NSU-Prozess


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NSU-Prozess in München Verteidiger beantragen Freilassung Wohllebens

Im NSU-Prozess haben die Anwälte von Ralf Wohlleben dessen Entlassung aus der Untersuchungshaft gefordert. Die Verteidiger begründen dies mit der aus ihrer Sicht überlangen Dauer der Verhandlung gegen den Angeklagten.

Stand: 26.05.2014 | Archiv

Der Angeklagte Ralf Wohlleben kommt am 28.04.2014 in den Gerichtssaal | Bild: picture-alliance/dpa

Wohllebens Verteidigerin Nicole Schneiders sagte, ihr Mandant sitze seit zweieinhalb Jahren in U-Haft. Deshalb sei das Oberlandesgericht zur Beschleunigung verpflichtet. Trotzdem habe es wichtige Zeugen immer noch nicht vernommen, ohne die die Herkunft der Tatwaffe nicht geklärt werden könne. Wohlleben ist der Beihilfe an den fremdenfeindlichen Morden des NSU angeklagt. Laut Bundesanwaltschaft soll er die Pistole organisiert haben, mit der die rechtsextremen Terroristen neun Menschen ermordet haben.

Sowohl das Gericht als auch die Bundesanwaltschaft hatten eine solchen Antrag bereits seit längerer Zeit erwartet. Es geht um die Aufhebung des Haftbefehls oder zumindest um dessen Aussetzung. Außer Wohlleben befindet sich von den fünf Angeklagten nur noch Beate Zschäpe in Haft.

Mäßige Aussicht auf Erfolg

Die Aussicht auf einen Erfolg des Antrags bewerten Prozessbeobachter allerdings skeptisch. Denn gerade in den letzten Wochen gab es vor Gericht mehrere Aussagen, die die Unterstützungshandlungen Wohllebens für das NSU-Trio bestätigten und seine Beteiligung an der Beschaffung der Ceska-Tatwaffe.

Handy-Daten sollen Terrorhelfer entlarven

Zuvor hatte ein Experte des Bundeskriminalamts vor dem Münchner Oberlandesgericht berichtet, wie das untergetauchte Trio Kontakt mit dem als Helfer mitangeklagten André E. hielt. Mehrere Beamte hatten Handys, Speicherkarten und weitere Datenträger ausgewertet und waren dabei auch auf zahlreiche Verbindungsdaten und SMS-Nachrichten von E. und seiner Ehefrau gestoßen.

Der Beamte berichtete, auf einem der Handys eine SMS mit dem Inhalt "Ich fahr' grad Lisl und Geri wo hin" gefunden zu haben. Lisl gilt den Ermittlern als Pseudonym für Beate Zschäpe, Geri für Uwe Böhnhardt. Der Mitangeklagte soll die SMS knapp ein Jahr vor dem Auffliegen des Trios im November 2011 an seine Frau geschickt haben. Auffällig sei, dass sich für die Tage nach dem 4. November 2011, an dem sich Uwe Mundlos und Böhnhardt in einem Wohnwagen umgebracht hatten, keine Nachrichten auf den Handys der Familie E. fanden.

Am selben Tag hatte E. die Hauptangeklagte Beate Zschäpe zum Bahnhof in Zwickau gebracht. Zschäpe war dann mehrere Tage scheinbar ziellos mit der Bahn in Deutschland unterwegs. Die Ermittler vermuten, dass sie auch von unterwegs Kontakt zu André E. und seiner Frau hielt. Nachrichten seien offenbar nachträglich gelöscht worden.


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