NSU-Prozess


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156. Verhandlungstag, 06.11.2014 Dortmunder Neonazis als Zeugen

Haben Dortmunder Neonazis das NSU-Mordopfer Mehmet Kubasik ausgespäht? Das wollen die Nebenkläger im NSU-Prozess wissen und haben darum beantragt, einen Thüringer Zielfahnder und zwei Dortmunder Neonazis zu vernehmen.

Stand: 06.11.2014 | Archiv

Oliver Bendixen | Bild: Bayerischer Rundfunk

06 November

Donnerstag, 06. November 2014

Vieles spricht dafür, dass die NSU-Mörder an einigen Tatorten Helfer vor Ort hatten – Unterstützer , die Opfer auskundschafteten und Mitwisser , die den Killer bei Flucht halfen. Beweise , wer diese rechten Gesinnungsgenossen waren, fanden sich an den bisherigen Prozesstage nur wenige  - und vor allem keine konkreten Spur und Namen. Am heutigen 156. Verhandlungstag holten acht Anwälte der Nebenklage noch einmal richtig aus und präsentierten dem Gericht ein ganzes Bündel von Anträge, das Licht in das Umweld des NSU bringen soll.

Dortmunder Neonazis beteiligt an Kubasik-Mord?

Konkret geht es um den Mord an dem Kioskbesitzer Mehmet Kubasik in der Dortmunder Nordstadt 2006. Mindestens sechs Angehörige der harten rechten Szene in Nordrhein-Westfalen lebten damals im Umkreis von weniger als einem Kilometer rund um den Tatort des Mordes- Mitglieder von Blood-and-honour oder von Combat18. Und ausgerechnet in diesen Kreisen wurde damals heftig diskutiert, ob man nicht mit Anschlägen auf Migranten und alternative Projekte ein Fanal für die „vaterländische Sache“ setzen solle. In einem der Anträge nannte die Rechtsanwältin Antonia von der Behrens zahlreiche Namen – auch von Mitgliedern von Rechts-Rockbands aus der Umgebung von Dortmund. Darunter waren auch die Namen von vorbestraften rechten Gewalttätern , die sich im nahen Belgien immer wieder mit scharfen Schusswaffen eingedeckt und die auch an  Gesinnungsgenossen weitergeben hatten. Und es habe Querverbindungen zu dem im NSU-Prozess angeklagten Ralf Wohleben gegeben – und möglicherweise zur Hauptangeklagten Beate Zschäpe. Das geht – so die Anwältin – aus einem Briefwechsel Zschäpes mit einem in Norddeutschland inhaftierten anderen Neonazi hervor.
 
Über die sehr ausführlichen Beweisanträge will der Strafsenat des Münchner Oberlandesgerichts nun in den kommenden Tagen entscheiden. Dass der die Anträge rundweg ablehnt , scheint eher unwahrscheinlich. Die Hinweise auf eine Unterstützer-Szene des NSU in Dortmund waren da doch zu konkret. Es könnte also durchaus sein , dass die dortige Neonazi-Szene demnächst mit einem Gruppenticket nach München reisen muss um sich dort Fragen des Gerichts zu stellen. Wahrscheinlich aber ist , dass die meisten dieser Zeugen - immer wenn es um Beate Zschäpe und die beiden Uwes geht- nur noch schwarze Löcher in ihren Hirnen finden. Von diesem Erinnerungsschwund waren bisher fast allen Rechten befallen , denen das Münchner Oberlandesgericht eine Zeugenladung  ins Haus geschickt hatte. 


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