Kind seiner Cousine gekümmert, dessen Vater aus Bulgarien kam. "Von Ausländerfeindlichkeit habe ich nicht etwas gespürt", sagte Mundlos. Er habe sie anfangs äußerlich eher der linken Szene zugeordnet und gehofft, sie könnte einen positiven Einfluss auf seinen Sohn haben, der schon Anfang der 1990er Jahre in Springerstiefeln und Bomberjacke herumlief. Ähnlich hatte - einige Verhandlungstage zuvor - auch die Mutter von Uwe Böhnhardt erzählt, dass sie sich gefreut habe, als ihr Sohn mit Beate Zschäpe zusammen kam.

Kontroverse Interpretationen

Opferanwälte kritisierten, Mundlos' Aussage sei geprägt durch das Bemühen, "jede Verantwortung für die Straftaten des NSU von seinem Sohn abzuwehren". Wenn er seinen Sohn in eine Reihe mit den Opfern des NSU stelle, werde deutlich, "dass er jeden Bezug zur Realität verloren hat", sagte Nebenklageanwalt Alexander Hoffmann. Dies sei einem verzweifelten Vater zuzugestehen, müsse sich aber auf die Bewertung der Zeugenaussage auswirken. Zschäpes Verteidigerin Anja Sturm betonte hingegen, Mundlos habe bekundet, was er mitbekommen habe: Er habe Zschäpe als "freundliche, sehr kinderliebe Person geschildert".


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