NSU-Prozess


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404. Verhandlungstag, 11.1.2018 Weitere Verzögerung: Nebenklage-Plädoyers nicht beendet

Eigentlich hätte es heute der Abschluss der Nebenklage-Plädoyers werden können, doch wieder einmal kam alles ganz anders. Nebenklage-Anwalt Yavuz Narin, der die Münchner Familie Boulgarides vertritt, konnte sein Schlusswort wieder nicht halten.

Von: Eckhart Querner

Stand: 11.01.2018 | Archiv

Eckhart Querner | Bild: BR/Julia Müller

11 Januar

Donnerstag, 11. Januar 2018

So ging es heute – wie bereits in den vergangenen Tagen - um den Gesundheitszustand des Angeklagten Ralf Wohlleben. Er hat Bandscheibenprobleme und nimmt Schmerzmittel, seine Verhandlungsfähigkeit ist offensichtlich eingeschränkt.

Schutzwürdige Interessen

Sein Verteidiger Klemke beantragte „für die Dauer der Erörterung des Gesundheitszustandes von Herrn Wohlleben, die Öffentlichkeit auszuschließen“. Details zur Erkrankung eines Angeklagten müssen nicht in der Öffentlichkeit erörtert werden. Wegen solcher schutzwürdiger Interessen mussten heute Besucher und Journalisten den Gerichtssaal vorübergehend verlassen. Nach mehreren Unterbrechungen verkündete Richter Götzl am Mittag öffentlich, erst nächste Woche weiterzuverhandeln.

Neuer Beweisantrag

Obwohl die Beweisaufnahme im NSU-Verfahren seit Monaten abgeschlossen ist, hat die Verteidigung Wohlleben erneut einen Beweisantrag eingereicht. Darin geht es um die Beschaffung der Mordwaffe vom Typ Ceska 83. Die Wohlleben-Anwälte behaupten, nachweisen zu können, dass die Waffe nicht über den Mitangeklagten Carsten S. und über Wohlleben an die NSU-Terroristen Böhnhardt und Mundlos gelangte, sondern über einen anderen Weg. Der Versuch einer Entlastung Wohllebens.

Neue Verhandlungstermine

Sollte das Gericht in die Beweisaufnahme zurückkehren, könnte das den Prozess erneut verzögern. Passend dazu wurde am Rande des Verfahrens bekannt, dass der 6. Strafsenat inzwischen Verhandlungstermine bis in den Januar 2019 vorhält - eine wohl nur vorsorgliche Maßnahme des Gerichts. Dass diese Termine tatsächlich benötigt werden, will der Gerichtsreporter nach allen Verzögerungen der letzten Monate allerdings auch nicht mehr ausschließen.


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