NSU-Prozess


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181. Verhandlungstag, 03.02.2015 Die drei Affen von Chemnitz

Auch dieser Verhandlungstag zeigt: Dass sich das Terrortrio in Chemnitz versteckte, war in der Neonaziszene ein offenes Geheimnis. Trotzdem flogen sie nicht auf.

Von: Tim Aßmann

Stand: 03.02.2015 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR

03 Februar

Dienstag, 03. Februar 2015

Nix hören, nix sehen, nix sagen. Das Drei-Affen-Prinzip war am Beispiel von Chemnitzer Szenezeugen schon häufiger im NSU-Prozess zu beobachten. Heute war es mal wieder soweit. Enrico R. kannte Beate Zschäpe und Uwe Mundlos schon Anfang der 1990er-Jahre. Dann verlor er sie aus den Augen - er war rund drei Jahre in Haft. 1998 traf er sie dann wieder. In Chemnitz. Auch Uwe Böhnhardt war dabei. Das Trio war auf der Flucht. Warum? Das will Enrico R. angeblich nicht interessiert haben. Er wisse nicht mehr worüber gesprochen wurde, sagte er nun im Zeugenstand.

Trio bewegte sich frei in Chemnitz

Das die gesuchten Rechtsterroristen sich länger in Chemnitz versteckten und aus der dortigen Neonazi-Szene umfangreich unterstützt wurden, will Enrico R. angeblich erst nachträglich erfahren haben. Bei einer Vernehmung durch die Polizei sagte er, das Trio sei die ganze Zeit in Chemnitz unterwegs gewesen. Dieser Eindruck blieb auch nach anderen Zeugenvernehmungen. So suchte ein zentraler Unterstützer nach Wohnungen für die gesuchten Rechtsterroristen und fragte bei mehreren jungen Chemnitzer Neonazis nach. Im Gerichtsaal drängt sich bei diesen Schilderungen immer wieder die gleiche Frage auf: Wie konnte das alles den Behörden verborgen bleiben?


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