NSU-Prozess


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153. Verhandlungstag, 22.10.2014 Déjà vu mit Zschäpe nach 18 Jahren

Am 153. Verhandlungstag im NSU-Prozess waren Zeugen geladen, die vor 18 Jahren mit Beate Zschäpe im Zusammenhang mit anderen Ermittlungen schon einmal zu tun gehabt hatten. Sei sei damals stramm rechts aufgetreten, erinnerte sich eine Polizeibeamtin.

Von: Oliver Bendixen

Stand: 22.10.2014 | Archiv

Oliver Bendixen | Bild: Bayerischer Rundfunk

22 Oktober

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Am Ende des 153. Verhandlungstages wurde es richtig skurril - und der Senatsvorsitzende Manfred Götzl verlor fast die Fassung. Hatte doch einer der Nebenklageanwälte beantragt, die Zeugen des heutigen Tages noch einmal einem Experten vorzustellen. Der solle dann überprüfen, ob die von den drei Polizisten vorgebrachten Erinnerungslücken an Vorgänge vor 18 Jahren nun glaubhaft sind oder nicht. "Wollen Sie dem Gericht unterstellen, dass es die Glaubwürdigkeit von Zeugen nicht selbst beurteilen kann", fuhr ihn der Vorsitzende Richter an, worauf der Anwalt rasch zurückzurudern begann.

Zeugin: "Zschäpe selbstbewusst"

Alle drei hatten 1996 Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben vernommen. Da waren die aber nicht die Hauptangeklagten in einem Terrorprozess, sondern Randfiguren der rechten Szene in Thüringen. Es ging um die Frage, ob Uwe Böhnhardt eine Puppe mit zwei Davidsternen an das Geländer einer Autobahnbrücke gehängt hatte. Die Polizei hatte damals den Verdacht, die Neonazis würden sich nach Absprache gegenseitig das jeweils passende Alibi liefern. Böhnhardt wurde in erster Instanz verurteilt und im zweiten Prozess freigesprochen. Der Fall ging erst als Nebenschauplatz rechter Umtriebe in die Geschichte der ostdeutschen Neonaziszene ein. An Details der Vernehmungen konnten sich die drei Polizisten nur schemenhaft erinnern. Eine Kriminalerin gab immerhin zu Protokoll, Zschäpe sei damals durchaus selbstbewusst aufgetreten und habe aus ihrer stramm rechten Gesinnung keinen Hehl gemacht.

"Die kenn' ich doch"

Der Frage, wie rechte Mitläufern zu gewalttätigen Terroristen mutierten, kam man hier aber auch nicht näher. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass das menschliche Hirn nicht alles zu speichern in der Lage ist. Dass sie Zschäpe noch einmal begegnen würden, hätten sich die drei Kriminaler aus Thüringen nicht träumen lassen. Als 2011 der NSU aufgedeckt wurde und Zschäpes Bild in die Zeitungen kam, war für die Vernehmungsbeamtin alles klar: "Die kenn' ich doch!" 


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