NSU-Prozess


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Tageszusammenfassung, 225. Tag, 2.9.15 Zschäpe bleibt beim Schweigen

Nach vier Wochen Sommerpause ist die Beweisaufnahme im NSU-Prozess ungehindert fortgesetzt worden. Beate Zschäpes neuer, vierter Pflichtverteidiger Mathias Grasel, ließ keine radikal veränderte Strategie der Hauptangeklagten erkennen.

Von: Ina Krauß

Stand: 02.09.2015 | Archiv

Beate Zschäpe und Mathias Grasel | Bild: dpa/Peter Kneffel

Grasel hatte im Vorfeld des 225. Verhandlungstages gegenüber Journalisten gesagt, er werde während der Sommerpause mit Zschäpe besprechen, ob es künftig Erklärungen oder andere Einlassungen geben wird. Zschäpe schweigt bisher im NSU-Prozess. Und tat dies auch heute. Aber - anders als vor der Sommerpause - mischte sich ihr neuer Pflichtverteidiger aktiv in die Verhandlung ein, stellte Fragen an die Zeugen und gab eine kurze Erklärung zu einer Aussage ab. Die anderen drei Verteidiger, Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm schwiegen.

Zeugenaussage lässt Fragen offen

Zwickau, Frühlingsstraße 26: letzte Wohnung des NSU-Trios, mutmaßlich von Zschäpe in Brand gesetzt

Als Zeuge wurde am 225. Verhandlungstag ein 29-jährige Autoverkäufer aus Zwickau gehört. Er war am 26. Juni 2011 zur Frühlingsstraße 26 gerufen worden, um einen Fahrgast abzuholen. Dort, vor der letzten Wohnung des mutmaßlichen NSU-Trios, stieg Zschäpe zu und ließ sich zum Hauptbahnhof fahren. Nach kurzer Wartezeit stiegen zwei Männer mit einer Tasche zu und es ging zurück in die Frühlingsstraße. Im November 2011, als der NSU aufflog, erkannte der Taxifahrer seine drei Fahrgäste in den Nachrichten wieder und berichtete am folgenden Tag bei der Polizei von der Fahrt. Auf Fotos erkannte er Zschäpe, Uwe Böhnhardt und "Uwe Mundstuhl", wie der Zeuge Uwe Mundlos fälschlicherweise nannte.

Die aktuelle Aussage des Taxifahrers im NSU-Prozess passte allerdings nur teilweise mit dem Protokoll seiner damaligen Aussage bei der Polizei überein. Im Anschluss der Vernehmung erklärte Grasel, die Zeugenaussage sei schwerlich mit der Aussage einer BKA-Beamtin in Einklang zu bringen, der zufolge Zschäpe an diesem Tag nach Haste in Niedersachsen gefahren sein soll, um den ebenfalls angeklagten Holger G. zu treffen und von ihm einen Pass für das im Untergrund lebende Trio abzuholen.

Jugendfreund belastet Zschäpe und Wohlleben

Zum dritten Mal vor dem Oberlandesgericht München erschien ein früherer Freund von Zschäpe als Zeuge vor dem NSU-Prozess. Kay S. hatte Zschäpe und vor allem den ebenfalls angeklagten Ralf Wohlleben schwer belastet. Dessen Verteidiger Olaf Klemke beantragte die Vereidigung von Kay S. Der Senat lehnte dies ab.


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