NSU-Prozess


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248. Verhandlungstag, 8.12.2015 Die "Zschäpe-Show"

Es hätte einer der spannendsten Verhandlungstage seit Beginn des NSU-Prozesses werden sollen: Beate Zschäpe, die mutmaßliche NSU-Terroristin, wollte endlich ihr Schweigen brechen. Aber es kam mal wieder anders.

Von: Eva Frisch

Stand: 08.12.2015 | Archiv

Eva Frisch | Bild: Bayerischer Rundfunk

08 Dezember

Dienstag, 08. Dezember 2015

Denn die Hauptangeklagte im NSU-Prozess wollte heute keine Erklärung abgeben. Der Termin sei morgen, so ihr Verteidiger Mathias Grasel. Aber warum nicht heute? Eine Boulevardzeitung spricht von einem "Nervenzusammenbruch" Zschäpes im Gefängnis. Nur sah Beate Zschäpe heute morgen überhaupt nicht nach Nervenzusammenbruch aus. Sie plauderte im Gerichtssaal mit ihrem Pflichtverteidiger Grasel, wirkte guter Dinge.

"Gericht am Nasenring"

"Wir haben es mit der Launenhaftigkeit dieser Dame zu tun", sagte Opferanwalt Mehmet Daimagüler. Das sei die "Zschäpe-Show". Ihm gefalle gar nicht, dass Zschäpe mit ihrem Hin und Her versuche, das Gericht am Nasenring herumzuführen, so Daimagüler. Einige Angehörige der NSU-Opfer saßen bereits heute im Gerichtssaal. Für Zschäpes Erklärung waren sie extra angereist. Auch Gamze Kubasik - ihr Vater war 2006 in Dortmund von den NSU-Terroristen ermordet worden. Das Hin und Her in Sachen Erklärung trifft die junge Frau. "Ich muss sagen, dass ich in mir eine sehr große Enttäuschung habe", sagte sie heute Mittag.

"Schlag ins Gesicht der Opfer"

Gamze Kubasik wünscht sich - wie die vielen anderen Angehörigen der NSU-Opfer - endlich Aufklärung. Aber sie knüpfe keine große Hoffnung an Zschäpes Erklärung: "Ich glaube, dass da nicht die Wahrheit gesagt wird." Auch Mehmet Daimagüler ist skeptisch. Zschäpe hat ankündigen lassen, dass sie keine Fragen der Nebenkläger beantworten werde. "Das ist ein Schlag ins Gesicht der Opfer", sagte der Opferanwalt. Für ihn agiere Zschäpe mit ihrer Erklärung taktisch. "Alles deutet darauf hin, dass hier nicht geplant ist, reinen Tisch zu machen." Gamze Kubasik wird auch morgen wieder im Gerichtssaal sitzen. Sie wünscht sich eine hundertprozentige Aufklärung des Mordes an ihrem Vater. "Aber ich weiß, das wird nie passieren", sagt sie.


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