NSU-Prozess


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60. Verhandlungstag, 26.11.2013 "Frau Zschäpe war die Hauswirtschafterin"

Mehrfach machten die mutmaßlichen NSU-Terroristen Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos Ferien auf Fehmarn. Am 60. Verhandlungstag sagte vor dem OLG München eine damalige Nachbarin als Zeugin aus, dass die Frau des Trios als "Hauswirtschafterin" fungiert habe.

Stand: 26.11.2013 | Archiv

Uwe Mundlos, Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt (v.l.n.r.) | Bild: picture-alliance/dpa

"Wir haben nebeneinander gewohnt, Wohnwagen an Wohnwagen", berichtete die Zeugin Karin M. Es habe sich eine rege Bekanntschaft entwickelt. "Wir hatten jeden Tag Kontakt", ergänzte ihr Ehemann Christian. "Irgendetwas hat man schon zusammen gemacht." Angefangen habe die Bekanntschaft im Sommerurlaub 2007 auf einem Campingplatz damit, dass die drei eines Abends vorbeikamen, weil sie Partner beim Doppelkopf suchten.

"Konnten gut mit Kindern"

In den folgenden Jahren traf das Ehepaar M. "Gerry", "Max" und "Lise" jeden Sommer - immer auf demselben Campingplatz. "Sehr freundschaftlich" sei der Kontakt gewesen, so Karin M., auch ihre Kinder hätten sich gut mit den dreien verstanden.

"Mit Kindern konnten die unheimlich gut umgehen, egal welcher Altersklasse, weil die immer mal 'nen Joke gemacht haben, oder sie mit den Boot mitgenommen."

Eine Urlaubsbekanntschaft über das NSU-Trio

Hinweise auf Zschäpes Rolle

Aufgefallen sei dem Ehepaar M., dass die drei immer in bar zahlten. Einmal habe "Max" - Uwe Mundlos - mehrere hundert Euro für ein Surfbrett und Segel hingelegt. "Das ist mir aufgefallen, weil ich das mit Karte bezahlt hätte", sagte Christian M. Zschäpe habe das Geld verwaltet, sagte seine Frau.

"Frau Zschäpe war immer die Hauswirtschafterin, hat Essen bereitet, Salat geschnibbelt, Schaschlik aufgespießt. (...) Sie hat die beiden bemuttert."

Eine Urlaubsbekanntschaft über das NSU-Trio

Für die Anklage sind die Aussagen der Urlaubsfreunde wichtig, weil es um Zschäpes Rolle innerhalb der Gruppe geht. Die Bundesanwaltschaft wirft ihr Mittäterschaft an sämtlichen Attentaten des NSU vor, darunter zehn Morde.

"Ich glaube es immer noch nicht"

Auch der psychiatrische Sachverständige Henning Saß wollte wissen, ob es jemanden gab, der in der Gruppe den Ton angab, "Es war ausgeglichen", meinte Karin M. "Max" habe den Ton angegeben, wenn es um Sport ging, "Gerry", wenn es um Handwerkliches ging, "Lise" beim Essen und Kochen. "Jeder hat das eingebracht, was er am besten konnte." Umso größer sei der Schock gewesen, als im November 2011 der NSU aufflog und die Bilder der drei in den Medien waren.

"Ich war platt, ich hätte es im Leben nicht geglaubt, und ich glaube es noch immer nicht. Ich hätte mir nicht vorstellen können, wie man sich so täuschen kann."

Eine Urlaubsbekanntschaft über das NSU-Trio


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