NSU-Prozess


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64. Verhandlungstag, 04.12.2013 V-Mann mit Erinnerungslücken

Das Gericht hat sich zuletzt weiter bemüht, die Rolle des ehemaligen Verfassungsschützers Andreas T. beim Mord an Halit Yozgat in Kassel zu klären. Doch es gab wenig Erhellendes.

Stand: 05.12.2013 | Archiv

Der 33-Jährige Gebäudereiniger war bis 2007 V-Mann des hessischen Verfassungsschutzes. Er soll die Rolle des Verfassungsschützers Andreas T. erhellen. Wie schon Andreas T. hat er sich zuletzt immer wieder auf Erinnerungslücken berufen. Erst nach Vorhaltungen des Richters berichtete er von einem letzten Treffen mit Andreas T. Sein V-Mann-Führer sei nervös geworden und habe angefangen zu stottern, als er ihn auf den Mord angesprochen habe. Kurz darauf sei ihm mitgeteilt worden, dass T. beurlaubt worden sei.

T. war nach dem Mord in Kassel selbst unter Tatverdacht geraten. Er saß 2006 im hinteren Raum des Internet-Cafés in Kassel, in dem der 21-jährige Yozgat ermordet wurde. Seine Anwesenheit war Anlass für Spekulationen - er hatte sich nicht als Zeuge bei der Polizei gemeldet und kurz vor der Tat mit einem Informanten aus der rechten Szene telefoniert. Das Verfahren gegen ihn wurde eingestellt.

T. gab an, nichts von dem Mord mitbekommen zu haben. Er habe sich auch später nicht als Zeuge gemeldet aus Angst, seine Frau könne von seinen Besuchen in Internet-Flirtforen erfahren. In seiner Vernehmung am Dienstag hatte er sich in Widersprüche verwickelt - ob er möglicherweise wissentlich die Unwahrheit gesagt hatte, war ihm jedoch nicht nachzuweisen.

Unzuverlässiger V-Mann-Führer

Benjamin G. schilderte "Alex" als recht unzuverlässigen V-Mann-Führer, der immer wieder Termine vergaß - vor allem, wenn G. sein Geld bekommen sollte. Um was es bei dem Telefonat am Tag des Mordes ging, konnte G. nicht mehr sagen. Auch, was den letzten Kontakt mit T. anging, blieb G. vage. Zunächst sagte er, es sei ein Telefonat gewesen, dann erinnerte er sich doch an ein Treffen in einem Restaurant.

Der Mord an Halit Yozgat am 6. April 2006 war der letzte von insgesamt neun Morden an Geschäftsleuten, die aus der Türkei und Griechenland stammten. Insgesamt werden dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge zur Last gelegt. Beate Zschäpe, die derzeit in München vor Gericht steht, ist als Mittäterin an allen Anschlägen angeklagt.


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