NSU-Prozess


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195. Verhandlungstag, 25.03.2015 Ein lebenslanges Trauma

Gundula F. konnte lange Zeit keine Bankfiliale mehr betreten. Denn die ehemalige Sparkassenangestellte wurde damals - wahrscheinlich von einem Mitglied des NSU - schwer misshandelt. Ein Trauma, das ihr Leben für immer verändert hat.

Von: Eva Frisch

Stand: 25.03.2015 | Archiv

Eva Frisch | Bild: Bayerischer Rundfunk

25 März

Mittwoch, 25. März 2015

Vor dem heutigen Tag hat sich die Zeugin gefürchtet, wird sie später aussagen. Davor, dass sie das Erlebte, die Brutalität noch einmal vor so vielen Leuten im NSU-Prozess schildern muss. Und auch dass damit alles wieder hochkommen würde. Gundula F. erzählt in knappen Sätzen was sie am 7.9.2011 in der Sparkasse in Arnstadt erlebte. 

Fünf, sechs Mal schlägt er zu

Zwei maskierte und bewaffnete Männer – nach Erkenntnissen der Ermittler handelt es sich dabei um Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt – stürmen in die Bank, schreien "Überfall" und verlangen Geld.

Ohne ein Wort zu Gundula F. zu sagen, reißt einer der Männer das Telefon von ihrem Schreibtisch und schlägt auf die wehrlose Sparkassenangestellte ein - fünf, sechs Mal. Die Frau versucht die Schläge abzuwehren. Vergeblich. Der Mann mit der Maske und der Kapuze über dem Kopf prügelt weiter mit voller Wucht auf sie ein. Ihre Kollegen finden sie später blutüberströmt, eine klaffende Wunde am Kopf.

Bankangestellte schwer traumatisiert

Die Brutalität der Täter schockiert - auch uns Reporter. Selbst nach 195 Tagen NSU-Prozess fühlt es sich beklemmend an, was Gundula F. beschreibt. Nicht nur die bangen Minuten des Banküberfalls, sondern auch die Zeit danach: Monate in denen die schwer traumatisierte Frau wieder zurück ins Leben finden muss.

Das Haus zu verlassen muss sie erst wieder lernen

Am Anfang kann sie nicht einmal das Haus verlassen. Einkaufen, spazieren gehen  - das alles muss sie mit einer Psychologin erst wieder lernen. Lange ist es für sie unmöglich eine Bank zu betreten. Denn dann kommt die Erinnerung an die Schläge und die Täter wieder. Es geht ihr richtig schlecht. Und wir da oben auf den Presseplätzen spüren, dass der brutale Banküberfall ihr Leben für immer verändert hat.

 


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